7. Kapitel - Draco P.o.V ✔️

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Ich liess meinen getrübten Blick auf meinem leeren Teller ruhen, das Herz schlug in regelmässigen Abständen während meine Gedanken laut in meinem Kopf schrieen. Plötzlich machte sich doch ein mulmiges Gefühl in mir breit, was daher kam, dass ich mir ein Gespräch mit Granger all die letzten Wochen ganz anders ausgemalt hatte. Mit mehr Ruhe und mehr Zeit; vielleicht gar erst um die Weihnachtszeit und sicherlich nicht unter den Augen der ganzen Schülerschaft.

Meine Finger der linken Hand umfassten die kühle Gabel aus altem Silber, verkrampften sich, wodurch man die Knöchel weiss unter der dünnen Haut hervortreten sehen konnte, lockerte sich und spielte dieses Spiel solange, bis im Kopf etwas Ruhe herrschte. Langsam löste ich meinen Blick aus der Starre, in welcher ich mich die letzten Minuten in Sicherheit wog, versuchte alles um mich auszublenden, und liess ihn zu Blaise zu meiner Rechten wandern. Sein rechter Mundwinkel hob sich leicht, was ein geniales, leicht verwogenes Lächeln ergab. Die dunkelbraunen, gar schwarzen, Augen schienen mir sagen zu wollen, dass er zu jeder Zeit und in jeder Situation hinter mir steht.

Ich reckte das Kinn in die Höh und nickte kurz. Malfoy, dachte ich, sei ein Mann, sei ein stolzer Mann, erhebe dich und sprich mit deinen früheren Feinden. Verlieren kannst du nichts, versuchte ich mir selbst Mut zu machen. Leider war Mut keine der grossen Stärken unter uns Schlangen. Ich beobachtete Pansy, welche mir gegenüber sass. Nichts an ihr erinnerte an die kleine Szene im Zug, ihr kurzes Haar umrundete ihr Gesicht zärtlich während ihr vor Leben und Enthusiasmus strotzender Blick auf der Gruppe der uns allerliebsten Gryffindorschülern lag. Sie wendete den Blick ab und sah nun stattdessen mich fragend an. Ich nickte, denn ich wusste, dass es soweit war. Ich musste das tun. Ich erhob mich scheinbar in Zeitlupentempo von meinem Platz, legte meine Serviette feinsäuberlich gefaltet neben mein Teller auf den Tisch. Einen kurzen Moment stand ich still, liess meinen Blick ein letztes Mal über die Menge wandern, bevor ich mit stolzer Haltung dem Slytherintisch entlang in Richtung Einangshalle davon ging. Blaise war mir dicht auf den Fersen, ungewöhnlicherweise folgte er mir ohne einen Mucks von sich zu geben.

Ich bemerkte, wie einzelne Blicke von neugierigen Mitschülern auf mir lagen, waren wir Slytherins doch noch immer nicht von unseren Fehlern während der Schlacht rein gewaschen. Und auch ich war nebst dem berühmten Harry Potter kein unbekanntes Gesicht unter der Schüler- und Lehrerschaft. Am Kopfe des Tisches wendeten wir und spazierten dem Gang zwischen unserem und dem Tisch der Gryffindors zu unseren Freunden zurück. Erst jetzt bemerkte ich, wie still es in der grossen Halle geworden war. Theo schenkte mir ein schiefes Lächeln, als wir bei ihnen angekommen unsere Blicke auf Granger und ihre Freunde richteten. Zu viert steuerten wir auf unser Ziel zu.

Wie man schon von weitem sehen konnte waren die zwei Rotschöpfe, Potter und die kleine Besserwisserin in ein angeregtes Gespräch verwickelt und blendeten somit alles und jeden voll und ganz aus. Im Gegensatz zu unseren Zielobjekten, schien es den restlichen Gryffindors langsam zu dämmern, auf wen wir zu steuerten. Als wir nur noch wenige Schritte entfernt waren, hob Potter seinen Kopf, geradezu so als hätte er unsere Anwesenheit gespürt. Er rückte seine Brille zurecht, während er uns ohne grosse Emotionen musterte. Er wirkte gar desinteressiert, was ich so nicht erwartet hatte. In meinem Kopf gab es schon ein riesiges Drama mit hochrotem Köpfen und haufenweise Kraftausdrücken, so wie früher. Als wir nun hinter Granger und der Potter Freundin zu stehen kamen, huschte der Ausdruck der Verwunderung über sein Gesicht.

"Malfoy", begrüsste mich Potter kühl, unpassend zu der Verwunderung in seinem Gesicht, welche kein Platz für einen kalten Blick zuliess.

Die jüngste Weasley drehte sich nun auch zu uns. Ihr Blick fiel auf Blaise, welche sie keine Sekunde später anlächelte.

"Blaise", sprach sie mit sanfter Stimme aus. Mir schenkte sie einen kurzen Blick und ein Nicken, doch ihre Gesichtszüge zeigten derweil nichts anderes als Neutralität. Während die Sekunden ohne weitere Worte vergingen, hob sie eine Augenbraue leicht an. Die Gryffindor neben ihr verkrampfte sich dagegen immer mehr. Mein Name löste ihn ihr sichtlich nur schlechtes aus. Ich wusste, dass das nicht einfach werden würde und wahrscheinlich hätte ich am besten meinen eigenen Vorstellungen folgen sollen. Ich warf uns alle hier gleich ins kalte Wasser. Ich rieb mit meine feuchten Handflächen kurz über den schwarzen Hosenstoff. Mit höchster Wahrscheinlichkeit machte sich der Bücherwurm innerlich schon auf einen Schwall an Beleidigungen gefasst, ebenso Weaselbee, welcher, wie ich gerade bemerkte, die Hand welche auf der Tischplatte lag zu einer Faust ballte.

Ich hielt einen Moment inne, tischte meine Emotionen und dann zogen sich meine Mundwinkel zu einem verschmitzten Grinsen nach oben. Ich werde sie vollkommen überraschen, es hat eigentlich gar nichts schlechtes, einfach mal auf meine Freunde zu hören, dachte ich bei mir.

"Granger?", fragte ich in einem ruhigen Ton. Die Angesprochene entspanne sich leicht und drehte sich im Sitzen zu mir um. Ich konnte eine Spur Neugierde in ihrem Blick erkennen, als sie zu mir hoch sah. Ich löste unseren kurzen Blickkontakt und lies meinen Blick einen kurzen Moment über sie wandern. Mir fielen Dinge auf, die ich die letzten Jahre nicht beachtete und in meinem Kopf nisteten sich Gedanken ein, die man in solchen Situationen nicht haben sollte. Beispielsweise der Gedanke, dass sie, wenn sie ihren Umhang nicht streberhaft bis ganz nach oben geschlossen hätte und sich auch allgemein etwas freizügiger kleiden würde, mir wundervolle Aussichten bieten würde. Sie räusperte sich. Ich blickte auf und wendete ertappt meinen Blick ab. Gesammelt nahm ich allen Mut zusammen und bereitete mich darauf vor meine Gedanken laut auszusprechen.

"Granger, ich bin hier um mich bei dir zu entschuldigen! Was ich die letzten Jahre alles getan habe, bereue ich. Ich hab in den vergangenen Monaten eingesehen, welch dummen Ansichten und Idealen ich folgte", erklärte ich mit ruhiger und leiser Stimme.

Sie lachte ungläubig auf. Es war ein hohes, für sie unpassendes, Lachen, nicht wirklich schön, doch aber auch nicht, wie es vielleicht bei Anderen der Fall gewesen wäre, nervig. Doch an sich hatte ich nicht mit so einer Reaktion gerechnet, vielleicht war es doch zu gewagt, von Beginn und ohne Vorbereitung an gleich aufs Ganze zu gehen.

Als sie meinen überraschten Gesichtsausdruck sah, hielt sie inne. Ihre Miene versteinerte sich, während ihr Blick auf mir lag, unruhig hin und her wanderte, als suche sie nach etwas ganz Bestimmtem.

"Du meinst das ernst?", fragte sie ungläubig mit leiser Stimme und fuhr sich dabei durch die braunen Locken.

"Bei Merlins pinken Unterhosen, du kannst das doch nicht ernst meinen.... Was ich damit sagen will; du kannst doch nicht so naiv sein. Denn das ist es! Es ist naiv von dir, zu glauben, dass ein nettes 'Entschuldigung' reichen würde um all deine Taten und all deine Beleidigungen, welche zu bemerken nicht nur mir sondern auch meinen Freunden galten, wieder gut zu machen. Ich nehme deine Entschuldigung nicht an, denn du meinst es auf keinen Fall ernst. Wahrscheinlich ist all das nur eine eurer Slytherinwetten, ein dummer Scherz. Malfoy. Du bist kein guter Mensch. Nein, ich würde sogar sagen, dass du ein schlechter Mensch bist, und sowas sage ich normalerweise nicht. Deine Entscheidungen, das Dunkle Mal auf deinem Arm, es zeigt uns, wie durch und durch schlecht du bist. Vielleicht werde ich dir verzeihen können, wenn ich durch gute Taten deinerseits sehen kann, dass du es wirklich ernst meinst. Doch ob dies wirklich passiert, steht in den Sternen."

Ein flaues Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Ich hatte gewusst, dass sie mich wahrscheinlich hasste. Es war ihr nicht zu verdenken, doch all diese Gedanken nun zu hören, es war erschütternd. Sie war doch immer das Mädchen, welches sonst in jedem Menschen etwas Gutes zu sehen scheint, ausser in mir. Jede Regel braucht wohl seine Ausnahmen. Ich fuhr mir mit der Hand über den Nacken, schloss kurz die Augen und atmete den Duft unseres Zuhause ein.
Dabei schwor ich mir, ihr zu beweisen, dass ich nicht dieser schlechte Mensch bin, welcher sie in mir zu sehen glaubt.

"Ich werde dich davon überzeugen, wie ernst ich es meine!", gab ich ihr mit fester Stimme zur Antwort und schenkte ihr ein ehrliches Lächeln. In meinem Herzen kämpfte eine mir unbekannte Kraft um den Platz der ihr gebührt; die Kraft des Willens im Leben etwas zu schaffen.

Hermine P.o.V

"Ich werde dich davon überzeugen, wie ernst ich es meine!", antwortete er mir.

Und das Lächeln, welches er mir schenkte war wundervoll. Mir wurde dämmernd bewusst, dass ich ihn noch nie ehrlich lächeln sah und auf keinen Fall hatte ich mir jemals zu träumen gewagt, dass dieses erste Lächeln, welches ich von ihm sehen werde, mir galt. Es war ein Lächeln, einfach in seiner Art, doch so wunderbar, da darin kein Hohn oder Arroganz strotzte, sondern nur die Freundlichkeit es zu dem machte, was es war.

Bevor er mit seinen Freunden davon schritt, nickte er mir noch einmal zu. Im gleichen Moment fiel mir das Gemurmel an unserem Tisch auf. Einzelnen warf ich einen bösen Blick zu.

"Habt ihr kein eigens Leben!", blaffte ich in die Runde.

Heiii❤️

Nächste Frage an euch, lest ihr gerne?

Wenn ja, welches Buch lest ihr gerade?

Narben (Dramione) (wird überarbeitet - überarbeitete Kapitel sind markiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt