11. Kapitel - Hermine P.o.V

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Die Stunden verflogen, allmählich wurden die Tage kürzer und die Nächte länger. Draussen verloren die Bäume ihre Blätter und auch die Vögel waren Richtung Süden aufgebrochen.

Es waren nun zwei ganze Wochen seit Malfoys kleiner Rede vergangen. Jedes Mal wenn ich darüber nachdachte kam ich zum gleichen Schluss. Und ich hatte die vergangenen Wochen oft darüber nachgedacht.

Ich glaubte ihm nicht.

Und ich konnte ihm nicht so einfach verzeihen, nicht nach allem was war. Vielleicht waren die Sätze, welche ich ihm an den Kopf geworfen hatte, zu hart. Aber die Wahrheit ist hart.
Und er konnte ruhig wissen, was ich von ihm dachte. Ich bereue nicht das Geringste.

Die letzten zwei Wochen war ich ihm und seinen Slytherin Freunden zum Glück nicht viel begegnet, natürlich hatten wir ab und zu zusammen Unterricht. Dort sassen wir jedoch meist weit weg von den Vieren am anderen Ende des Klassenzimmers.

Wenn es sich so traf, dass ich zeitgleich wie er zu einem Zimmer kam, hielt er mir meist die Türe auf und schenkte mir ein Lächeln. Mehr aber auch nicht.

Falls er mir so zeigen will, dass er es ernst meint und seine früheren Taten wirklich bereut, dann kann er noch lange darauf warten, dass ich ihm verzeihe. Dies zeigte wieder einmal wie naiv und von sich selbst überzeugt er ist.

Er hat doch keine Ahnung was Schmerz bedeutet. Er kennt den Schmerz, den Wörter verursachen können nicht.
Er kennt den Schmerz der Folter nicht. Er kennt den Schmerz nicht, den man fühlt, wenn man jemand Geliebtes verliert. Und nach diesem Schmerz, den ich erlebt hatte, konnte ich ihm nicht einfach so verzeihen.
Auch wenn ich wollte, es ginge nicht.

Es zeugt ausserdem von Glück, das er einen Freund wie Blaise hat. Einen Freund, welcher für ihn einstand, wenn er nicht da war. Einer der mir mehrere Mal erklärt hatte, das ich Malfoy glauben konnte. Ich konnte es jedoch nicht. Nicht ohne Beweise. Nicht ohne eine wirkliche Veränderung zu sehen.

Blaise war dieses Jahr ausserordentlich gesprächig. Ich hatte erwartet, dass sein Redeschwall am ersten Abend eine Ausnahme war und er die folgende Zeit wieder der Alte sein würde.

Distanziert und ruhig.

Überraschenderweise war dem nicht so. In Arithmantik und Alte Runen setzte er sich neuerdings immer neben mich und machte auch während des Unterrichts kleine Scherze oder fing über irgendwelchen Unsinn an zu philosophieren. Worunter bedauerlicherweise nicht nur seine, sondern auch meine Leistung, litt.

Einen Blick auf meine Uhr verriet mir, das ich viel zu spät war. Ich hätte vor einer halben Stunde bei Ginny im Schulsprecherturm sein sollen. Da ich aber Neville noch eine der Aufgabe aus dem Fach Verwandlung, welche ihm grosse Probleme bereitete, erklären musste - Oder auch erklären wollte, er war schliesslich ein guter Freund. -, hatte ich vollkommen die Zeit, welche in neuerdings zu rasen schien, vergessen.

Hoffentlich war Ginny mir nicht all zu böse, denn ich wusste wie sehr sie Unpünktlichkeit hasste.

So hastete ich jetzt durch die Gänge und war froh als ich endlich vor Snapes Porträt, hinter welchem sich der Schulsprechergemeinschaftsraum verbarg, zu stehen kam. Nachdem ich das Passwort gesagt hatte, liess unserer ehemaliger Professor das Porträt zur Seite schwingen und ich konnte eintreten.

Narben (Dramione) (wird überarbeitet - überarbeitete Kapitel sind markiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt