-28- Nehmt euch nen Zimmer

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Finn POV


Tick, tack, tick, tack, tick, tack, tick... Schon komisch, irgendwie kann ich nicht einschlafen. Naja eigentlich ist es auch kein Wunder, denn so ereignissreich, wie dieser Tag war, fällt es auch echt schwer zur Ruhe zu kommen. Ich muss schmunzeln. Alex ist echt süß und meine Eltern sind so toll... Aber irgendwie läuft das Alles zu gut... Ich weiß nicht warum ich so denke, aber mal ehrlich: Wann im Leben ist etwas einfach mal nur gut? Also gut, ohne dass schon gleich eine neue Katastrophe naht?

Ich schiebe die Gedanken beiseite. Was sich aber nicht beiseite schieben lässt ist die Frage, wie es jetzt weitergehen soll. Das ist alles irgendwie so ungewohnt und neu für mich und ich hab Angst davor, dass Alex es sofort öffentlich machen möchte. Aber ich weiß nicht ob ich schon so weit bin, es komplett öffentlich zu machen. Was würde zum Beispiel Timo dazu sagen...? SHIT! Den hatte ich ja über das Alles total vergessen! Vielleicht sollte ich mich mal wieder mit ihm treffen und quatschen. Aber andererseits... Was ist, wenn mich das Alles jetzt so stark verändert hat, dass er sofort merkt, dass ich schwul bin? Bin ich das überhaupt? Ich meine ja, ich fühle mich extrem angezogen von Alex, aber wenn er nicht wäre, würde ich vielleicht auch Freundinnen haben... Ach keine Ahnung, das ist mir irgendwie zu kompliziert um darüber nachzudenken... Und so mache ich leise meine Anlage an und schaffe es dann doch, dass ich wegschlummere.


*am nächsten Mittwoch*


"Es tut mir Leid, Alex, aber mir geht das noch zu schnell."

"Aber Schatz, ich würde es am Liebsten der ganzen Welt herausposaunen, dass du miner bist."

"Ich doch auch, aber ich will das geplant machen. Ich will nicht, dass ich geoutet werde, weil wir zu unvorsichtig waren..."

"Ja, ich weiß, es war verdammt knapp, aber kannst du dir überhaupt vorstellen, wie schwer es ist, dich die ganze Zeit neben mir sitzen zu haben und dich nichtmal unter dem Tisch berühren zu dürfen?"

"Ja denkst du denn mir fällt das nicht schwer?"

"Wenn du mich ganz ehrlich fragst: Ich weiß es nicht."

"Oha, das sitzt."

"Ach Schatz, so war das doch nicht gemeint..."

"Oh doch, das war es, da brauchst du dich gar nicht rausreden. Es wäre nur schön zu wissen, warum du so denkst."

"Weißt du, ich habe das Gefühl, dass du viel zu sehr damit beschäftigt bist zu überlegen, wer was wann wie und wo mitbekommen könnte anstatt dich um die eigentliche Sache zu kümmern, verstehst du was ich meine?"

"Nicht ganz. Ich verbringe doch ganz bviel Zeit mit dir, ich war die letzte Woche fast jeden Nachmittag mit dir zusammen und da war es doch schön oder nicht? Hast du es anders erlebt?"

"Ja, wenn wir bei einem von uns waren war alles schön und zauberhaft, aber sobald wir draußen waren, hast du dich erstmal stundenlang umgeguckt bis ich auch nur dich küssen durfte. Siehst du: du tust es schon wieder!"

Wir stehen gerade etwas abseits auf dem Schulhof und wiir reden schon ziemlich lang miteinander. Ich hatte nur Sorge, dass es irgendjemandem auffällt, dass wir schon so lange hier zusammen sind, aber niemand scheint sich dafür zu interessieren, weswegen ich mich wieder Alex widme, der mit einem leicht verzweifelten Gesicht und hängenden Schultern vor mir steht.

"Schatz, glaub mir, du bist mir echt wichtig geworden, aber für mich ist das alles so unglaublich neu und verwirrend und ich weiß noch nicht richtig, wie ich damit umgehen soll, dass ich jetzt schwul bin."

"Denk doch nicht so in Schubladen. Wenn du dich zu mir hingezogen fühlst, dann akzeptiere das doch. Und versuch nicht so doll darüber nachzudenken, welches Etikett du dir aufkleben darfst. Du bist gerade mit mir zusammen und das ist das Einzige was zählt. Und was ich da unten zwischen den Beinen habe ist doch erstmal total unwichtig für die Frage ob du mit mir zusammen sein möchtest oder nicht. Entscheident ist, was du hier drin...", er tippt auf meine linke Brust, "...spürst und ob du da drinnen Platz für mich hast."

"Hilft es dir, wenn ich dir heute verspreche, dass ich mich noch diese Woche outen werde?"

"Nicht unbedingt... Klar, das wäre unglaublich schön, wenn wir ungestört zusammen in der Öffentlichkeit sein könnten, aber ganz ehrlich: Ich möchte viel lieber, dass du dich akzeptierst. Denn wenn du dich jetzt outest, ohne dich zu akzeptieren, so wie du bist, dann wird das nur Probleme bringen... Ich will dich nicht unter Druck setzen."

"Oh man, womit hab ich dich verdient?"

"Oh Gott, bitte nicht so schnulzig, das hält man ja im Kopf nicht aus.", sagt er und zieht mich lachend in eine Umarmung. Kurz versteife ich mich, aber Alex flüstert mir zu, dass ich mich entspannen soll und schließlich schließe ich meine Augen, spüre auf die Berührung hin und werde tatsächlich ein bisschen lockerer. Als ich die Augen jedoch wieder öffnen, sehe ich, wie Timo auf uns zu läuft und für meine Begriffe etwas zu laut ruft: "Hey, nehmt euch doch nen Zimmer."


So oder andersrum (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt