-4- Doppelte Irritation

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Bis zu Alex ist es wirklich nicht weit. Er wohnt zwei Querstraßen weiter in einem von außen recht ansprechenden Haus. Ich stehe gerade vor dem Gartentor und frage mich gerade ob in diesem riesigen Haus mit drei Geschossen wirklich nur er, sein Bruder und seine Eltern wohnen. Auf einmal geht oben im dritten Stock ein Fenster auf und Alex' Gesicht schaut raus und grinst mich frech an.

"Willst du nur glotzen oder willst du auch reinkommen?"

Ich bin erstmal etwas perplex und weiß nicht direkt, was ich antworten soll. Das macht aber nichts, da Alex schon vom Fenster verschwunden ist und ich ein Summen vom Gartentor höre. Ich drücke dagegen und die Tür geht auf und gibt den Blick auf eine ebenfalls geöffnete Tür frei, in der aber ein grinsender Alex steht. Und jetzt die ganz klassische Nummer: du kennst jemanden noch nicht so lange, ihr versteht euch aber gut. Wie begrüßt ihr euch? Während ich noch darüber grübele ob ich ihm jetzt einen Handschlag oder eine Umarmung geben soll, ergreift er die Initiative und umarmt mich mehr oder weniger kurz. Während ich ihm umarme nehme ich einen ganz dezenten Geruch war, der mir irgendwoher bekannt vorkommt. Ich kann allerdings nicht zuordnen, wem dieser Duft sonst nachhängt. Ist ja auch egal, jedenfalls bittest mich Alex herein.

"Magst du was trinken?"

"Wenn du auch was nimmst..."

"Cola, okay?"

"Jawohl"

Er schnappt sich zwei Gläser und die cola und geht mir voraus, ich folge ihm und schaue mich unauffällig um. Also Geld haben die hier, das kann man deutlich sehen, aber es ist sehr angenehm, dass Alex bisher nicht so damit geprahlt hat. Ich persönlich finde sowas immer sehr unangenehm, aber dem war ja nicht so.

"Also, das hier ist das Zimmer von meinem Bruder Jan", er zeigt auf eine verschlossene Tür, "und das hier ist mein Reich."

Während er sprach drehte er sich mit ausgebreiteten Armen in seinem Zimmer einmal um die eigene Achse.

"Schön hast du's hier. Ich find dein Bett echt nice."

Bei besagtem Bett handelt es sich um ein augenscheinlich aus Pappe bestehendem Bett. Ich find die Idee total interessant und frage mich, wie man darauf schläft.

"Haha, danke, hör ich öfter. Nein Spaß, ist ganz okay hier und ja mein Bett ist der absolute Hammer. Das quietscht beim...", Er wackelt mit den Augenbrauen, "...im Vergleich zu anderen Betten."

Äh..., Ja...., So genau wollte ich das eigentlich gar nicht wissen.

"Jetzt guck nicht so wie nen Auto ohne Licht. War nur einer meiner unlustigen Witze"

Während er das gesagt hatte, hat er sich auf's Bett gesetzt und mir mit einer Handbewegung zu verstehen gegeben, dass ich mich setzen soll, was ich auch umgehend tue.

In der darauffolgenden Stunde haben wir die ganze Zeit vor der Glatze gehockt und FIFA14 gezockt. Alex schaut mich immer mal wieder von der Seite her an und wenn ich zu ihm rübergucke, dreht er seinen Kopf ganz schnell weg. Ich muss sagen, dass das ziemlich merkwürdig ist...

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"Manno, mit dir macht das echt keinen Spaß!"

Während es sich draußen immer weiter zuzog hatten Alex und ich fast zwei Stunden nur vor der Konsole gehockt und FIFA gespielt. Sehr zu meiner Freude stellte ich fest, dass ich eindeutig der Bessere von uns Beiden war. Darüber ärgert sich Alex so tierisch, dass er jetzt seinen Controller irgendwohin gefeuert hatte und nen bockiges Gesicht macht.

"Ach Kleiner, vielleicht gewinnst du nächstes Mal.", sagte ich, konnte aber mein Schmunzeln kaum verbergen.

"Jaja, mach dich nur über mich lustig! Aber wart's ab, ich werde dich irgendwann besiegen."

"Dann träum' mal weiter du Versager!"

Alex machte die PlayStation aus und steht ein wenig verloren in seinem Zimmer rum. Kurz macht sich peinliches Schweigen breit, welches aber von mir irgendwann unterbrochen wird.

"Ich muss dann auch mal langsam nach Hause, nicht,dass ich in das Gewitter komme, da hätte ich nicht direkt Lust drauf."

Ich meine kurz in seinen Augen so etwas wie Enttäuschung sehen zu können, aber er fängt sich sofort wieder.

"Ja, mach das. Wir können uns ja irgendwann anders nochmal verabreden, wenn du Lust hast.""

"Joa ganz gern. Wir können ja morgen alles besprechen..."

...Ich hörte einen gewaltigen Donner...

"...aber du hörst es ja selber, ich muss jetzt wirklich los."

Während dieses kleinen Dialoges haben wir uns auf den Weg zur Haustür gemacht, aber diesmal gehe ich auf ihn zu und umarme ihn zum Abschied.

"Komm gut nach Hause"

"Danke und bis morgen", sagte ich schon mit der Klinke in der Hand.

Ich gehe zum Gartentor und versuche es vergeblich aufzumachen.

"Kann ich dir helfen?", man hörte einen leichten Spott in seiner Stimme.

"Ja, drück mal den Summer oder was auch immer das Ding hier aufgehen lässt."

Das Summen ertönte und auf einmal kam eine starke Windböhe, die mich frösteln ließ. Ich drehe mich Nichteinhaltung zu Alex um, hebe die Hand zum Gruß und mache mich auf den Weg nach Hause. Kaum habe ich das Gartentor geschlossen, kommt der Busblondie um die Straßenecke und schaut mich reichlich verwirrt an. Ich schaue ihn auch auf Grund seines komischen Gesichtsausdrucks, der irgendwie recht niedlich wirkte, ebenfalls irritiert an und nicke ihm beim Aneinandervorbeigehen kurz zu, ehe ich um die Straßenecke abbiege, um die der Blondie gerade gekommen ist, und meinen Weg nach Hause fortsetze.

So oder andersrum (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt