-16- "Um es kurz zu machen..."

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"Dieser Fabi von dem du gesprochen hast, das ist mein Bruder."

"Ja schön, Fabi ist also dein Bruder, na und...?", fragte ich und langsam begann ich mich aufzuregen. Mir wurde jetzt erst allmählich bewusst, was gerade überhaupt passiert ist. Alex hatte mich geküsst. ER! hatte MICH! geküsst!!! Was zum Henker sollte das?! Bei einem Blick in seine Augen hielten aber auf einmal meine Gedanken, die gerade dabei waren, sich so richtig schön in Fahrt zu schaukeln, an und mir wurde aus unerfindlichen Gründen mordsmäßig schlecht. In seinen Augen lag so ein Ausdruck, den ich zuerst mit Leere verwechselt hatte. Jetzt ist mir klar: Alex ist traurig. Nur: Worüber eigentlich? Völlig unerwartet ändert sich aber seine Stimmung und aus dem traurigen Glitzern wurde ein saures Funkeln und Blitzen. Was war denn jetzt los?

"Kapierst du auch jetzt nicht, was das Problem ist?"

Er wurde zum Ende des Satzes hin immer lauter, sodass er mich fast anschrie. Angriffslustig schaut er mich an und ich überlege, was ich dem entgegenzusetzen habe. Und beim Überlegen fällt mir ein: Garnichts. Er hat Recht, ich habe tatsächlich keinnen blassen Schimmer, was das Problem ist. Um nicht ganz tatenlos wie ein geprügelter Hund rumzustehen, verschränke ich die Arme vor der Brust und versuche möglichst genauso angriffslustig wie er zurückzugucken und ihm einen bissigen Spruch entgegenzuwerfen:

"Wenn du mich fragst, ist das Problem, dass du mich gerade geküsst hast, ohne das ich das wollte. Hergott, ich bin nochnichtmal schwul!"

Jetzt wurde auch ich lauter, was ich eigentlich vermeiden wollte. Denn nur weil man lauter schreit als der Andere, heißt das noch lange nicht, dass man deswegen mehr Recht hat. Mist!

Er fährt sich mit beiden Händen durchs Gesicht und stöhnt missbilligend.

"Okay, du kannst das so sehen, aber lass mich dir erklären warum ich das gemacht habe okay? Vielleicht änderst du dannn nocheinmal deine Meinung!"

Ich mache eine Bewegung mit der rechten Hand, die so etwas wie: Na dann los! heißen soll.

"Um es kurz zu machen: Seit Montag habe ich das Gefühl, dass ich mich ziemlich in dich verknallt habe. Einfach so! Mein Problem dabei ist, dass ich bis vor Kurzem noch eine Freundin und mit ihr geschlafen hatte. Ich war also der festen Überzeugung, dass ich absolut heterosexuell bin. Doch ich habe nie dieses Kribbeln gespührt, wenn du verstehst, was ich meine. Es war zwar immer irgendwie schön, aber es hat sich nie so richtig richtig perfekt angefühlt. Und dann ahb ich dich kennengelernt und ich habe sofort kapiert, was das Problem bei meiner Exfreundin war: Ich habe sie nicht geliebt, weil ich mehr auf Männer als auf Frauen stehe. Also habe ich überlegt, ob ich bi mit einer starken Tendenz zum Schwulen sein könnte. Und ich habe es nicht ausgehalten, so allein mit meinen Gedanken, also habe ich mich meinem Bruder, Fabian, von dem ich weiß, dass er auch sowohl Frauen als auch Männer attraktiv finden kann. Ich habe dich beschrieben, erzählt, dass du gar nicht weit weg wohnst. Dann scheint er aber dich in meinen Erzählungen wiedererkannt zu haben. Ich habe ihm zwar vorher gesagt, dass ich glaube, dass ich mich in dich verliebt habe, aber wenn er jemanden süß oder sagen wir besser geil findet und außerdem eine Chance wittert mir eins auszuwischen, dann setzt er alles daran das durchzuziehen. Du bist also in dem Sinne nichts mehr für ihn, als ein Objekt der Begierde, was es zu jagen, zu erlegen und zu begatten geht. Mehr nicht."

Klick. Das macht es gerade in meinem Kopf. Na klar, das macht Sinn, was er sagt, wobei mir das aber irgendwie reichlich komisch vorkommt. Das wirkt nämlich schon irgendwie so, als wäre er mega eifersüchtig. Muss er ja auch eigentlich sein, weil er ja meinte, erhätte sich in mich verliebt, aber wenn man mal ganz ehrlich ist: Eifersüchtige sind unberechenbar. Sie versuchen alles, um das zu bekommen, was sie wollen. Von daher sollte ich vorsichtig sein, mit dem was ich ihm glaube. Aber wenn ich jetzt gerade eines weis, dann ist es, dass ich jetzt Ruhe brauche. Von allen!

"Danke, dass du zu mir so ehrlich warst, aber nimm es mir bitte nicht übel: Ich brauche jetzt echt Zeit zum Nachdenken."

"Okay, das verstehe ich", sagte er sanft, "So klischeehaft das klingt, aber nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst."

"Danke"

Und mit diesem Danke verschwand er aus meinem Zimmer und ließ mich in einem Zustand der völligen Leere zurück.

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So, nach langer langer Zeit mal wieder ein Kapitel. ich habe eine Frage an euch: Ich habe die Idee ab jetzt auch mal aus der Sicht der anderen, vor allem aus den Sichten von Alex und Fabi zu schreiben. Fändet ihr das gut? Ich freue mich auf eure Kommis und vieleicht auch Votes und wünsche noch weiterhin viel Spaß beim Lesen meiner komischen Geschichte ;)

Euer ZiallFrever

So oder andersrum (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt