-9- Was wäre wenn?

2.4K 189 5
                                    

"Gott war das ein Scheißtag! Der alte Kolin hat mich fertig gemacht mit seinem Musikgelaber! Was brauch ich denn Sequenzierungen in meinem Leben?! Ich will Jura studieren, da brauch ich den Mist nicht.", Schimpfte Timo vor sich hin.

Wenn du das Abi schaffst, dachte ich mir nur und schmunzelte. Er war echt nicht der Hellste, aber irgendwie mag ich den kleinen Kerl.

"Du hörst mir ja gar nicht zu! Warum grinst du denn so bescheuert?"

"Nichts nichts alles gut!'

"Jaja, du kannst mich mal!"

"Gerne und mit Hingabe."

"Jaja du Schwuli, bis morgen", sagt er und geht davon. Ich gehe zur Bushaltestelle, an der schon Lilly steht.

"Na, wer hat dich früher rausgelassen, frage ich sie. Sie verzieht ihr Gesicht.

"Der Wörl..."

"Und was wollte er dafür?"

"Haha sehr witzig Finn! Wirklich unglaublich witzig!"

"Ach Principessa, du weißt doch, das ich nicht witzig bin."

"Ja, du überzeugst mich immer wieder von Neuem. warum hast du eigentlich so eine pervers gute Laune?"

Hab ich gute Laune? Ist mir bis jetzt gar nicht aufgefallen, aber wenn ich so an den Tag zurückdenke, dann fühlte ich mich immer irgendwie so...federnd.

"Ich weiß nicht... Ich bin einfach gut drauf.", sagte ich und grinste sie an.

Lilly zieht nur eine Augenbraue hoch und schaut mich prüfend an.

Was ist denn? Darf man etwa nicht mal gut gelaunt sein?

"Nein darf man nicht, zumindest nicht so unbegründet!", antwortete Lilly auf meine ungestellte Frage.

"Na du hast ja ne Laune, ist ja grauenvoll sich mit dir zu unterhalten! Und übrigens, der Bus kommt."

Als wir in den Bus einstiegen ertappte ich mich dabei, wie ich mich nach Fabian umsah, immerhin fährt er ja jeden Tag mit diesem Bus, aber ich konnte ihn nirgendwo ausmachen.

Ein wenig enttäuscht trabte ich Lilly hinterher, die sich in einer Vierersitzgruppe niedergelassen hat.

"Was machst du denn auf einmal so ein Gesicht? Hattest du nicht eben noch gute Laune?"

"Ich hab immernoch gute Laune, bin nur müde", versuchte ich mich zugegebenermaßen ziemlich schwach rauszureden. Lilly schaut mich zum zweiten Mal in kurzer Zeit skeptisch an, bis sich ihr Gesicht aufhellt und sie auf einmal anfängt zu kichern wie ein dummes Huhn.

"Jetzt weiß ich's! Du bist enttäuscht, dass der Blondie nicht im Bus sitzt!"

Das sagte sie SO laut, dass es ALLE im Bus hörten und sich zu mir umdrehten. Vor Scham wäre ich am liebsten in meinem Sitz verschwunden und nie wieder aufgetaucht, allerdings, wie so oft in solchen Situationen, passierte rein gar nichts und ich blieb sitzen und es schauten mich immernoch zu viele Leute an und warteten anscheinend genauso wie Lilly, die triumphierend grinste, auf eine Reaktion von mir.

"Selbstverständlich nicht!", sehr überzeugend Finn, ganz toll...

"Jajaja, das glaubst du dir doch selber nicht!"

"Ach leck mich doch!"

"Nee, das überlass ich dem Blondie!"

"Mir reichts! Du nervst mit dem ganzen Mist, merkst du das eigentlich?! Und sowas wie du schimpft sich beste Freundin!", brachte ich wütend raus und verließ den Bus noch schnell durch eine geöffnete Tür, da wir gerade an einer Haltestelle standen.

"Jetzt renn doch nicht weg!", hörte ich Lilly hinter mir her rufen, aber ich hatte einfach keinen Bock auf ihr Gelaber. Diese ständigen Anspielungen machen mich mürbe und in letzter Konsequenz auch aggressiv.

~~~~~

Nach einem 15-minütigen Fußmarsch komme ich vor meiner Haustür an und schließe sie auf.

"Hallo, jemand zu Hause?", rufe ich einmal quer durchs Haus. Als nichts zurückkommt, weiß ich, dass ich einen Nachmittag mal ganz ungestört habe...

Nachdem ich meine Schuhe zur Seite gestellt hatte, mache ich mich auf den Weg hoch in mein Zimmer. Im Zimmer angekommen stelle ich meine Tasche ab und schalte meinen Laptop an. Mich umtreibt den ganzen Tag diese Irritation, was eigentlich mit mir los ist, also setze ich mich vor meinen Laptop und surfe ein bisschen im Internet zu dem Thema. Da ich allein war brauchte ich auch nicht meine Zimmertür zuzumachen.

~~~~~

Erschöpft reibe ich mir die Augen und klappe meinen Laptop zu. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich ganz schön lange, um genau zu sein fast zweieinhalb Stunden, recherchiert hatte.

Ich war jetzt um Einiges an Wissen reicher aber ebenso verwirrt. Ich meine, ich habe mich nie damit beschäftigt, wie es wäre schwul zu sein, es kam bisher ja auch gar nicht in Frage. Aber nachdem heute Fabi in Erscheinung getreten ist, muss ich mich wohl oder übel mit diesem Gedanken auseinandersetzen.

Apropos, ich sollte ihn vielleicht mal anrufen oder soll ich noch warten? War das heute der Weg zu einem Date oder ist sein Interesse an einem Treffen rein freundschaftlich? Das alles ist so ermüdend, ich haue einmal auf meinen Schreibtisch und seufze laut. Das ist ja alles nicht zum Aushalten.

Ich höre die Tür unten auf und zugehen und Sascha kommt die Treppe rauf. Woher ich das weiß? Er hat einen ziemlich trampelnden Gang.

Als er dann mein Zimmer betrat strahlte ihm ein unglaubliches Grinsen aus dem Gesicht. Na, was da wohl heute passiert war...

"Erzähl mir alles.!

So oder andersrum (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt