"Bis zur nächsten Stunde bearbeiten Sie bitte die Aufgaben eins und zwei im Buch auf Seite 69."
Endlich! Sieben nervenaufreibende Stunden sind jetzt endlich um! Von Geographie über Deutsch, Mathe und Chemie. Der Montag ist nicht nur wegen der unglücklichen Lage am Anfang der Woche ein Tag zum in die Tonne treten.
"Was machst du heute noch so?", höre ich Alex neben mir fragen. Wir haben festgestellt, dass wir alle Kurse, bis auf den Sportkurs, zusammen haben. Ich hab ihm ein bisschen die Schule gezeigt und wir sind ins Gespräch gekommen. Er wohnt wohl schon immer hier im Bezirk, sogar gar nicht weit von meinem Zuhause entfernt, aber ging immer auf eine Schule, die ziemlich weit weg von ihm war. Auf die Frage was ihn denn dazu bewogen hat, hier auf diese Schule zu gehen, meinte er nur, dass er immer älter und durch Partys sein Schlaf immer kürzer wurde. Irgendwann war es ihm dann zu nervig knapp eineinhalb Stunden mit den Öffentlichen zu fahren. Er hat noch einen Bruder in meinem Alter und er selbst ist ein Jahr jünger, also 15.
Wir verstanden uns sehr gut und mussten unheimlich viel über jeden möglichen Mist lachen.
"Ich hab heute noch nichts vor, wie sieht's mit dir aus?"
"Ich auch nicht, mein Bruder ist mit seinen Freunden unterwegs und meine Eltern kommen erst gegen sechs von der Arbeit zurück. Wenn du willst, kannst du mit zu mir kommen und wir zocken nen bisschen. Was hältst du davon?"
"Jo, klingt gut. Wann soll ich bei dir sein?"
"Naja, ich hab ja noch jetzt meinen Sportkurs. So gegen vier?"
"Okay, geht klar. Wir sehen uns."
"Jo, bis denne."
Ich verlasse das Schulgebäude und mache mich auf den Weg zur Bushaltestelle. An der Haltestelle sehe ich schon Lilly, meine beste Freundin stehen.
"Na du, wie war dein Tag?"
"Och, ganz okay. Wir haben nen neuen Schüler, Alex, und der ist echt nett. Wir treffen uns später noch."
"Uhlala, ein Rendezvous!"
"Haha, sehr witzig."
Lilly und ich sind echt gute Freunde. Leider ist sie von dem Gedanken besessen, dass ich schwul bin und man brauch mit ihr nur einmal die Schloßstr. Rauf und runter gehen und sie hätte mich bestimmt an zwanzig Typen verkauft. Gut, ich gebe zu, dass es ein wenig komisch wirkt, dass ich, diese Sache vor zwei Jahren ausgenommen, noch keine Beziehungen, geschweige denn Sex gehabt habe. Aber ich meine, gilt man nur als echter Mann, wenn man jeden Tag ein neues Mädchen hat?! Na dann bin ich wohl keiner...
"Och, nicht beleidigt sein mein Kleiner."
Sagt sie, 1.72m, zu mir, 1.91m. Ein kleines Schmunzeln kann ich mir nicht verkneifen.
"Mich nervt es nur, dass du andauernd, wenn ich über irgendeinen Jungen rede, sofort Denkst wir wären ein Liebespaar oder sowas. Ich bin nicht schwul!"
"Jaja, das sagen sie alle..."
Es ist, als würde man gegen eine Wand reden...
"Ach, Leck mich doch!"
"Nein, das ist schon für Alex reserviert."
"Bah! Mädchen jetzt isses aber auch mal gut! Das ist ja widerlich!"
In dem Moment fährt der Bus an die Haltestelle vor. Lilly und ich steigen ein, glücklicherweise ist er nicht so voll, wie heute Morgen. Wir setzen uns in eine Vierer-Sitzgruppe. Ein Platz ist schon durch den Blondie belegt, der mit Kopfhörern in den Ohren auf sein Handy schaut. Lilly setzt sich neben ihn, ich mich ihr gegenüber. Der Junge schaut hoch, sieht zu Lilly, die ihn charmant anlächelt und dann zu mir. Er grinst mich an, nickt mir zu und schaut wieder auf sein Handy. Ich schaue Lilly an, die mit ihren Augenbrauen wackelt und verdrehe die Augen. Das ist doch nicht zu fassen. Was hab ich nur für Freunde. Der eine will mich zum Überhetero machen und die andere zum Gayboy. Das geht mir vielleicht auf den Zünder. Ich unterhalte mich mit Lilly über belangloses Zeug und als wir an meiner Ausstiegshaltestelle angekommen sind, stehen der Blondie und ich auf. Mit einem letzten Augenbrauenwackeln verabschiedet mich Lilly und ich steige aus dem Bus aus und mache mich auf den Heimweg.
Zuhause angekommen, lege ich meinen Schlüssel in die Schale auf der Komode und schlüpfe aus meinen Schuhen. Ich gehe kurz in die Küche und schaue, ob meine Mutter mir einen Zettel mit irgendwelchen Infos dagelassen hat. Und siehe da, auf dem Küchentisch liegt solch einer und daneben ein von einem Stift beschwerter 50€-Schein.
'Hallo mein Schatz, dein Vater und ich gehen heute Abend nach der Arbeit aus. Im Kühlschrank steht der Rest Spagetti von gestern, die kannst du dir warm machen. Für heute Abend kannst du dir und Sascha was bestellen, aber lass noch was vom Geld übrig. Kuss Mama'
Gut, dass mein kleiner Bruder nicht vor mir da war, sonst hätte er sich den Schein gegriffen, ein neues Videospiel gekauft und ich wäre heute Abend verhungert.
Ich schaue auf die Uhr und stelle fest, dass ich mich in 40 Minuten mit Alex treffe. Ich gehe nach oben in mein Zimmer und lege meine Tasche auf den Schreibtisch. Meine Hausaufgaben kann ich heute Abend machen, jetzt muss ich mich erstmal umziehen. Während ich schon 10 Minuten in meinem Kleiderschrank wühle, fällt mir überhaupt erst auf, was ich gerade mache: Ich ziehe mich um. Für einen Jungen. Ich finde nichts anzuziehen, obwohl mein gesamter Schrank voll mit Sachen ist.
Ich fühle mich gerade ein bisschen komisch, aber schiebe die Gedanken Weg und ziehe mir ein kurzärmliges Hollister-Hemd und dazu eine kurze Hose an. Schließlich hat sich die Temperatur von heute Morgen stark erhöht und beläuft sich auf ungefähr 25 Grad. Also die Sachen flink angezogen und ich schüttele meinen Kopf, als mir auffällt, dass ich meine Boxershorts begutachte und überlege, ob sie ALEX GEFALLEN KÖNNTE! Oh Gott, was ist nur mit mir los?! Lilly ist Schuld! Ganz sicher! Die hat doch die ganze Zeit wieder davon gelabert, dass ich schwul sei, WAS ICH SELBSTVERSTÄNDLICH NICHT BIN!
Ich nicke mir noch einmal im Spiegel zur Bekräftigung meiner Gedanken zu und werfe einen Blick auf die Uhr. Zehn vor Vier, ich sollte mich mal langsam auf den Weg machen.
Ich springe unten in meine Schuhe, die ich neben der Komode hab stehen lassen, greife meinen Schlüssel und verlasse das Haus.
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So, eine kleine AN: Vielen Dank schon einmal für die Kommis und Votes. Ich werde versuchen so oft es geht upzuloaden, aber dadurch werden die Kapitel nicht allzu lang. Ich hoffe ihr verzeiht mir das.
LG ZiallFrever
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So oder andersrum (boyxboy)
RomanceDer Blondie - Seit Langem sieht Finn ihn morgens und nachmittags im Bus. Man grüßt sich, man nickt sich zu und geht dann seiner Wege. Doch was passiert, wenn der Blondie auf einmal Interesse an Finn zeigt, der ja eigentlich hetero ist? Und wieso zei...