A little story of another life | Kurzgeschichte

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Einsendung von @cyantraum - danke :3 

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Ich bin auf dem Weg in ein fernes Land. Ich habe alle meine Freunde darüber sprechen gehört, es soll das Paradies auf Erden sein. Dort soll es Nahrung geben, soweit das Auge reicht. Anscheinend läuft dort niemand mit einer Waffe herum. Man erzählt sich, dass dort niemand Angst hat, bereits in den nächsten Minuten tot sein zu können. Manche flüstern sogar, dass die Menschen dort mitbestimmen können. Anfangs habe ich an nichts davon geglaubt. Was soll das für ein Ort sein? Der ist zu gut um wahr zu sein. Aber mit den Jahren der Angst wuchs meine Hoffnung. Jedesmal, wenn einer meiner Freunde gestorben ist, habe ich gedacht: „Was wäre wenn doch?" Dann habe ich begonnen Geld zu sparen. „Was wäre, wenn ich es schaffe?" ich habe einer Nomadin ein Kamel gestohlen und bin jetzt auf dem weg nach Norden. „Es ist unmöglich." Ich folge den Sternen. „Soviele sind wieder zurückgekommen." Tagelang bin ich geritten, meine Glieder schmerzen und ich habe Durst. „Aber es gab auch viele die dort geblieben sind." Ich kann es schaffen. Ich werde es schaffen. Weil ich es will. Ich bin schlau. Ich werde nur eine von vielen sein, ich werde in der Masse untertauchen. Ich werde den richtigen Moment abwarten. Wenn ich erst in einem Land bin, in dem ich Rechte habe, wird alles gutkommen. Ich werde dafür sorgen, dass ich lange genug überlebe. Sobald ich zu einem Flughafen komme, werde ich versuchen zu fliegen. Als ganz normaler Bürger. Nur für "Urlaub". Es muss einfach funktionieren. „Was, wenn nicht? Über so etwas darf ich gar nicht nachdenken." Ich komme an Menschen vorbei, die dasselbe Ziel haben wie ich: überleben, solange wie möglich. Sie sagten: „Was wirst du tun wenn du dort bist?" Dieselbe Frage habe ich mir auch schon gestellt. Ich habe geantwortet: „Das werde ich schon noch früh genug wissen." Ist das Leben nicht merkwürdig? Ich flüchte vor einem Krieg in ein wohlhabendes Land, aber mein gesamtes Leid habe ich einem solchen Land zu verdanken. Anscheinend haben meine Vorfahren vergessen, was es bedeutet frei zu sein. Mein Volk hat es vergessen. Ich habe dieses Gefühl gar nicht erst erleben dürfen. Jetzt bin ich auf dem Weg in ein Land, welches mir Freiheit verspricht. „Aber werde ich dort nicht genauso zu leiden haben?" Ich weiss, dass ich dort nicht willkommen sein werde. Wir waren noch nie beliebt bei ihnen. Aber es wird irgendjemanden geben, der bereit ist, mich aufzunehmen. Wie sagt man so schön? Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich werde vor ihr sterben. Denn ich bin nicht die einzige, die Hoffnung hat. Millionen, nein, Milliarden andere tragen sie auch in sich. Jeder trägt sie in sich.

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