Eis | Dialog

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Von Naresmagno - danke!! <3

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„Willst du auch ein Eis?"

„Gerne!"

„Dann geh' dir eins kaufen."

„Du bist so ein Idiot, weißt du das?"

„Yup. Aber nicht irgendein Idiot, sondern der geilste Idiot auf diesem Planeten!"

„Na, die Bescheidenheit hast du ja heute auch wieder nur so in dich reingelöffelt, hmm?"

„Nope. Das einzige, was ich löffele, ist mein absolut perfektes Eis hier. Es ist so süß, dass ich es mit einem Schlag vernaschen könnte, aber ich versuche mich zu zügeln."

„Hey! Willst du mich eifersüchtig machen?"

„Mit einem Eis? Ist das dein Ernst?"

„Ach, was weiß ich."

„Das glaubst du nicht wirklich!"

„Schon gut, reg' dich wieder ab."

„Sag', dass du das nicht wirklich glaubst!"

„Ich glaube nicht, dass du mich mit einem Eis eifersüchtig machen willst. Zufrieden?"

„Ja. Denn du musst wissen, dass du der einzige Mensch bist, den ich einem Eis vorziehen würde."

„Ist das deine Art mir zu sagen, dass du mich liebst?"

„Ja."

„Idiot."

„Das sagtest du schon."

„Ach verdammt, ich habe keinen Bock mehr!"

„Keinen Bock worauf?"

„Auf das alles hier. Auf die Menschen, die nicht mal von ihren Handys aufblicken würden, wenn ich direkt neben Ihnen krepieren würde. Auf diese Stadt, die jedes Individuum verschluckt und in ihren Einheitsbrei aus McDonalds, Starbucks, H&M und Ikea einrührt. Auf dich, weil du mir nie ein Eis kaufst. Und auf mich, weil ich das alles nicht ändern kann."

„Wieso willst du es denn ändern?"

„Um die Welt zu einem schöneren Ort zu machen, auf dem die Menschen glücklich sind, und zufrieden."

„Aber sieh' dich doch mal um. Die Menschen sind doch damit zufrieden, wie es ist."

„Weil sie vergessen haben, wie es sein könnte! Weil sie schon viel zu sehr vom Alltag gefangen genommen wurden, um über den Tellerrand zu blicken! Sie sind so weichgekocht, jeder einzelne Mensch ist so eingespannt, dass sich niemand die Mühe macht, darüber nachzudenken, ob er wirklich zufrieden ist, oder ob ihm das nur so vorkommt! In dieser Gesellschaft, in der sich Profit und Konsum vor Menschlichkeit stellen, haben die Menschen doch komplett vergessen, was Zufriedenheit und Glück eigentlich bedeuten!"

„Bist du dir da sicher? Meinst du wirklich, es steht dir zu, zu bestimmen, wann die Menschen zufrieden sind? Ihnen das Recht, über ihr eigenes Leben nachzudenken und zu urteilen, einfach abzusprechen? Ist das wirklich dein Recht?"

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„Ich... ich weiß nicht... so habe ich noch nie darüber nachgedacht!"

„Solltest du aber. Es gibt nämlich niemals nur eine, richtige Perspektive, niemals nur schwarz und weiß."

„Wahrscheinlich. Trotzdem, ICH bin nicht zufrieden."

„Vielleicht musst ja dann du DICH ändern, und nicht alle anderen?"

„Ich soll zu einem dieser willenlosen Alltagstiere werden?!"

„Das hatten wir doch schon. Urteile nicht einfach so pauschal über die Menschen!"

„Ja, ja. Okay. Aber trotzdem!"

„Nein, sollst du nicht. Aber vielleicht gelingt es dir ja, die Welt tatsächlich zu einem lebenswerteren Ort zu machen, allein dadurch, dass DU dich änderst. Du hast sowieso nur die Menschen, die eben da sind. Schenke auf der Straße jedem, der dir entgegenkommt, ein Lächeln. Als Anfang."

„Machst du mit?"

„Na klar."

„Ich liebe dich."

„Na dann komm', du Weltverbesserer. Ich kaufe dir ein Eis." 

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