Zweisamkeit

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Angie befand sich in der Küche und trank die letzten Schlücke ihres Tees. Es war bereits Abend. Ihre kleine Tochter lag friedlich schlummernd in ihrem Bett und Germán arbeitete noch in seinem Büro.

"Allmählich müsste er doch fertig sein.", dachte Angie sich und betrat nun das weiträumige Wohnzimmer. Nur wenige Sekunden später trat Germán aus dem Büro. Seine Züge wurden augenblicklich weicher als er seine Frau sah und ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen. Er trat auf Angie zu und nahm sie in den Arm.

"Tut mir leid, dass es heute so lange gedauert hat.", nuschelte Germán, während er ihren vertrauten Duft in sich aufsog. "Du bist ja jetzt da.", hauchte Angie und löste sich von ihm. "Schläft Julieta schon?" Angie musste bei dem Namen ihrer Tochter unwillkürlich lächeln. Julieta María Castillo.

Ihr gefiel der Name ihres gemeinsamen Kindes sehr, vor allem, wenn Germán ihn mit seiner tiefen, rauen Stimme sprach. Sie hatten sich recht schnell auf den Namen einigen können. Angies Idee, ihrer Schwester María durch die Namensgebung zu gedenken, hatte bei Germán sofort Anklang gefunden.

"Tief und fest.", beantwortete die blonde Frau die Frage ihres Ehemannes. "Dann haben wir jetzt Zeit für uns.", stellte Germán fröhlich fest. Angie stimmte ihm nickend zu.

Violetta war vor mehreren Monaten ausgezogen, was Germán erstaunlich gut verkraftet hatte. Sie kam schließlich auch oft zu Besuch. Trotzdem spürte man von ihrer Abwesenheit nicht viel, da die kleine Julieta ihre Eltern vollkommen in Anspruch nahm. Beide genossen diese Zeit sehr, jedoch waren sie um ein bisschen Zweisamkeit immer froh.

Sie ließen sich nun auf das Sofa sinken. Angie kuschelte sich an ihn und Germán hielt sie fest in den Armen. "Wie viel Zeit vergangen ist. In wenigen Monaten wird unsere Kleine schon zwei Jahre alt.", seufzte Angie und blickte in ein Paar brauner Augen. Germán strich ihr liebevoll über den Rücken. "Das stimmt. Unsere Hochzeit ist mittlerweile Jahre her." "So lange muss ich dich schon ertragen.", witzelte Angie. Germán schmollte gespielt beleidigt, woraufhin er einen zarten Kuss bekam. "Du sahst in deinem Kleid umwerfend aus.", erinnerte er sich verträumt und strich ihr über die Wange.

Angie lächelte ihn voller Liebe an, als die Erinnerungen auf sie zuströmten. Ihre Hochzeit. An diesem Tag war alles vollkommen perfekt gewesen.

Violetta sang "Algo se enciende", während León sie am Klavier begleitete. Die Vermählung fand draußen statt, es war ein lauwarmer, sonniger Tag. Die Kulisse war herrlich gewesen. Grüner Rasen, hohe Bäume, unzählige Blumen und im Hintergrund ein prachtvolles Gebäude. In diesem fand hinterher die Feier statt.

Angie, in ihrem weißen Hochzeitskleid, den Brautstrauß in der Hand, kam langsam auf ihren Noch-Verlobten zugelaufen. Links und rechts saßen ihre Verwandten, Freunde, Bekannte. Germán wartete auf der kleinen Erhebung, auf welcher sie sich das Jawort geben würden. Er sah in seinem Anzug wahnsinnig gut aus.

Sie lächelten sich bereits glücklich an. Germán half ihr die zwei Stufen hinauf und sie standen sich, eine Hand haltend, gegenüber, während Violetta die letzten Töne sang.

Germán blickte ihr fest in die Augen und holte sie somit aus den Erinnerungen. "Weißt du, wie aufgeregt ich an dem Tag war?" Angie lachte auf. "Und wie aufgeregt ich erst war. Das Schlimmste und gleichzeitig Schönste war.."

"Die Rede.", kam es lachend von beiden gleichzeitig und erneut drifteten sie zu diesem unbeschreiblichen Tag ab. Nachdem das Lied geendet hatte und Vilu die ersten Worte gesprochen hatte, war es an Angie, zu beginnen.

"Heute, hier, mit euch, vor all den Leuten, die uns mögen und die wir eben so sehr lieben... ach, ich habe eine schöne Rede vorbereitet, aber ich bin so nervös. Es ist nicht von Bedeutung, weil das wichtigste, was ich zu sagen habe, ist, dass ich dich liebe und dass ich die beste Familie habe, die man sich nur hätte vorstellen können. Germán, meine Liebe, Vilu, mein Leben, ich liebe euch von ganzem Herzen und ihr macht mich zur glücklichsten Frau der Welt. Dankeschön!"

Violetta umarmte ihre Tante kurz und Germán machte sich für seinen Part bereit.

"Uns ha.. mich hat es viel bis hier her gekostet. Wie jeder weiß, hatte ich mehrere Rückschläge in der Liebe, aber ich hege nicht die geringsten Zweifel an mein Herz, dass ich die perfekte Partnerin für mein Leben gefunden habe. Ich habe das Glück, eine großartige Familie zu haben." Er wand sich zu seiner Tochter. "Ich liebe euch." Anschließend blickte er Angie wieder an. Das Blau ihrer Augen glänzte.

"Ich liebe DICH."

"Ich dich auch.", kam ihre augenblickliche Antwort.

Der Pfarrer betrat das Podium und sie steckten ihrem Gegenüber bedächtig den Ehering an den Finger. "Angie. Germán." Sie richteten ihren Blick auf den Pfarrer. "Ich wünsche euch, dass ihr sehr glücklich werdet. Hiermit ernenne ich euch zu Mann und Frau."

Angie und Germán hätten in diesem Moment vor Glück platzen können. "Ihr dürft euch nun küssen." Der Pfarrer ging beiseite, während die frisch Getrauten aufeinander zutraten und ihre Lippen miteinander versiegelten. Die Gäste erhoben sich und applaudierten.

Als sie sich lösten, wurden sie zunächst von Violetta und León beglückwünscht, bevor sie zu den Gästen schritten, um von ihnen die Wünsche zugesprochen zu bekommen und in unzähligen Umarmungen zu versinken...

"Ich liebe dich, Angie.", verkündete Germán voller Zuneigung. "Ich liebe dich auch!", erwiderte Angie lächelnd und erneut verschlossen sich ihre Lippen zu einem innigen Kuss.



Germangie - Just a DreamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt