Germán atmete tief ein. Einmal. Zweimal. Dreimal. Seine Tochter schien zu begreifen, wie schwer ihm die folgende Nachricht fiel und griff nach seinen Händen. Germán umfasste mit seinen zittrigen Julietas kleine Hände und schöpfte aus der stummen Geste die Kraft, Folgendes auch wirklich über seine Lippen zu bringen: "Das Baby hat sich dabei so sehr weh gemacht, dass es den Unfall nicht überlebt hat. Es ist gestorben."
Der große Mann war froh, dass ihm die Stimme nicht wegbrach und er die aufkommenden Tränen zumindest bis jetzt zurückhalten konnte. Es war Germáns Aufgabe, es Julieta zu erzählen. Er konnte Angie diese Bürde nicht auch noch aufhalsen. Sie hatten nie darüber gesprochen und doch war es selbstverständlich und Germán fühlte sich seit Wochen immerhin ein klein wenig nützlich. Das machte die ganze Sache nur leider weder besser noch erträglicher.
Das kleine Mädchen sah ihren Vater mit traurigen Augen an. Verstand sie in ihren jungen Jahren überhaupt schon die Bedeutung dieses Geschehnisses? Wie schlimm es für ihre Eltern doch war? "Mamá hat also kein Baby mehr in ihrem Pauch?" Obwohl es eine Frage war, klang es bereits wie eine Feststellung. Germán nickte vorsichtig. "Nein, das hat sie leider nicht mehr."
Kaum hatte er fertig gesprochen, zuckte Germán, genau wie Julieta, erschrocken zusammen. Eine Tür war knallend ins Schloss gefallen. Und das Geräusch kam eindeutig aus dem oberen Stockwerk.
Seufzend sah Germán zu seiner und Angies Schlafzimmertür. Sie hatte das Gespräch offensichtlich mitgehört. Im Moment lief aber auch wirklich alles schief! "Julieta, ich würde gerne nach deiner Mamá sehen. Wir beide müssen in der nächsten Zeit für sie da sein und uns um sie kümmern, damit es ihr wieder besser geht." Seine Tochter nickte augenblicklich eifrig. "Ja, ich will nicht, dass Mamá traurik ist. Ich werde dir hälfen!" Germán konnte nicht anders als zu lächeln und platzierte einen kurzen Kuss auf ihrer Wange. Wie sehr er Julieta doch liebte!
"Versprochen?" Germán löste eine seiner Hände und hob den kleinen Finger hoch. Sofort tat Julieta es ihm gleich und verhakte ihren kleinen Finger mit dem ihres Vaters. "Fersprochen!"
Nachdem Germán Julieta zu Violetta und Olga, welche sich in der Küche unterhielten, gebracht hatte, machte er sich sogleich auf den Weg zu Angie.
Er hoffte, er würde etwas ausrichten und sie ein wenig trösten können. In den letzten Tagen im Krankenhaus war ihm das immer seltener gelungen und Angie hatte sich immer mehr zurückgezogen. Germán konnte dieses Verhalten zwar verstehen, jedoch machte es ihn wahnsinnig. Er wollte Angie helfen, für sie da sein, aber sie ließ ihn nicht an sich heran. Der große Mann konnte nur beten, dass sich das wieder ändern würde...
Bevor Germán den Raum betrat, klopfte er zaghaft an die Holztür. Keine Antwort. Langsam öffnete er die Tür und trat in den hell beleuchteten Raum ein. Sein Blick schweifte sogleich zu dem gemeinsamen Bett, in welchem sich seine Frau befand. Angie lag mitten auf dem Ehebett und hatte sich zu einer kleinen Kugel zusammengerollt. Germán konnte erkennen, dass ihr Körper leicht zitterte und hörte das leise Schluchzen. "Angie." Es zerriss dem großen Mann förmlich das Herz, die junge Frau so zu sehen. Da sie nicht reagierte, schritt Germán, zunächst etwas unsicher, auf sie zu. Es musste doch möglich sein, ihr zu helfen! Was für ein Ehemann wäre er denn, wenn er es nicht einmal schaffte, seine Frau zu trösten!?
Angie spürte, wie die Matratze leicht einsank, als Germán sich hinter ihr niederließ. Sie hasste es, dass er sie so sehen musste, dass er sich solche Sorgen um sie machte, aber es war nicht zu ändern. Sie wusste, wie fertig ihn die derzeitige Situation machte, doch alles, was Angie im Moment wollte, war, alleingelassen zu werden. Sie wollte ihre Gedanken und Gefühle zumindest einigermaßen in den Griff bekommen.
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Germangie - Just a Dream
FanficAngie und Germán haben es endlich geschafft, zueinander zu finden und sind verheiratet. Beide sind wunschlos glücklich und könnten sich ihr Leben nicht besser erträumen lassen. Das Schicksal macht ihrem Glück jedoch einen Strich durch die Rechnung u...