'Meine Familie'

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Als Julieta aufgewacht war, wurde sie von ihren Eltern beinahe zu Tode geknuddelt. Die drei standen unten, wollten ihrer Tochter zunächst die Geschenke überreichen, bevor es den Kuchen gab. Germán hätte diesbezüglich am liebsten den kompletten Spielzeugladen leergekauft, diese Idee konnte Angie ihm aber glücklicherweise wieder ausreden.

Germán wusste natürlich bestens über die einzelnen Entwicklungsstufen von Kleinkindern Bescheid. Zweijährige Kinder "bilden ihre motorischen Fertigkeiten weiter aus und die Feinmotorik, sowie Auge-Hand-Koordination entwickelt sich rasant." So hatte Germán es gesagt. Die Finger von den Kindern wurden also beweglicher und geschickter, weshalb sie sich ausführlich in dieser Richtung erkundigten.

Daher bekam Julieta einmal Knete und dicke Buntstifte geschenkt, die sie auch gleich freudig ausprobierte. Germán und Angie sahen lächelnd zu. Malen tat sie bereits jetzt sehr gerne. Da hatte sie wohl viel von der künstlerischen Ader ihrer Elternteile geerbt. Angie fragte sich, ob Julieta auch einmal so schön und gerne singen würde, wie praktisch die ganze Familie.

Außerdem bekam das kleine, blonde Mädchen ein großes Set Bausteine mit Tieren und Fahrzeugen von ihren Eltern geschenkt. Auch dies wollte sie sogleich aufmachen, doch Angie lenkte auf den Kuchen über und Germán versprach, später mit ihr zu spielen.

Nach dem Kuchenessen, wobei Julieta mehr Gesicht, Kleidung, Tisch und Boden traf als ihren Mund, was Germán belustigt lächeln und Angie schon jetzt leicht genervt aufseufzen ließ, klingelte es an der Tür. "Vilu!", quiekte die Kleine freudig und signalisierte ihren Eltern, aus ihrem Kinderstuhl gelassen zu werden. "Genau. Violetta kommt jetzt und gratuliert dir zum Geburtstag.", bestätigte Angie und lief zu ihrer Tochter, um sie hochzuheben. "Bebutstak." Julieta klatschte in ihre kleinen Hände und Angie schaute sie liebevoll an. Wie froh sie doch an ihrem kleinen Kind war!

"Geburtstag.", verbesserte Germán sie sogleich und betonte jeden Buchstaben einzeln, was Angie auflachen ließ, während er zur Tür schritt, um Violetta hineinzulassen. "Gebu..." Die kleine Blondhaarige sah fragend zur großen. "Geburtstag.", wiederholte Angie langsam. "Gebuuurtstag.", versuchte Julieta ihr bestes. "Genau. Du hast heute Geburtstag.", meinte Angie und tippte ihr sanft auf die Brust, bevor sie sie auf dem Boden absetzte. "Ich hape Gebuurtstag!"

"Das sagst du super!" Die Stimme von Violetta veranlasste sie dazu, ihren Kopf zu wenden und als sie ihre Halbschwester und Cousine erkannte, rannte sie lachend auf diese zu. Vilu nahm sie sogleich auf den Arm...

Die nächsten Stunden vergingen wie im Flug. Nachdem Violetta Julieta ihr Geschenk überreichte, spielten die beiden gleich darauf mit den neuen Bausteinen und auch Germán stieg kurze Zeit später mit ein. Angie beseitigte währenddessen das Chaos am Küchentisch und half Olga, das Essen für die Feier vorzubereiten.

Nach etlichen Minuten versicherte Olga, nun alleine klarzukommen und Angie setzte sich auf das Sofa, während die anderen drei auf dem Boden saßen und spielten. Irgendwann stand Germán auf und ließ sich neben seiner Frau nieder. "Genug gespielt?", erkundigte sich diese grinsend und legte eine Hand auf seinen Oberschenkel. "Vilu reicht vollkommen aus. Schau dir an, wie begeistert sie mit am Bauen ist." Die blonde Frau sah daraufhin lachend zu ihrer Nichte, die allem Anschein nach, fast noch mehr Spaß zu haben schien, als Julieta. "Sei einfach still, Papá.", wies seine Tochter, ohne aufzuschauen, an.

Die beiden Älteren lachten auf und sahen liebevoll zu den zwei auf dem Boden spielenden. Angie lächelte verträumt. Meine Familie. Ihre Kleine und ihre noch kleinere. Wie sehr sie die beiden liebte!

Nach einer Weile blickte sie Germán an. Der Stolz über seine beiden Töchter funkelte, deutlich zu erkennen, in seinen Augen. "Du müsstest deinen Blick jetzt sehen.", flüsterte Angie ihm zu und strich ihm mit einer Hand sanft über die Wange. Er lächelte sie zärtlich an. Seine braunen Augen zogen sie augenblicklich in seinen Bann. Germán strich ihr sanft eine lockige Haarsträhne hinter das Ohr und beugte sich langsam zu ihr vor.

"Ich hoffe mein Blick ist jetzt ebenso voller Liebe, wie deiner." Angie spürte seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht. "Da bin ich mir ganz sicher." Ihre Lippen berührten sich und trafen zart immer wieder aufeinander. Angie genoss den Moment, konzentrierte sich auf das Gefühl seiner weichen Lippen auf den ihren. Es hielt unglücklicherweise nicht allzu lange.

"Eure Liebesbekundungen haben mir, seit ich ausgezogen bin, wirklich nicht gefehlt.", stöhnte Violetta und die beiden fuhren auseinander. "Auch wenn es schon sehr süß ist." Angie wurde ein wenig rot und Germán hatte bereits seit langem aufgehört, seine Tochter deshalb zu tadeln. "Zum Glück bekommst du das noch nicht so richtig mit.", wandte sie sich nun an ihre kleine Schwester. Diese schaute Vilu ein wenig verwirrt an, dann streckte sie einen Arm nach dem Sofa aus. "Mamá, Papá?"

"Genau. Deine Mamá und dein Papá küssen sich immer.", bestätigte Violetta und veranschaulichte Gesagtes, indem sie Julieta auf die Backe küsste. Die Kleine quiekte fröhlich auf und schaute ihre Eltern grinsend an. "Kuss." Violetta hob beide Daumen. "Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schlimm sie, nachdem sie gerade zusammengekommen sind, waren.", erklärte die Braunhaarige und sah nun zu ihrer Tante und ihrem Vater. "Sie haben sich wirklich jede freie Sekunde geküsst und haben noch ganz andere Sachen miteinander gemacht."

"Violetta.", stieß Angie peinlich berührt aus. "Was denn? Ihr habt doch selbst gesagt, wir sollen, anders wie bei mir, immer ehrlich zu ihr sein." Nun bekam sie einen verstörten Gesichtsausdruck von Germán zugeworfen. "Aber doch nicht sowas!"

"Ach, kommt schon. Das war für uns alle wirklich eine schwere Zeit." Violetta stoppte einen Moment und warf den beiden ein breites Grinsen zu. "Wisst ihr eigentlich, bei welchem Mal sie entstanden ist?" Angie hatte mittlerweile einen hochroten Kopf und fragte sich, seit wann ihre Nichte so direkt und indiskret geworden war. "So ungefähr.", meinte Germán vage und sah Angie in die blauen Augen.

Diese konnte nicht anders, als ihn anzulächeln. Genau wissen, taten sie es nicht, hatten aber einen starken Verdacht.

"Ich kann es nicht glauben, dass wir morgen heiraten.", stieß Angie aufgeregt aus, als beide in Germáns Schlafzimmer eintraten.

Ihr Ehemann stimmte ihr nickend zu. "Und ich kann nicht glauben, dass Violetta heute Nacht bei  Camila übernachtet und wir nun ganz alleine sind." Angie verdrehte lächelnd die Augen, während sie ihn mit "Francesca." verbesserte. Er dachte schon wieder ganz anders... Männer!

Aber da Angie im Moment herzlich wenig dagegen hatte, kam sie auf ihn zu, griff ihn am Hemdkragen und presste ihre Lippen fordernd auf seine. Germán erwiderte sofort und es dauerte nicht lange, bis er mit seiner Zunge um Einlass bat. Er schob seine Verlobte zurück und drückte sie sanft auf das Bett nieder.

Germán lag auf ihr und widmete sich ihrem Hals, während Angie sein Hemd aufknöpfte. Sie begann leise zu stöhnen, als er anfing, an ihrer Haut zu saugen und beißen...

Bald hatten sie sämtliche Kleidung des anderen entfernt und alles um sich herum vergessen. Es gab nur noch sie beide und sonst nichts und niemanden.

Germán legte seine Lippen noch einmal leidenschaftlich auf die ihren und als Angie dachte, es würde nun losgehen, überraschte er sie mit etwas völlig anderem. Ohne Vorwarnung drehte Germán sich auf den Rücken und zog Angie mit sich, sodass sie oben lag. Er grinste sie einfach an und legte seine Hände um ihre Wangen, um sie erneut zu sich zuziehen. Er küsste sie voller Verlangen, während sie ihre Liebe zueinander nun noch ein wenig mehr vertieften...

Violetta hob eine Augenbraue. Sie schien an der Aussage ihres Vaters zu zweifeln, doch weder dieser noch Angie hatten vor, näher darauf einzugehen.

"Ich würde sagen, es ist jetzt Zeit für Julietas Mittagsschlaf.", wechselte Angie das Thema und erhob sich. Sie nahm ihre Tochter in den Arm und wand sich Violetta zu. "Möchtest du mitkommen und mir helfen, sie schlafen zu legen?" Ihre Nichte bejahte sofort und zu dritt liefen sie die Treppen hinauf.

Angie warf Germán noch einen letzten Blick zu. Er betrachtete die Frauen mit einem so liebevollen Glanz in den Augen. Angie wusste, er dachte in diesem Moment dasselbe wie sie, Minuten zuvor.

'Meine Familie.'




Germangie - Just a DreamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt