Diskussionen

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Bis zu Julietas Geburtstag war es noch zwei Wochen hin und Angie stand mittlerweile kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Wenn Germán eines perfektionierte, dann war es seine Gabe, sie auf die Palme zu bringen! Vielleicht übertrieb die blonde Frau ein wenig, aber sie saß gerade schließlich seit einer geschlagenen Stunde mit ihrem Ehemann am Tisch und aus ihren Diskussionen war bisher nichts brauchbares hervorgegangen.

Da der Geburtstag ihrer Tochter im Januar war und es zu dieser Zeit in Argentinien alles andere als kalt war, sollte es eine kleine Feier in ihrem Garten geben. Platz gab es auf dem großes Anwesen genug und sie würden es in einem kleinen Rahmen halten. Außer Violetta und León würden ebenfalls Angélica, Germáns Eltern, sowie Pablo und Brenda mit ihrem Sohn erscheinen. Ein guter Freund Germáns, Juan, wollte gegebenenfalls auch noch vorbeischauen.

Geschenke für ihre Kleine hatten sie und die Gäste waren ebenfalls klar. Nun beschäftigten sich die beiden mit der Frage nach dem Essen. Germán hatte genaue Vorstellungen, wie das Menü aussehen sollte, doch Angie war nicht wirklich einverstanden.

"So viel kann doch keiner essen!", äußerte sich Angie genervt, nachdem Germán nach mehreren Minuten Erklärung gerade mal bei der Hauptspeiße war. "Du vielleicht nicht, aber andere schon." Germán war von sich mehr als überzeugt, was es Angie alles andere als einfach machte. "Höchstens Pablo und du.", schüttelte Angie den Kopf, "und euch beiden ist es dann total schlecht." Der große Mann schaute sie kritisch von der Seite an. "Wir müssen doch Auswahl haben!" Angie lachte auf. "Auswahl heißt bei normalen Menschen, dass man sich zwischen Salat und Suppe als Vorspeise entscheiden kann. Nicht zwischen drei Suppen und fünf unterschiedlichen Salaten!"

"Keine Sorge, ich kümmere mich um sie. Vertrauen Sie mir." "Hmm, ich weiß nicht so recht, ob ich Ihnen wirklich vertrauen kann."

"Denk doch außerdem mal an Olga. Wie soll sie das bitteschön alles schaffen?" Für Germán war die Sache mehr als ernst, er wollte nicht nachgeben. "Natürlich wird sie das schaffen. Im schlimmsten Fall hilft ihr halt jemand!" Angie zog die Augenbrauen hoch. "Und dieser 'jemand' bin dann wahrscheinlich ich!?" Germán verschränkte die Arme vor der Brust. "Zum Beispiel, ja."

Angies Miene veränderte sich und sie stand protestierend auf. "Warum ich? Was macht der feine Herr des Hauses?" Der nun folgende Streit war unvermeidbar. "Ich habe sehr viele andere wichtige Sachen zu erledigen!" Die blonde Frau rollte mit den Augen. "Dich mit deinem Vater über Sport unterhalten, oder was?"

"Ach nein? Dann sage ich eben gar nichts mehr und Sie machen ab jetzt nur das, was Sie fürs Beste halten."

Germán stand ebenfalls auf. "Du brauchst dich doch nicht so aufzuregen. Ich habe dich überhaupt nicht angegriffen!" Nun war es Angie, die Arme zu verkreuzen. "Genau. Dann werde ich ab jetzt alles dir überlassen. Du kannst das alleine ja eh am besten. Ich stelle mich einfach in die Küche und tue, was der Señor sagt. Bist du dann zufrieden?", steigerte sie sich sarkastisch immer mehr hinein.

"Das war doch nur ein Scherz, Angie. Sie brauchen sich nicht aufzuregen, ich habe Sie überhaupt nicht angegriffen." "Schon gut. Ich werde ab jetzt den Mund halten und schweigen. Sie haben mich als Hauslehrerin eingestellt und nicht, damit ich Ihnen Erziehungsratschläge erteile. Abgesehen davon sind Sie ja eh der beste Vater auf der ganzen Welt!"

"Was habe ich in deinen Augen denn schon wieder so falsch gemacht?", stellte Germán die Gegenfrage. "Unsere Tochter wird zwei Jahre alt und wir feiern im kleinen Familienkreis. Da musst du doch keine riesige Party mit Acht-Gänge-Menü veranstalten!" Die zwei wurden immer lauter. Angie verstand ihren Ehemann manchmal wirklich nicht. "Aber was spricht denn dagegen?" Er wusste nicht, worauf sie hinauswollte. "Du übertreibst es aber einfach jedes Mal! So viel Aufwand ist doch echt nicht nötig.", erklärte Angie, wild gestikulierend.

"Wie schön. Wie schön, dass sie das endlich auch mal einsehen." "Ja. Und dann kommen Sie weinend und reumütig angekrochen." "Weinend und reumütig? Das scheint mir maßlos übertrieben."

Die beiden waren sich unbemerkt immer näher gekommen. "Und wenn ich es so will? Wenn ich es gerne mache?", keifte Germán die blonde Frau an. Angie wurde wieder ruhiger und sah ihn lediglich wütend an. "Dann mach du eben, was du machen willst. Aber alleine. Ich werde dir dabei nicht mehr helfen."

"Habe ich richtig gehört? Sagten Sie gerade, ich soll also..."

"Ach, Angie." Diese Lösung war Germán auch nicht recht. Sie sollte mitmachen. Es sollte etwas schönes werden, diesen Geburtstag gemeinsam zu planen. "Du musst aber mitmachen, du bist fest miteingeplant!", bestand Germán deutlich darauf, was Angie erneut reizte. Lauter als beabsichtigt meinte sie: "Wir können es uns aber auch einfach machen, indem ich mich aus diesem Plan wieder ausstelle!"

"Sie sind derjenige, der übertreibt und der seine Tochter in einem goldenen Schloss gefangen hält aus Angst vor lauter unerklärlichen Dingen." "Was sagen Sie da? Unerklärlich ist, dass ich Sie eingestellt habe und dass sie Ihre Nase in Dinge stecken, die Sie nichts angehen!" "Wir können die Sache vereinfachen, indem Sie mich wieder ausstellen!"

Einen Moment war es still, dann fingen beide an zu lachen. Germán schaute sie nun mit einem liebevollen Blick an, den Angie erwiderte. "Du erinnerst dich noch daran?", fragte Germán grinsend. "Natürlich.", lachte Angie.

"Dieses Wort existiert überhaupt nicht!" "Doch. Es exisitiert!" "Wissen Sie was?" "Was?" "... Schluss mit dieser Unterhaltung, das Gespräch ist beendet!"

"Wir waren schon immer gut im diskutieren." Der große Mann hielt sie an der Hüfte und kam näher. "Stimmt doch gar nicht.", widerspach Germán ironisch, ehe er seine Lippen sanft auf ihre senkte. Angie erwiderte den Kuss sofort und schlang ihre Arme um seinen Hals. "Was machen wir nur immer falsch?", grinste Angie in den Kuss hinein.

Germán machte ein paar Schritte vorwärts und drückte Angie gegen die nächste Wand. "Das weiß ich auch nicht." Er unterbrach den Kuss. Angie strich mit der Hand über seine schwarzen Haare. "Uns würde es ohne die ganzen Diskussionen schrecklich langweilig sein." Germán lächelte. "Da gebe ich dir ausnahmsweise recht.", und die beiden verschlossen ihre Münder erneut zu einem diesmal leidenschaftlicheren Kuss.

Germán hob Angie hoch, während sie bereitwillig die Beine um seine Hüfte schlang. Die blonde Frau war zwischen der Wand und ihrem Mann gefangen. Dieser verteilte sanfte Küsse auf ihrem Hals. "Woll-wollen wir nicht lieber ho-hochgehen?", fragte Angie unkonzentriert nach, da sich Germáns Hände bereits unter dem Saum ihres Oberteils befanden und zart über ihre Haut strichen.

Seine dunklen Augen verirrten sich in ihren. Er lächelte. "Ja. Lass uns Julieta ein Geschwisterchen machen." Angie lächelte nach diesen Worten und der Einnerung an seine Frage vor ein paar Wochen im Park ebenfalls. "Lass uns ein Baby machen.", wiederholte sie und verschloss ihre Lippen mit den seinen...





Germangie - Just a DreamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt