Im Park

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Einige Wochen später befand sich Angie wie die meisten Tage im Studio. Ihre letzte Unterrichtsstunde hatte soeben geendet. Sie hatte die neuen Schüler des ersten Jahres unterrichtet. Ihre Vorfreude, Kreativität und ihr Enthusiasmus erinnerte Angie sehr an die Gruppe rund um Violetta. Sie dachte gerne an die Zeit zurück, als ihre Nichte noch hier studierte, doch sie hatte ihre jetzigen Schüler ebenfalls sehr ins Herz geschlossen.

Angie öffnete gerade die Tür zum Lehrerzimmer, da kam ihr Gregorio entgegen. "Ich würde das ein wenig anders machen, aber du kannst ja noch über meinen Vorschlag nachdenken.", wies er Pablo an. Angie musste grinsen. Gregorio verstand sich inzwischen mit allen gut, doch Pablo und er hatten weiterhin des Öfteren ihre Meinungsverschiedenheiten. Im Gegensatz zu früher, besprachen sie ihre unterschiedlichen Meinungen aber miteinander und suchten gemeinsam einen Kompromiss.

"Schönen Tag noch, Angie.", verabschiedete sich Gregorio und lief aus der Tür. "Danke, gleichfalls.", rief die blonde Frau hinterher.

Sie stellte sich neben Pablo. "Schafft ihr es, euch zu einigen?" Pablo sah sie lächelnd an. "Höre ich da Spott in Ihrer Stimme, Señora?" Angie schlug ihm spielerisch auf den Oberarm. "Laufen die Vorbereitungen für Julietas Geburtstag schon?", wechselte der Braunhaarige das Thema. Angie seufzte auf. "Sie hat erst in knapp vier Wochen. Germán dreht schon jetzt völlig durch und meint, wir müssten unbedingt mit der Planung anfangen.", schilderte sie ihm ihr Leid.

Pablo lachte verstehend auf. "Und wer gewinnt die Diskussion bei zwei Dickköpfen wie euch?" "Hey! Du bist heute ganz schön frech, kann das sein?", empörte sich die blonde Frau. Er hob abwehrend die Hände. "Das ist etwas, was mich bei euch beiden schon immer fasziniert hat. Einer sturer wie der andere, aber letztendlich werdet ihr euch aller meistens dann doch einig."

"Ich nehme das als Kompliment.", lachte Angie. "Ich habe es geschafft, die Planung auf drei Wochen vor ihrem Geburtstag herunterzusetzten.", beantwortete sie die eigentliche Frage. "War wirklich nicht einfach, das kannst du mir glauben. Und heimlich hat er bestimmt schon längst angefangen.", überlegte Angie laut. "Das würde zu Germán passen.", bestätigte Pablo nickend.

"Was redet ihr beiden schon wieder über mich?" Angie und Pablo blickten leicht erschrocken zu der Tür und sahen Germán, der lässig am Rahmen lehnte. "Nur die üblichen Beschwerden.", winkte Pablo grinsend ab.

"Warum bist du hier, Germán?", fragte Angie verwundert. Dieser kam zu ihr und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Wange. "Ich war gerade in der Nähe und dachte mir, ich hole dich ab." Angie lächelte. "Perfekt." Sie schnappte sich ihre Tasche, die beiden verabschiedeten sich von Pablo und verließen gemeinsam das Studio.

Sie hatten sich dazu entschieden, noch eine Runde durch den Park zu laufen. Hand in Hand gingen sie nebeneinander her. Nachdem sie von ihrem jeweiligen Tag erzählt hatten, liefen sie stumm weiter. Es war eine angenehme Stille. Sie genossen die ruhige Atmosphäre des Parks und die gegenseitige Nähe.

"Ja. Ja, ich bin schwanger!", bestätigte Angie die Nachricht freudestrahlend.

Germán sah sie noch einen Moment geschockt und mit großen Augen an, dann veränderten sich seine Gesichtszüge schlagartig zu einem breiten Lächeln. Er ging auf sie zu und die blonde Frau sprang förmlich in seine Arme.

Germán drehte seine Frau mehrere Runden im Kreis, das Gesicht in ihren blonden Locken vergruben. "Das ist unglaublich!" Er stellte sie wieder vorsichtig auf dem Boden ab, die Arme noch fest um sie geschlungen. "Angie, wir bekommen ein Kind!" Er platzte vor Glück, konnte die guten Neuigkeiten kaum fassen, wie Angie überglücklich feststellte.

"Ja. Ja!" Angie war ebenfalls total aufgewühlt. Sie würde Mutter werden. Ihre kleine Familie würde Zuwachs bekommen! Freudig nahm sie ihren Ehemann erneut in eine innige Umarmung. Germán löste sich kurz darauf ein Stück von ihr, um seine Lippen mit ihren zu verschließen.

Der Kuss dauerte jedoch nicht lange an, da beide anfangen mussten, zu grinsen. "Ich liebe dich so sehr, Ángeles Castillo!" Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände. "Und ich liebe dich, Germán Castillo." Sie sahen sich ein letztes Mal tief in die Augen, ehe sich ihre Lippen erneut zu einem sanften Kuss verschlossen. Sie spürten die gegenseitige Liebe, die große Freude. Angie schlang ihre Beine um seine Hüfte, während Germán liebevoll über ihren Rücken strich.

Ihre Lippen trafen wieder und wieder aufeinander, als Germán mit seiner Zunge zaghaft gegen ihre Unterlippe tippte. Angie gewährte ihm augenblicklich Einlass und verschränkte ihre Arme in seinem Nacken.

Plötzlich hörten sie ein klickendes Geräusch und die Haustür ging auf. Die beiden fuhren schnell auseinander, doch es war zu spät. An der Tür stand Violetta mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Verlegen ließ Germán die blonde Frau wieder hinunter. "Ich will gar nicht wissen, was ich gesehen hätte, wenn ich erst ein paar Minuten später gekommen wäre."

"Violetta!", zischte Germán versucht streng, aber viel eher peinlich berührt. Angies Wangen glühten, das hätte noch deutlich peinlicher werden können!

"Gibt es eigentlich etwas zu feiern oder warum wart ihr beiden so 'euphorisch'?", fragte Vilu. Augenblicklich leuchteten Germáns Augen voller Stolz. "Es gibt tatsächlich etwas zu feiern.", verkündete er so glücklich wie zuvor. Er sah Angie an und gab ihr somit das Zeichen.

Sie lächelte ihre Nichte an. "Vilu,es ist so... Ich bin schwanger!"

Angie und Germán gingen auf eine Parkbank zu und ließen sich darauf nieder. "Kannst du dir vorstellen, dass Julieta schon zwei Jahre alt wird?" Angie verdrehte innerlich die Augen. Seit Tagen, Wochen dachte er an nichts anderes, als an diesen Geburtstag. Aber sie freute sich, wie sehr er in seiner Vaterrolle aufging und wie glücklich er um ihre gemeinsame Tochter war.

"Ich will gar nicht wissen, was du an Violettas Geburtstagen alles veranstaltet hast, als es keine Frau gab, die dich stoppen konnte." Germáns Lachen verschwand und er blickte sie nachdenklich und ernst an. "Ich habe mich auf jeden Fall nicht so sehr wie jetzt gefreut. Nur dank dir gehe ich wieder so befreit und fröhlich durchs Leben."

Angie schluckte, darauf sollte es eigentlich nicht hinauslaufen. Sie ergriff seine Hände. "Sei jetzt aber bitte nicht traurig. Das wollte ich nicht." Ein sanftes Lächeln umspielte nun seine Lippen. "Nein, dass will ich auch nicht. Ich wollte lediglich sagen, dass sich ab diesem Tag, als du plötzlich in meinem Büro standest, mein ganzes Leben zum Positiven verändert hat." Angie schenkte ihm einen liebevollen Blick und strich mit ihren Daumen über seine Handflächen.

"Du hast mir wieder gezeigt, wie es ist, zu lieben." Er lächelte in Gedanken an seine nächsten Worte selbst. "Und jetzt schau uns an. Wir haben es geschafft, zusammenzukommen und du hast mir eine wundervolle Tochter geschenkt." Er machte eine kurze Pause. "Deshalb möchte ich dich gerne etwas fragen."

Angie sah ihn verwirrt an. Was wollte er von ihr wissen? Germán sah seine Frau eindringlich an, erkannte den fragenden Ausdruck in ihren blauen Augen. "Möchtest du noch ein weiteres Kind mit mir haben?"




Germangie - Just a DreamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt