Am Morgen

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Angie erwachte am nächsten Morgen langsam aus ihren Träumen. Sie fand sich dicht an Germán gekuschelt wieder. Seine Hände waren um ihre Hüfte geschlungen, während eine Hand in der Nacht wohl verrutscht war. Sie befand sich nun auf ihrer Brust, was der blonden Frau jedoch nicht unangenehm war.

Ihr Ehemann schlief noch friedlich. Langsam hob und senkte sich sein Oberkörper. Angie liebte es, ihm beim Schlafen zuzusehen. Vorsichtig streckte sie eine Hand nach seinem Gesicht aus und strich ihm liebevoll durch das schwarze Haar. Germán mochte diese Geste normalerweise nicht, aber bei seiner Frau, drückte er ganz gerne mal ein Auge zu. Momentan schlief er ohnehin tief und fest.

Mehrere Minuten verstrichen, in denen Angie ihm stumm durch das Haar fuhr und ihn glücklich betrachtete, als seine Augen zu flattern begannen. "Guten Morgen.", brummte Germán und drehte den Kopf, um Angie anzublicken. Diese lächelte bei seiner rauen, verschlafenen Stimme unwillkürlich. "Morgen.", hauchte sie, während sie ihm ein letztes Mal die Haare verstrubbelte, bevor sie die Hand wieder wegzog.

Germán hatte seine Hand ebenfalls lächeln entfernt, als er sah, wo sich diese befand. "Du musst heute erst später arbeiten?", erkundigte er sich schon ein wenig wacher. "Ja, erst am Nachmittag." Angie liebte ihre Arbeit im Studio nach all der Zeit noch genauso sehr. Auch wenn ihre Nichte das Studio mittlerweile nicht mehr besuchte, kam sie durch ihre Arbeit bei U-Mix ab und an vorbei.

Brenda, welche seit mehreren Monaten Pablos Ehefrau war, arbeitete nun fest im Studio. Angies bester Freund, sowie Gregorio waren selbstverständlich noch dort. Ohne die beiden konnte sich die blonde Frau ihre Arbeit auch gar nicht vorstellen.

"Sehr gut.", kommentierte Germán und ein spitzbübisches Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. Bevor Angie dies hinterfragen konnte, spürte sie bereits seine weichen Lippen auf ihren. Sofort erwiderte sie den sanften Kuss, während ihr Herz automatisch ein paar Takte schneller schlug.

Germán rollte sich über sie, während Angie ihre Hände in seinen Haaren vergrub. Nach einer kleinen Weile lösten sie sich voneinander. Sie versanken wie so oft in den Augen des anderen. Angie entging dabei nicht, dass die braunen Augen eine Spur dunkler wurden, als Germán seine Hände langsam unter ihr Top schob. "Wir müssen so langsam aufstehen.", warf Angie leicht unkonzentriert ein, da sich seine Hände verselbstständigten und über ihren Körper fuhren. "Es gibt gleich Frühstück."

"Das Essen kann warten.", flüsterte Germán und legte seine Lippen erneut auf ihre. Der Kuss wurde schnell fordernder. Angie klammerte sich fest an ihn und schlang ihre Beine um seine Hüfte. Germán strich weiterhin über ihren Oberkörper, eine warme Spur hinter sich herziehend. Als sich seine Hände sanft auf ihre Brüste legten, entwich Angie ein verhaltenes Stöhnen.

Dieser Mann schaffte es jedes Mal in kürzester Zeit sie völlig um den Verstand zu bringen. Die Hitze wallte immer stärker in ihr auf. Sie wand sich seinem Shirt zu und war gerade dabei, es ihm über den Kopf zu ziehen, als plötzlich jemand zu schreien begann.

Die beiden lösten sich etwas voneinander und waren über die unbekannte Störung zunächst reichlich verwirrt. Als sich das Schreien wiederholte, bemerkten sie, dass es aus dem Babyfon kam und es sich um ihre Tochter handeln musste. "Ich gehe.", seufzte Angie ein wenig enttäuscht über die Unterbrechung und machte sich zu dem Zimmer von Julieta auf. Es handelte sich um Violettas altes Zimmer. Da diese nun nicht mehr im Haus wohnte, hatte es sich in ein gemütliches Kleinkindzimmer verwandelt.

Angie kam hinein und nahm Julieta auf die Arme, welche weinend in ihrem Bettchen gelegen hatte. "Guten Morgen mein Schatz.", lächelte Angie ihre Tochter an und strich ihr zart über die Wange. Diese hörte bei der Stimme ihrer Mutter langsam auf zu weinen und sah auf. "Mami."

In den letzten Wochen hatte die Kleine immer mehr Wörter gelernt und sprach häufiger Ein- oder Zweiwortsätze. Germán und Angie bekamen diese Entwicklungsschritte mit großer Freude mit, wobei ihr Ehemann sich jedes Mal wie ein aufgeregtes Kind am Weihnachtsmorgen benahm, wenn ihre gemeinsame Tochter ein neues Wort benutzte. Es war wirklich süß mit anzusehen, wie er in seiner Vaterrolle aufging.

"Germán?" Es war später Nachmittag und Angie kam gerade vom Studio zurück. Sie wusste, dass weder Violetta noch Olga oder Ramallo zu Hause waren. "Ich bin hier.", kam es aus dem Büro. "Ich muss dir etwas sagen." Die Aufregung und Nervosität war deutlich in ihrer Stimme zu hören. Angie warf ihre Tasche auf das Sofa und Germán trat durch die Tür.

"Was gibt es?", erkundigte er sich sorgenvoll und lief zu der blonden Frau. "Weißt du noch diese Sache, die wir in unseren Flitterwochen besprochen hatten?" Gleich nach der Hochzeit, die einen knappen Monat zurücklag, waren sie in die zweiwöchigen Flitterwochen geflogen. Germán sah sie irritiert an. Er kam anscheinend nicht drauf.

"Du machst es mir auch nicht einfacher.", seufzte Angie. Sie zögerte einen Moment, dann ergriff sie seine Hände und sah ihm fest in die Augen. "Ich habe dich gefragt, ob du noch ein Kind wollen würdest." Angie erinnerte sich allzu gut an diesen Moment. Sie war ähnlich wie heute schrecklich nervös gewesen. Nach der Hochzeit wurde Angie immer mehr bewusst, dass sie eigentlich auch gerne Mutter werden würde. Doch sie konnte Germáns Meinung zu dem Thema überhaupt nicht einschätzen.

Er hatte bereits eine Tochter. Wollte er noch einmal Vater werden? Wollte er nach María mit einer anderen Frau ein Kind zeugen? Zumal sie in einer komplizierteren Beziehung zueinander standen. Als Angie ihre Gedanken an jenem Abend schließlich ausgesprochen hatte, stimmte Germán zu ihrer Erleichterung augenblicklich freudestrahlend zu.

Dieses Thema war nun schneller, als Angie gedacht hatte, wieder präsent geworden. Sie sah, wie sich Germáns Augen ein Stück weiteten. Er hatte wohl begriffen, worauf sie hinauswollte.

"Du bist schwanger?", fragte er ungläubig.

Angie kam mit Julieta in den Armen wieder zu Germán gelaufen. Er lag noch immer im Bett. "Dein Papá ist eine richtige Schlafmütze, nicht wahr?", meinte Angie und setzte sich mit ihrer Tochter neben Germán. "Schafmüpfe.", stieß Julieta freudig aus und streckte ihrem Vater die Arme entgegen.

Germán hatte sich aufgerichtet und setzte sie sich auf den Schoß. Die beiden waren unglaublich niedlich zusammen. Angie strich Julieta sanft eine blonde, lockige Strähne aus den Augen. Die Haare hatte die Kleine eindeutig von ihr geerbt.

Angie sah lächelnd zu, wie sie versuchte, die Nase ihres Papás zu ergreifen und dann fest zudrückte. "Aua.", beschwerte sich Germán gespielt ernst, was Angie zum Lachen brachte. Zwei Köpfe drehten sich daraufhin zu ihr um und Angie blickte in zwei Paar schokoladenbrauner Augen. Dieses Merkmal hatte Julieta von ihrem Vater geerbt, worüber Angie sehr, sehr froh war.

Sie kuschelte sich an Germán, der einen Arm um sie legte, und stupste ihrer Tochter sanft auf die Nase. Julieta fing fröhlich an zu lachen und streckte die Hände nun nach Angie aus. "Meine Kleine.", seufzte Angie glücklich, als sie sie wieder in den Armen hielt, während Germán kleine Kreise über ihren Rücken zog.


Germangie - Just a DreamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt