Could Ground #I

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Mit quietschenden Reifen kam ich vor Sookie's Haus zum stehen. Ich rannte durch die bereits offene Haustür und sah Bill, der Sookie fest in den Armen hielt. Hat er sie etwa angegriffen? Doch dann wurde mein Blick von einer riesigen Blutlache auf dem Fußboden angezogen. Und mittendrin, in einer unnatürlichen Verrenkung, lag Adele. Keine Gefühlswellen gingen von ihr aus - sie war tot. Ein Schock traf mich und ich musste mich mit einer Hand am Türrahmen festhalten, um nicht umzukippen, denn ein langsam stärker werdender Schwindel hatte mich gepackt. „Lisa?", hörte ich Sookie fragen, die mich gerade erst bemerkt hatte, „Warum bist du hier?"-„Ich...Ich hab deine Gefühle gespürt. Wie nach unserer ersten Begegnung." Hinter mir quietschte die Haustür, jemand betrat das Haus und Bill warf diesen Jemand mit Vampirgeschwindigkeit an die Wand und hielt ihn dort fest. „Bill, bitte lass ihn los!", sagte Sookie gequält und Bill tat wie geheißen. Der Unbekannte war Sam. „Was ist hier passiert? Die Tür stand offen!", sagte er gequält und sein Blick fiel ebenfalls auf Adele. Keiner antwortete ihm - wir standen einfach nur da. Wir waren alle nicht in der Lage die Situation richtig zu begreifen. Als Sookie sich neben mir regte, war auch ich nicht mehr länger in meiner Starre gefangen. Ich eilte zu ihr und nahm sie fest in den Arm. Gerade noch rechtzeitig, denn nun knickten ihr die Knie weg. Mit geschlossenen Augen drückte ich sie an mich, um sie am umkippen zu hindern. Wir standen immer noch in der Lache von Adele's Blut und ich wollte vermeiden, dass auch ich umkippte bei diesem Anblick. Ich konnte mit Blut aus mehreren Gründen nicht gut umgehen, und diese Menge bereitete mir echte Probleme.

So verharrten wir, bis wenig später Sheriff Dearborne und Detective Bellefleur eintrafen, um den Tatort zu untersuchen und Beweise zu sammeln. Dass es sich bei Adele's Tod nicht um einen Unfall handelte, brauchte keiner zu erwähnen. Ich löste Sookies und meine Umarmung und führte sie an der Hand ins Wohnzimmer. Wir setzten uns auf das Sofa, Sam eilte mit zwei Gläsern Wasser zu uns und wirkte sehr besorgt. Von Sookie ging eine Welle des Unwohlseins aus, als sie ihn sah. „Sam, ich glaube es ist besser wenn du jetzt gehst.", sagte ich nüchtern. Er guckte mich verwirrt an. „Nein, ich werde nicht gehen." Er bewegte sich nicht vom Fleck. „Sam, kannst du bitte Bill holen?", sagte Sookie leise. Er schien protestieren zu wollen, entschied sich dann aber dagegen und ging aus dem Wohnzimmer. „Alles ok bei Sam und dir?", fragte ich sie vorsichtig. Ich wollte sie unbedingt auf andere Gedanken bringen - und mich auch. „Nein... Wir haben uns vorhin gestritten. Wir waren ja Essen, und dann hat er mich geküsst. Als ich meinte, dass mir das zu schnell geht, hat er irgendwie angefangen über Bill herzuziehen, und das wollte ich mir nicht anhören. Dann ist er laut geworden." Ich kniff die Lippen zusammen. Es muss ein schrecklicher Abend für Sookie gewesen sein - erst die Auseinandersetzung mit Sam, und jetzt der Tod ihrer Großmutter. Ich konnte nicht nachvollziehen, wie es ist, so sehr um seine Großmutter zu trauern - aber ich konnte sehr wohl das Gefühl eines solchen Verlustes nachvollziehen. Sookie legte den Kopf in meinen Schoß und ich streichelte vorsichtig ihr Haar zurück. In diesem Moment fühlte ich mich wie eine große Schwester für sie, obwohl sie die Ältere war. Ich beobachtete, wie eine Träne sich den Weg aus ihrem Auge bahnte und auf meinen Oberschenkel tropfte. Dann betrat Bill den Raum und Sookie und ich hoben den Kopf. „Sie haben nach mir gefragt?", sagte er leise und Sookie nickte. Ich konnte mir denken, warum. Bill war in diesem Moment in der Lage, Sookie die nötige Unterstützung zu geben, die sie bei keinem Anderen kriegen konnte. Sookie bestätigte meinen Verdacht. „Ich kann meine Schilder nicht hochfahren. Könnten Sie sich bitte zu mir setzen und einfach meine Hand halten, damit die Gedanken verschwinden?", bittete sie den Vampir vorsichtig. Er antwortete nicht, sondern setzte sich sofort auf die andere Seite von Sookie und nahm ihre Hand. Um Sookie die nötige Ruhe zu gönnen, ließ ich die Beiden alleine und ging auf die Veranda. Dort zündete ich mir mit zittrigen Händen eine Zigarette an und inhalierte tief den beißenden Rauch. Auf die Erste folgte schnell eine Zweite, und langsam konnte ich mich beruhigen. Dann gesellte sich Sam zu mir, der bis eben mit dem Sheriff gesprochen hatte. „Mein Beileid.", sagte er. „Das ist nicht meine Großmutter die dort liegt.", antwortete ich aggressiver als beabsichtigt, „ich benötige dein Beileid also nicht." Sam lachte ein wenig und legte den Kopf in den Nacken. „Ah, so eine bist du. Du trittst in schwierigen Situationen immer um dich, richtig?"-„Ich wüsste nicht, dass dich das irgendwas angeht."-„Da hast du Recht. Entschuldige." In selbem Moment betrat Sookie in eine Decke eingehüllt auf die Veranda. „Wo ist Bill?", fragte ich sie. „Er wird vom Sheriff vernommen. Können wir ein Stück vom Haus weggehen, bitte?", antwortete sie und würdigte Sam dabei keines Blickes. „Natürlich. Komm." Ich nahm ihre Hand und wir gingen in Richtung des Friedhofes. Schweigend gingen wir Hand in Hand ein ganzes Stück spazieren, als die Stille plötzlich durch mein klingelndes Handy in meiner Hosentasche zerrissen wurde. Sookie schreckte kurz zusammen und ich drückte kurz ihre Hand, um mich zu entschuldigen. Es war eine mir unbekannte Nummer - also hob ich ab. „Ballard!", bellte ich. „Miss Ballard, hier ist Sheriff Dearborne. Wir haben nun alle Untersuchungen abgeschlossen, ich muss aber noch mit Miss Stackhouse sprechen. Wären sie so freundlich und würden sie wieder zum Haus bringen?"-„Auf keinen Fall. Sie wird sich heute nicht mit ihnen unterhalten."-„Miss Ballard, ich fürchte es ist nötig." Ich warf Sookie einen zerknirschten Blick zu, ich wollte nicht, dass sie heute noch mehr durchmachen muss. „Was ist?", fragte sie. „Der Sheriff will mit dir sprechen. Ich sage ihm, dass er wann anders mit dir reden muss."-„Nein, ist ok. Ich will es hinter mir haben." Ich zögerte kurz und nickte dann. „Ok, Sheriff, ich bringe sie gleich hin." Ohne eine Antwort abzuwarten legte ich auf und wir machten uns auf den Rückweg.

„Nein, ich bleibe hier!", protestierte Sookie. „Miss Stackhouse, es ist gefährlich für Sie hierzu bleiben, der Täter kann jederzeit wiederkommen. Sie können hier nicht ganz alleine bleiben.", versuchte Sheriff Dearborne sie zu überzeugen. „Ist mir egal. Ich bleibe hier, in meinem Haus." Ich spürte, dass sie sich nicht umstimmen lassen wollte, und da ich wusste, dass die Gedanken der umstehenden Personen zu zusätzlich reizten, sprang ich ein, bevor der Sheriff irgendetwas sagen konnte. „Ich bleibe auch hier. Ich passe auf, versprochen." Ist das ok für dich Sookie? „Ja.", hallte es in meinem Kopf. der Sheriff schien nicht sonderlich begeistert zu sein von unserem Vorhaben, aber er willigte ein. „Dann bleibe ich auch hier.", sagte Sam und ich wollte ihm am liebsten an die Gurgel gehen. Ich war immer noch sehr gestresst von den Ereignissen im Fangtasia und der Tod von Adele hatte meine Gefühlslage nicht verbessert. „Sam, bitte lass uns alleine.", kam Sookie mir zuvor. Ich war darüber beunruhigt, dass sie so gefasst wirkte. Das muss der Schock sein. Bill kam uns gleich zur Hilfe und führte Sam am Arm nach draußen. Langsam fing ich an den Vampir irgendwie zu mögen - er schien für Sookie eine echte Unterstützung zu sein und sich um sie zu sorgen.

Als Sookie und ich endlich alleine waren, versuchte ich sie zum schlafen zu überreden. „Ich will erst die Küche saubermachen. Omi hätte es nicht gemocht, wenn ich ohne die Küche aufzuräumen ins Bett gehe." Also putzten wir so lange die Küche, bis nur noch die dreckigen Lappen darauf hinwiesen, dass hier etwas Schreckliches passiert war. Danach legten wir uns ins Bett und Sookie schlief, ganz nahe an mich gerückt, endlich ein. Ich hingegen blieb wach, denn ich hatte große Angst vor den Träumen, die mich ereilen würden, wenn ich ebenfalls schlafen würde.

Am nächsten Tag kamen alle Nachbarn und Bekannte, um ihr Beileid auszusprechen und Sookie mit Essen zu überschütten. Sie fühlte sich sichtlich unwohl, da sie immer noch Probleme hatte, ihr Schutzschild hochzufahren und aufrecht zu erhalten. Lafayette, Tara und ich versuchten unser Bestes, sie einigermaßen abzulenken und hatten uns mit ihr zusammen und die Küche verkrochen. „Wo ist eigentlich Jason?", fragte Lafayette Tara und mich, als Maxine Fortenberry gerade mit Sookie sprach. „Ich habe keine Ahnung...", sagte ich und schüttelte den Kopf. „Sam hat erzählt, dass er versucht hat ihn anzurufen, aber er ist nicht ans Telefon gegangen. Vielleicht weiß er es noch gar nicht.", sagte Tara wir verzogen das Gesicht. Jason schien zwar ein ziemlicher Idiot zu sein, aber dass er wohl noch nichts von dem Tod seiner Großmutter wusste war schrecklich. Eine völlig aufgelöste Arlene betrat die Küche und umarmte erst Sookie und dann mich stürmisch. „Oh, meine Lieben, es ist so schrecklich, dass ihr sie finden musstet. Ist alles ok bei euch? Kommt ihr zurecht?" Ich fasste mir an die Gurgel, da sie mich mit ihrer Umarmung fast erwürgt hatte. „Ja, danke Arlene, wir kommen zurecht.", sagte Sookie in der Hoffnung, dass Arlene schnell Ruhe geben würde. „Wenn du irgendetwas brauchst, Hilfe beim Umzug zum Beispiel, dann sag einfach Bescheid!", redete sie weiter auf Sookie ein. „Wie kommst du darauf, ich will gar nicht umziehen!", entgegnete Sookie gereizt. Ich merkte, dass ihre Nerven langsam sehr dünn wurden und hatte Angst, dass sie doch noch einen Zusammenbruch erleiden würde. „Ja, darüber können wir wann anders reden.", sprang ich dazwischen und schob Arlene in Richtung der anderen Gäste. „Danke, für dein Beileid, Arlene". Sie guckte mich verwirrt und etwas gekränkt an, ging dann aber ins Wohnzimmer und ließ uns in Ruhe. Ich atmete gerade durch, als ich Sookie hinter mir brüllen hörte. „MAXINE FORTENBERRY! Stellen Sie sofort den Kuchen wieder in den Kühlschrank!" Ich fuhr herum und sah, wie Sookie auf die dickliche blonde Frau zustapfte und ihr eine Kuchenform aus der Hand riss. Alle im Haus wurden still und sie wich wieder zurück. „Das ist Großmutters Kuchen!", rief sie verzweifelt. Ich schritt schnell durch den Raum und legte ihr eine Hand auf den Rücken, um sie ein wenig zu beruhigen. Maxine entschuldigte sich, aber es hatte keinen Zweck. Ich sah wie Sookie immer unruhiger wurde. „Entschuldigen Sie uns bitte!", unterbrach ich das Schweigen der Menge, „Sookie, komm mit." Ich nahm ihr vorsichtig den Kuchen ab und sofort schlossen sich ihre Hände um meine freie Hand. Mit der Anderen drückte ich Tara die Kuchenform in die Hand. „Ich brauche Sookies Hilfe oben. Wir sind gleich wieder da.", sagte ich laut und blickte in die Runde der entsetzten Gesichter. Von allen ging Erstaunen und Mitleid aus, ich konnte mir nur denken, was gerade in ihren Köpfen herumschwirrte. Ich bahnte uns einen Weg durch die Menge und zog Sookie hinter mir die Treppe hinauf.


Who Am I? - True Blood.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt