„Fast geschafft.", sagte ich erschöpft, als wir gerade den letzten Müll aus der Bar schleppten. Tara stimmte mir nur ohne mich anzusehen nickend zu und ging ich schnell wieder in die Bar während ich mir die dreckigen Hände an meiner Jeans abwischte. Arlene war gerade dabei, alle Stühle hochzustellen, damit sie durchwischen konnte. „Was für ein Scheiß-Abend.", fluchte sie immer wieder leise vor sich hin, „Scheiß Vampire, können die sich nicht einfach von uns fern halten!" Meine persönliche Abneigung gegenüber Vampiren war dank Bill etwas gesunken, allerdings schien seine Anwesenheit die Unmut vieler anderer erst richtig anzuheizen, so wie die von Arlene. Tara pflichtete ihr bei, als sie gerade wieder durch den Hintereingang trat. „Die können ihren Scheiß nicht mal unter sich klären. Andauernd müssen sie Unschuldige da mit rein ziehen.", hetzte nun auch sie. Ich hielt mich zurück, solche Grundsatzdiskussionen endeten nie gut bei mir. Ich musste wieder an Eric Northman denken - besonders an seine blauen Augen - und ich würde ein wenig sauer. Warum machte er sich bitte über mich lustig, weil ich an einer Bar arbeitete?! Nicht jeder konnte ein steinalter Vampir sein, der sich über Jahrhunderte Geld anhäufen und dann eine Bar aufmachen konnte - bei der sein Job darin bestand, auf einem Thron zu sitzen, Frauen auszusaugen, wiederum andere Frauen zu verunsichern und ab und zu Flyer zu verteilen und währenddessen potentielle Kunden zu vergraulen.
Schnell stöpselte ich die Ausgießer aus den Alkoholflaschen, warf sie in die Spülmaschine und schmiss den letzten Spülgang an, dann war meine Arbeit für heute getan. Ich verabschiedete mich von Arlene und Tara und fuhr erschöpft nach Hause. Dort angekommen schnappte ich mir in der Küche den letzten Schluck Whiskey und ging die Treppen hinauf zum Badezimmer. Ich muss dringend Nachschub besorgen. Ich öffnete den Wasserhahn der Badewanne - ein heißes Bad würde jetzt genau das Richtige sein, um entspannen zu können. Schnell schminkte ich mich ab und band meine Haare zu einem hohen Dutt hoch. Im Schlafzimmer schälte ich mich aus meinen Arbeitsklamotten, rümpfte die Nase bei dem markanten Geruch nach Friteusen-Fett und warf sie in die Wäsche. Dann schlang ich mir ein Handtuch um, tapste wieder ins Badezimmer, öffnete dort das Fenster und schloss die Tür hinter mir. Vorsichtig testete ich mit einem Fuß das Wasser, es war mir noch fast zu kalt, also drehte ich den Heißwasserhahn noch etwas mehr auf. Als die Wanne voll war drückte ich bei meinem iPod auf „Play", legte das Handtuch zur Seite und ließ mich in das Wasser sinken - inzwischen war es so heiß, dass es mich fast verbrühte, aber nur so konnte ich meine verkrampften Muskeln richtig entspannen. Als ich mich an die Temperatur gewöhnt hatte, zündete ich mir eine Zigarette an, trank einen Schluck Whiskey und fing an mich zu entspannen. Solche Momente nur für mich hatte ich lange nicht mehr gehabt und ich genoss ihn in vollen Zügen. Meine Gedanken drifteten ab und landeten wieder im Merlotte's, um genau zu sein bei der Situation, bei der ich wie hypnotisiert Tara's blutende Hand betrachtete. Ich spürte wieder diese Hitze in mir empor kriechen - die, die ich das erste Mal in der Dusche im Kinderheim zu spüren bekam. In meinem Mund sammelte sich Speichel und ich wandte mich unruhig hin und her. Mein Puls beschleunigte sich und ich konnte nicht aufhören an das pulsierende, dunkelrote Leben zu denken, dass langsam Tara's Hand verließ.
„Da haben Sie wohl schon ohne mich angefangen.", hörte ich jemanden ganz nah bei mir sagen. Ich schrak so heftig zusammen, dass mein Hinterkopf an die Kante der Badewanne knallte und mir mein Herz in die Hose rutschte. Sofort breitete sich ein dumpfer Schmerz und ich fasste mir mit einer Hand an den Hinterkopf. „WAS ZUR HÖLLE?!", brüllte ich, als ich meine Stimme wiedergefunden hatte und versuchte so gut es ging, meinen nackten Körper mit Hilfe der Schaumberge zu bedecken. „Was machen Sie hier?!" Direkt vor meinem Fenster stand Eric Northman und blickte auf mich herab - aus dieser Perspektive wirkte er noch riesiger als sonst. Wie zur Hölle kann er vor meinem Fenster stehen? Ich blickte kurz an ihm herunter und stellte fest, dass er schwebte. Was die nicht alles können... Er antwortete nicht, sondern grinste nur und blickte auf mich herab. „Ich sagte: Was zur Hölle machen Sie hier?", fragte ich erneut, dies mal etwas ruhiger - aber nicht weniger bestimmt. „Bitten Sie mich herein."-„Ich bin nicht die Besitzerin des Hauses."-„Sie wohnen hier."-„Ich will trotzdem nicht."-„Los, oder sollen die Nachbarn anfangen zu starren?" Mit diesem Argument überzeugte er mich und ich ließ ihn herein. Schließlich konnte ich meine Einladung jederzeit zurückziehen. Langsam ging er zu dem Hocker, der in der Ecke stand und setzte sich darauf, dabei ließ er mich keine Sekunde aus den Augen. „Schade, dass so viel Schaum auf Ihrem Badewasser liegt... Sie sahen aus, als hätten Sie ziemlichen Spaß gehabt. Woran haben Sie gedacht?" Er schien sich zu weigern, meine Frage zu beantworten. Auch wenn ich ihn noch nicht lange kannte, hatte ich gelernt, dass ich ihm nur einen Gefallen tue, wenn ich mich darüber aufregen würde. Also würde ich sein Spiel mitspielen. „An Vieles - aber definitiv nicht an Sie." - Nein, du hast daran gedacht, wie du Tara's Blut aus ihrer Hand saugst. „Wie schade, ich bin mir sicher ich könnte Ihnen genauso viel Freude bereiten... Und sogar noch mehr.", sagte er verführerisch. Ich versuchte alles, damit dieser Satz mich kalt ließ, aber es funktionierte nicht ganz. „Wie schade, dass wir das nie erfahren werden.", antwortete ich ihm und überspielte so gut es ging das Zittern in meiner Stimme. „Ja... Sehr schade." Sein Blick tastete auf der Suche nach einem Schaumloch die Wasseroberfläche ab, und ich bewegte mich keinen Zentimeter, um es ihm nicht leichter zu machen. „Genug gesehen? Wären Sie jetzt so freundlich und würden mir meine Frage beantworten?" Er verschränkte die Arme und lehnte sich mit seinem breiten Kreuz an die Wand hinter ihm. Seine Haare hatte er zu einem tiefen Zopf gebunden, eine Strähne hatte sich bereits gelöst. „Nicht ansatzweise... Aber nun gut. Ich bin hier, weil ich Sie vorhin noch Etwas fragen wollte."-„Und warum haben Sie nicht gefragt?"-„Ich fand es war ein unpassender Zeitpunkt."-„Ach, und JETZT ist ein passender Zeitpunkt?" Ich guckte ihn entgeistert an. Das konnte nicht sein Ernst sein. „Ein sehr guter. Wir können unter vier Augen sprechen, und ich glaube nicht, dass sie dieses Thema vor allen Anderen besprechen möchten."-„Ach, aber mit IHNEN will ich das besprechen, ja?"-„Ich denke nicht. Trotzdem werde ich Sie etwas dazu fragen."-„Zu was für einem Thema überhaupt?" Ich war nahezu gewillt ihm alle Fragen zu beantworten, die er hatte, nur damit er das Badezimmer verließ und ich nicht mehr permanent aufpassen musste, dass der Schaum alles bedeckte - dieser fing nämlich schon an, sich aufzulösen. „Können Sie auch die Gedanken von Menschen lesen, so wie Miss Stackhouse?"-„Sie haben Recht, das Thema will ich nicht mit Ihnen besprechen. Das geht Sie nichts an."-„Beantworten Sie mir meine Frage.", sagte er bestimmter. „Nein.", sagte ich und blieb standhaft. „Nun gut. Da ich Sie nicht bezirzen kann: Was wollen Sie haben, damit Sie mir meine Frage beantworten?" Ich überlegte. Sicherlich könnte ich Geld von ihm verlangen, schließlich schien ihn meine Antwort brennend zu interessieren, aber das würde mir kein Triumphgefühl verschaffen. Als mir eine Idee kam, schmunzelte ich verschwörerisch. „Bitten Sie mich."-„Was?", fragte er und schaute mich an, als ob ich den Verstand verloren hätte. „Ich möchte, dass Sie mich Bitten. Fragen Sie höflich nach meiner Antwort - Bitten Sie mich einfach."-„Ich bin über 1000 Jahre älter als Sie - ich werde Sie nicht bitten!", zischte er aufgebracht. Ich erschrak ein wenig, versuchte mir aber nichts anmerken zu lassen. „Dann werden Sie auch keine Antwort auf Ihre Frage von mir erhalten." Wenn er noch ein Mensch wäre, würde er nun vor Wut zittern und rot anlaufen - so sah ich nur, wie der Zorn in seinen Augen brodelte. Er schien einen kleinen Kampf mit sich selbst auszufechten - schlussendlich siegte seine Neugier. „Also gut, wie Sie wünschen...", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „Würden Sie mir BITTE die Frage beantworten, ob Sie die gleichen Fähigkeiten wie Miss Stackhouse besitzen?" Ich grinste über meinen Triumph. „Aber gerne doch. Nein, ich besitze nicht die gleichen Fähigkeiten wie Sookie." Er war nicht auf den Kopf gefallen - er bemerkte den Umweg in meiner Antwort. „Wie meinen Sie das, nicht ‚die Gleichen'?"-„Ich kann nicht so Gedanken lesen wie sie."-„Was können Sie dann?"-„Ich kann Gefühle erspüren. Die Emotionen der Menschen schwappen wie in einer Art Welle zu mir herüber, und dann weiß ich, was sie fühlen."-„Und Sie können absolut keine Gedanken lesen?"-„Nicht wirklich. Früher war es stärker, aber ich habe es unterbunden und seitdem höre ich nur noch ab und zu vereinzelte Fetzen. Sookie's Gedanken höre ich allerdings fast immer." Ich wunderte mich über mich selbst, dass ich ihm seine Fragen so bereitwillig beantwortete - aber es schien ihn große Überwindung gekostet zu haben, mich zu bitten, also wollte ich ihm einen Schritt entgegen kommen. Ich rechnete es ihm immer noch hoch an, dass er mich vor Mr Fernandez gerettet hatte, auch wenn er mir eigentlich unsympathisch war. „Wie faszinierend... Gleich zwei besondere Menschen auf einmal. Wie lange kennen Sie Sookie schon?"-„Ich habe sie erst kennengelernt, als ich vor einigen Tagen hierher gekommen bin."-„Und dann verbindet sie Beide schon so viel, dass Sie gleich bei ihr einziehen müssen?"-„Uns verbindet etwas, ja. Aber ich bin hier eingezogen, weil das Haus meiner Großmutter bald renoviert wird."-„Ich verstehe." Mit diesen Worten erhob er sich langsam und unsere Blicke trafen sich erneut. Während unseres Gespräches hatte ich mich bemüht, nicht in seine Augen zu schauen, damit er mich nicht aus der Ruhe bringen konnte. Auch über die Distanz, die zwischen und lag, spürte ich die Wirkung seines Blickes. Er griff ohne die Augen von mir abzuwenden zu meinem Handtuch, dass ich vorhin auf den Boden fallen gelassen hatte und reichte mir es, bevor er sich wieder auf den Hocker sinken ließ. „Hier, das brauchen Sie vielleicht. Ich kann ihr Tattoo sehen." Hastig griff ich nach dem Handtuch, dass er mir hinhielt und wickelte mich unter Wasser damit ein - zum Abtrocknen müsste ich mir ein Neues besorgen. Der Schaum war inzwischen viel zu licht geworden, wenn man schon meinen Unterbauch und mein Schambein sehen konnte. „Die Lotosblume - Das Symbol der Reinheit, Unberührtheit, Fruchtbarkeit und Vollkommenheit... Welche dieser Eigenschaften trifft denn nun auf Sie zu, Miss Ballard?"-„Auf die Antwort können Sie lange warten. Wenn ich mich recht erinnere, sind Sie sowieso in Eile - müssen Sie nicht mit Bill Compton zu einem Tribunal?" Er lachte kurz auf. „Da hat Miss Stackhouse aber gut zugehört. Ja, das muss ich. Das Tribunal wird allerdings erst morgen Nacht stattfinden. Wir müssen zuerst noch in eine andere Stadt, deshalb brechen wir bereits heute auf." Ich stutzte darüber, dass er meine Frage so bereitwillig beantwortete.
Plötzlich stand Sookie in der Tür. „Was geht denn hier ab?! Lassen Sie Lisa in Ruhe!", fuhr sie Eric an. „Ich wollte gerade gehen...", antwortete er ruhig. „Miss Stackhouse, ich melde mich, wenn ich Ihre Dienste benötige. Miss Ballard... Es war äußerst angenehm, mit Ihnen zu sprechen." Noch einmal jagte er mir mit seinen Blicken einen Schauer über den Rücken, dann war er genauso schnell verschwunden, wie er gekommen war.
„Was bildet der sich eigentlich ein?!", zeterte Sookie. Seit mehreren Minuten zog Sie über Eric her - er sei ein arrogantes, überhebliches, egoistisches Aas von Vampir - und ich wollte sie bisher nicht aufhalten, da sie irgendwie Recht hatte. Wir saßen inzwischen im Wohnzimmer und ich hatte mir saubere, trockene Klamotten angezogen. Als sie gerade erneut Luft holte, unterbrach ich sie. „Sookie, du hast vollkommen Recht, aber können wir bitte aufhören über diesen Wikinger zu sprechen? Er wirft mich jedes Mal völlig aus der Bahn und zwei Begegnungen mit ihm an einem Abend waren definitiv zu viel." Erst wollte sie protestieren, aber dann gab sie nach. „Okay. Aber erzähl bitte kurz, was er von dir wollte." Ich wiederholte Eric's Fragen und sie setzte erneut zu einer Schimpftirade an. Ich konnte sie gerade noch daran hindern, indem ich ihr die Hand auf den Mund drückte. „Okay, Sookie, ganz ruhig. So sehr kann dich dieser Vampir nicht aufregen, es ist ja nichts passiert - also, was ist los?" Sie deutete mit einem Finger auf meine Hand, die noch immer auf ihrem Mund lag. „Oh, ja, sorry."-„Sam ist ein Gestaltwandler. Und Werwölfe gibt es auch. Ja, du hast richtig gehört - Werwölfe! Und Gestaltwandler!"-„Bitte was?", fragte ich entgeistert. Sookie erzählte mir, wie sie in Bill's Bett mit einem Hund am Fußende eingeschlafen, und mit einem nackten Sam anstelle des Hundes, wieder aufgewacht war. Ich musste grinsen - die Geschichte klang etwas ulkig. „Da gibts überhaupt nichts zu lachen!!", stöhnte Sookie empört, aber auch sie konnte ein kleines Grinsen nicht unterdrücken. „Und was hat das mit den Werwölfen auf sich?", fragte ich neugierig. „Keine Ahnung... Ich bin da nicht weiter drauf eingegangen. Ich finde es immer noch zu schockierend, dass Sam das die ganze Zeit verheimlicht hat. Und dann glaubt er auch noch, dass ich das so einfach verstehen könnte. Ich verberge nichts, im Gegensatz zu ihm! Ich mein - er hat mich geküsst, und wollte definitiv mehr! Wann wollte er mir denn von seinem „kleinen Geheimnis" erzählen?!"-„Ich hätte genauso reagiert wie du.", pflichtete ich ihr bei. Parallel machte ich mir allerdings Gedanken, ob Sookie auch irgendwann so sauer sein wird, wenn ich ihr von meinen Blutgelüsten erzählen würde.
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Who Am I? - True Blood.
FanfictionIn dieser Story geht es um Lisa Ballard - eine junge Frau, die aus einem sehr traurigen Grund nach Bon Temps kommt, ihrer Intuition folgt, und deswegen wesentlich länger dort bleibt, als sie geplant hatte. Mit Hilfe vieler neuer Freunde lernt sie ni...