Scratches #I

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„Was zur Hölle?!", sage ich mehr zu mir selbst, als zu allen anderen. Wieder spürte ich einen Lufthauch und sah wenig später Pam, die alle Gäste nach draußen geleitete. Bill blieb wie angewurzelt stehen, als er mich entdeckte. „Lisa?", fragte er entgeistert und sein Blick huschte über meine Schulter hinweg. Ich drehte mich um und sah Eric, der plötzlich hinter mir stand und Bill anlächelte. Oh nein, wie muss das aussehen...Ich komme aus einem Schlafzimmer und Eric folgt mir. Aber ich hatte keine Zeit mich jetzt zu erklären, ich hatte nur noch Augen für Sookie. „Bill, was ist mit ihr passiert?!", herrschte ich ihn an und ging hastig auf die Beiden zu. „Sie wurde angegriffen, ich vermute es war das selbe Wesen, dass auch dich angegriffen hat.", sagte Bill verzweifelt. „Eric, bitte, ruf Dr. Ludwig an!", fügte er an den Wikinger gewandt hinzu. Er antwortete nicht, sondern zückte gleich sein Handy und tippte eine Telefonnummer hinein. Ich strich Sookie die Haare aus dem Gesicht und versuchte sie über ihre Gedanken zu erreichen, doch es war zwecklos. Ich hörte kaum etwas, nur ein leises Rauschen. Sofort kamen mir wieder die Tränen. „Oh Gott, nein bitte nicht!", flüsterte ich. „Wir sind alleine.", sagte Pam gelangweilt und ich ärgerte mich über ihre Gleichgültigkeit. Auch wenn Sookie keine ihrer Vampir-Freunde war, könnte man wenigstens ein wenig Anteilnahme zeigen, wenn jemand im Sterben lag - und das tat Sookie gerade. „Bill, wir müssen sie hinlegen.", sagte ich und versuchte Pam's Augenrollen zu ignorieren. Ich griff mir ein paar Geschirrtücher von der Bar und Bill fegte mit einer Handbewegung einen Tisch leer, auf dem ich die Tücher ausbreitete. Dann legte er Sookie vorsichtig auf den Bauch und ich konnte das erste Mal die Kratzer auf ihrem Rücken sehen. Sie waren schlimmer als meine gewesen waren und ich schlug mir ängstlich eine Hand vor den Mund. „Bill, wie konnte das passieren?", fragte ich ihn und sah die Verzweiflung in seinem Gesicht. „Wir haben uns gestritten und Sookie ist aus dem Auto ausgestiegen, weil sie zu Fuß nach Hause gehen wollte. Ich habe sie aus den Augen gelassen, und dann wurde sie angegriffen.", presste er zwischen den Zähnen hervor. „Dr. Ludwig ist auf dem Weg.", tönte Eric, ebenfalls so gelangweilt wie sein Abkömmling und ich hätte ihn am liebsten geohrfeigt. Leider wusste ich, dass mir das mehr wehtun würde, als ihm. Also beließ ich es dabei, Sookies Hand zu halten und wartete gespannt auf das Eintreffen von Dr. Ludwig.

Als diese wenig später durch die Tür kam, seufzten Bill und ich erleichtert auf. „Dr. Ludwig, ein Glück sind Sie da.", sagte Bill und verschwendete keine Sekunde, „Hier ist ihre Patientin." Die Ärztin stiefelte ohne ein weiteres Wort auf Sookie zu und warf nur einen kurzen Blick auf mich. „Ich erinnere mich an Sie. Geht es ihnen wieder gut?" Ich nickte eilig. „Ja, danke. Meine Freundin hier hat die gleichen Wunden wie ich. Bitte helfen Sie ihr!", flehte ich und wich von Sookie zurück, damit die Ärztin Platz hatte zum Arbeiten. Als Dr. Ludwig anfing, sich Handschuhe überzuziehen, sah ich wie Sookie vorsichtig blinzelte. Sookie!, dachte ich reflexartig und ich spürte wie von ihr eine Welle der Erkenntnis zu mir herüber schwappte. „Was für eine Art Arzt sind sie?", fragte sie mit zittriger Stimme. „Eine von der heilenden Art, ich bin Dr. Ludwig.", antwortete die Ärztin und fing an, Sookie zu untersuchen, „Wie ist ihr Name?" Sookie schrie auf vor Schmerzen, als die Ärztin in einem der Schnitte wühlte. „Sookie!", sagte sie dann schließlich, „Sookie Stackhouse. Und... Werde ich sterben?" Mein Herz verkrampfte sich zu einem kleinen, pulsierenden Knoten. „Ja.", sagte Dr. Ludwig trocken und ich sog scharf die Luft ein. „Nein!", herrschte Bill, „Sie darf nicht sterben! Sie werden ihr das Leben retten!"-„Gehen Sie zurück Vampir, lassen Sie mich meine Arbeit machen!", tönte Dr. Ludwig energisch und Bill wich wieder einen Schritt zurück. Eric, der sich inzwischen auf einen Stuhl gesetzt hatte, beobachtete die Geschehnisse gelangweilt. Ich wünschte mir so sehr, dass wir gerade nicht im Fangtasia waren, sondern irgendwo anders, wo er nicht war. „Verzeihen Sie... Bill ist diesem Menschen abnorm zugetan.", sagte er genervt und ich hatte erneut das Bedürfnis, ihn zu ohrfeigen. „Nun, die Wunden sind in der Tat die gleichen wie bei der bereits geheilten Patientin. Sie wurden beide vergiftet. Haben Sie je von den Komodo-Waranen gehört? In ihren Mäulern wimmelt es von Bakterien. Nachdem er einen gebissen hat, wird er ihnen stundenlang folgen, tagelang, und einfach darauf warten, dass sich die Gifte langsam durch ihr Nervensystem fressen, bis sie absolut hilflos sind. Und dann frisst er sie, bei lebendigem Leibe." Nun hätte ich sie am liebsten auch geohrfeigt. Warum erteilt sie uns jetzt eine Biologie-Lektion?! „Ich wurde von einem Waran gekratzt?", krächzte Sookie. „Nein, aber es ist ein ähnliches Gift, nur viel wirksamer. Lassen Sie uns bitte allein, ich muss sie von der Kleidung befreien.", sagte Dr. Ludwig. Eric erhob sich und ging Richtung Ausgang, Bill beugte sich noch einmal zu Sookie herunter. „Ich bin direkt vor der Tür. Es tut mir so schrecklich leid.", sagte er und strich Sookie sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor er ebenfalls den Raum verließ. Ich bewegte mich nicht von der Stelle und Dr. Ludwig blickte mich scharf an. „Ich sagte: Lassen Sie uns allein.", herrschte sie mich an, doch ich schüttelte starr den Kopf. „Ich weiß was sie gleich durchmachen muss. Ich werde sie nicht alleine lassen!", antwortete ich, ließ mich auf einen Stuhl neben Sookie sinken und ergriff ihre Hände. Die Ärztin schien nicht weiter diskutieren zu wollen, denn sie nickte nur und zog ein Fläschchen Tinktur aus ihrer Tasche. „Halten Sie sie fest.", sagte sie und ich fühlte mich in die Situation zurück versetzt, in der ich auf einem Tisch gelegen und Eric mich festgehalten hatte. Als Dr. Ludwig anfing, die Tinktur in Sookie's Wunden zu träufeln, find sie bestialisch an zu schreien und ich hielt sie so gut es ging fest. Sookie, halt durch. Sie wird dir helfen, ich weiß es., dachte ich und schob meine Gedanken so gut es ging in ihren Kopf, doch es half kaum. Sie konnte sich nicht beruhigen und Bill eilte herbei. „Was machen Sie mit ihr?", fragte er panisch und starrte auf Sookie's Wunden, von denen blubbernder Dampf aufstieg. Mir wurde schlecht bei dem Anblick und die Erinnerung an meine eigenen Schmerzen kochte wieder in mir hoch. Und mit ihnen die Erinnerung an den fürsorglichen Eric, der offensichtlich nur Wunschdenken gewesen war. „Bill, bitte halt sie fest, ich kann das nicht.", sagte ich und er löste mich in Windeseile ab. Er nahm vorsichtig ihre Arme und sorgte dafür, dass sie stillhielt, damit Dr. Ludwig ihre Wunden auskratzen konnte. Tränen liefen mir über das Gesicht und ich wich vor der schrecklichen Szenerie zurück. Ich fühlte mich völlig hilflos. Meine Gebete, dass Sookie endlich ohnmächtig werden würde, wurden erhört, denn wenige Sekunden später verstummte sie und ihr Körper erschlaffte.

Who Am I? - True Blood.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt