Could Ground #III

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Kurz vor Sonnenuntergang saß ich unten im Wohnzimmer und grübelte über meine momentane Situation. Ich war in einer, mir bis vor einer Woche noch völlig fremden, Stadt, verwaltete den Nachlass meiner verstorbenen Großmutter und hatte, um den ganzen noch die Krone aufzusetzen, am Vorabend meinen Job gekündigt, der meine einzige Einnahmequelle war. Durch mein bereits gespartes Geld hatte ich zum Glück genügend finanzielle Mittel, um mich für ein paar Monate über Wasser zu halten, aber was kommt danach? Meine Wohnung in Miami verschlingt jede Stunde mehr Geld, obwohl es absehbar war, dass ich so schnell nicht wieder dort hin zurück kehren würde. Ich stand noch ganz am Anfang meiner Suche nach dem, was mich so besonders macht. Außerdem hatte ich Sookie versprochen, dass ich so lange bleiben würde, wie sie es möchte. Auch wenn es ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt war, würde ich so schnell wie möglich mit Sookie reden müssen, um sie zu fragen, ob ich bei ihr im Haus wohnen kann. Das Haus meiner Großmutter würde bald renoviert werden - dann hätte ich mir ein Hotelzimmer nehmen müssen, aber das ist nun definitiv zu teuer. Mit den Erlösen aus dem Verkauf des Hauses und der Erbschaft konnte ich in nächster Zeit nicht rechnen, diese beiden Projekte waren noch nicht ansatzweise abgeschlossen. Hättest du dir das mal besser überlegt. Du handelst viel zu impulsiv!, tadelte ich mich selbst. Aber dieser Zug war bereits abgefahren, es gab kein Zurück mehr. Wenn ich nicht bei Sookie wohnen kann, muss ich mir einen Job suchen. Also hoffte ich auf Sookie - in diesem Kaff einen Job zu finden würde sich nicht einfach gestalten.

Die Haustür öffnete sich und ich wurde aus meinen Gedanken gerissen - Tara und Lafayette waren wieder da. „Hey Lisa, wir haben etwas zu Essen mitgebracht. Lafayette sagt, das Essen von den ganzen Idioten hat schlechtes Juju.", begrüßte mich Tara. Ich musste ein wenig grinsen. Lafayette schaffte es immer wieder, ernste Situationen aufzulockern. „Sehr gut. Ich habe wirklich Hunger.", bedankte ich mich. Sie erkundigten sich nach Sookie, die immer noch tief und fest schlief, ich hatte regelmäßig nach ihr geschaut. Wir waren gerade dabei das mitgebrachte Essen aufzuwärmen, als die Haustür erneut aufflog. Ein Schatten huschte an uns vorbei und ich wusste sofort, wer da gerade angekommen war - Bill. Sofort rannten wir ihm hinterher, alle in Sorge, dass Sookie etwas passiert sein könnte.

„Was soll das?!", rief ich als ich als Erste hinter Bill in Sookies Zimmer stürmte. Er schüttelte sie. „Sookie! SOOKIE!", rief er panisch. Langsam öffnete sie die Augen und sah ihn an. „Bill?", fragte sie verschlafen. Lafayette, Tara und ich wechselten verwirrte Blicke. Was sollte das denn jetzt? „Ich... Ich habe geträumt, dass ihnen etwas zustößt. Entschuldigen Sie.", sagte er nun ruhiger, da er wusste, dass Sookie lebte. Noch ehe Sookie antworten konnte, sagte Tara: „Nun gut, sie wissen ja nun, dass sie wohlauf ist. Könnten sie dann bitte wieder gehen? Sie braucht viel Ruhe und ihren Schlaf!" Sie unterstrich ihre Worte mit einer Geste, die Bill mehr als deutlich machte, dass er sofort den Raum verlassen sollte, damit sie ihn nicht persönlich rausschmiss. Alleine hätte sie sowieso keine Chance gegen ihn gehabt - aber ich rechnete ihr ihr Selbstbewusstsein hoch an. „Bill, gehen sie nicht.", sagte Sookie leise. Tara riss die Augen auf und wollte gerade erneut etwas sagen, aber Lafayette hielt sie zurück. Bill lächelte mild. „Ich werde nicht weggehen. Ich werde auf sie aufpassen. Schlafen sie weiter." Er strich ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht und ich guckte weg, um den Beiden wenigstens etwas Privatsphäre zu ermöglichen. Sookie schloss beruhigt wieder die Augen, drehte sich weg und Bill richtete sich auf.

Wir gingen leise wieder nach unten in die Küche, wo Tara sich gleich daran machte, das Essen weiter vorzubereiten. Dabei zeigte sie Bill die kalte Schulter. Ich fühlte mich unwohl in der Situation - einerseits hatte ich inzwischen nichts mehr gegen ihn, andererseits wollte ich auch nicht Tara weiter auf die Palme treiben, indem ich Bill frage, ob er bleiben möchte. Er schien zu merken, dass er nicht von allen Anwesenden erwünscht ist. „Ich werde nach Hause gehen um mir eine Flasche Tru Blood zu holen und dann vor dem Haus Wache halten.", sagte er und ging Richtung Tür. Ich ging ihm nach und hielt ihn auf der Veranda zurück. „Auch wenn wir bisher keinen sehr guten Start hatten, wollte ich mich kurz bei Ihnen bedanken. Für die Sache mit dem Polizisten, ich hatte bisher keine Gelegenheit dazu. Und dafür, dass Sie für Sookie da sind. Ich weiß, dass Sie ihr sehr gut tun." Ich versuchte mich an einem freundlichen Lächeln und scheiterte. Aber Bill verstand. „Gern geschehen.", sagte er und lächelte mild, bevor er in der Dunkelheit verschwand. Beim Essen unterhielten wir uns nicht viel - kein Gesprächsthema schien angemessen, wenn man bedachte, was am Vorabend passiert war. Nachdem wir die Küche wieder auf Vordermann gebracht hatten, setzten wir uns mit ein paar Drinks in Wohnzimmer. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, bis Tara plötzlich unauffällig Richtung Fenster deutete. „Er ist wirklich wieder da.", flüsterte Sie und wir nickten, „Was meint ihr, können die wirklich jemanden lieben?"-„Wer weiß schon, was sie können und was nicht...", antwortete Lafayette. Stumm bejahte ich ihre Frage - traute mich aber nicht, meine Antwort laut auszusprechen, in der Angst, eine Diskussion vom Zaun zu brechen. Vampire scheinen genauso lieben zu können, wie Menschen, denn den Funkenflug zwischen Bill und Sookie vorhin im Schlafzimmer hatte ich förmlich spüren können. Ich beobachtete ihn, wie er wie angewurzelt im Garten stand, ab und zu an seiner Flasche nippte und hinauf zu Sookies Schlafzimmerfenster blickte. Als sich ein Hund zu ihm gesellte und sich ebenfalls wie festgenagelt in den Garten stellte, runzelte ich die Stirn. Ich schaffte es allerdings nicht, mir weitere Gedanken über dieses merkwürdige Bild zu machen, denn langsam tat der Whiskey seinen Job und führte mich hinüber in einen lange überfälligen Schlaf.

Who Am I? - True Blood.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt