I Don't Wanna Know #II

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„Hey Sookie, könntest du mir noch ein paar Papierlaternen bringen?", fragte Sam, der auf einer Leiter stand und eine Laterne an eine gespannte Leine hing. „Wie du sehen kannst, bin ich gerade dabei deine Bar aufzubauen.", entgegnete sie schnippisch. Wir hatten uns alle im Merlotte's getroffen um Arlene's und René's Verlobungsfeier vorzubereiten, die heute Abend stattfinden sollte. Sookie war immer noch sauer auf Sam und versuchte ihm so gut es ging aus dem Weg zu gehen, ich hielt ebenfalls Abstand von ihm. Ich war zwar nicht sauer - es war vollkommen normal, dass er mir sein Geheimnis nicht gleich unter die Nase gerieben hatte - aber momentan nahmen die übernatürlichen Wesen in meiner Gegenwart überhand, und das wollte ich tunlichst vermeiden. Als Terry einen neuen Karton mit Flaschen zu Sookie brachte, bauchpinselte sie ihn damit, dass er ein lieber Mensch war und sie von ihm nie böse Überraschungen zu erwarten hatte. Den letzten Teil sagte sie absichtlich laut, damit Sam ihn auch ja mitbekam. Dieser verdrehte nur die Augen. „Hey! Vorsichtig.", sagte ich leise, als ich gerade an ihm vorbeilief und einen großen Stapel Tischdecken trug. Auch wenn Sookie's Verhalten vielleicht etwas übertrieben war - dass Sam mit den Augen rollte würde ich als ihre Freundin trotzdem nicht tolerieren. Ehe er etwas sagen konnte, kam Arlene angefahren. Sie sprang aus dem Auto und fing sofort an Verbesserungsvorschläge ihm gegenüber zu äußern. Fast automatisch schüttelte ich den Kopf, als ich hörte, was für Gedanken sie sich über die Papierlaternen machte. Für solche Dinge hätte ich überhaupt nicht den Kopf. Schnell nutze ich die Chance und verzog mich, ehe er mich doch noch in ein Gespräch verwickeln konnte.

Ich packte gerade kleine Kerzen in die dafür vorgesehenen Windlichter, als Sookie zu mir herüberkam. „Hey, wir schaffen das auch alleine - hast du nicht noch einiges im Haus zu tun?", fragte sie. „Geht schon. Ich kann morgen etwas mehr machen, ich will dich hier mit Sam doch nicht alleine lassen."-„Also wegen mir musst du nicht hierbleiben, mit dem werde ich auch alleine fertig."-„Ich bleibe gerne. Alleine in dem Haus Kartons durchwühlen ist nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung zur Zeit." Sookie nickte. „Okay, aber falls du doch gehen willst, sag einfach Bescheid. „Mach ich." Ich drückte kurz ihre Hand und dann widmeten wir uns Beide wieder der Arbeit. Bei dem Haus meiner Großmutter musste ich auch automatisch an Mr Fernandez denken. Es schüttelte mich immer noch, wenn ich an den Abend in Shreveport zurück dachte. Mir war unklar, wie ich mich so sehr in ihm täuschen konnte. Eigentlich besaß ich eine gute Menschenkenntnis, aber langsam zweifelte ich an ihr. Er hatte auf mich so harmlos gewirkt - und im Restaurant hatten wir uns wirklich gut unterhalten. Ich zündete mir eine Zigarette an und versuchte das schlechte Gefühl wieder zu vertreiben.

„Lisa, kommst du?", rief Sookie die Treppe hinauf. „Eine Sekunde!", antwortete ich ihr und drehte mir mit Hilfe des Glätteisens eine letzte Welle in meine Haare. Schnell griff ich mir meine Tom's aus schwarzer Spitze und lief die Treppe hinunter. „Kann ich so gehen?", fragte ich unsicher. Ich hatte ein einfaches, schwarzes Jerseykleid mit auf dem Rücken gekreuzten Trägern angezogen und wusste nicht, ob es vielleicht etwas zu leger für eine Verlobungsparty war. „Aber sicher. Wir sind ja nur im Merlotte's, und außerdem siehst du in allem spitze aus!", versicherte mir Sookie, „Jetzt lass uns los, sonst kommen wir zu spät." Wir stiegen in mein Auto ein und fuhren los. Sookie hatte vorgeschlagen, dass sie fahren könnte - sie trank sowieso nicht gerne und ich müsste mir keine Gedanken um meinen Whiskey-Konsum machen - aber ich wollte lieber selbst fahren, um zu verhindern, dass ich zu viel trank. In den letzten Tagen war so viel in meinem Leben passiert, dass ich ein wenig Angst davor hatte, meine Gefühle wie früher in Alkohol ertränken zu wollen. Nun waren wir auf dem Weg zum Merlotte's und ich versuchte meine gute Laune zu mobilisieren. Wir hatten beschlossen den Abend zu genießen und uns durch nichts und niemanden verderben zu lassen, schließlich gab es zur Zeit nur selten einen Anlass zum feiern.

Bei der Party angekommen parkte ich mein Auto so weit vom Eingang weg wie möglich. So wollte ich verhindern, dass mich jemand zuparkt, damit Sookie und ich fliehen konnten, falls wir das starke Bedürfnis danach verspürten. Es waren schon einige Gäste anwesend, aber keiner begrüßte uns wirklich. Sookie hatte zwar bereits erwähnt, dass sie durch ihr ‚Talent' nicht sonderlich beliebt bei den Anwohnern war, aber dass es nicht mal mehr für ein Hallo reichte, wunderte mich. Ich ging direkt zum Tresen und bestellte einen Whiskey für mich und ein Ginger Ale für Sookie. Wir setzten uns an einen kleinen Tisch und beobachteten eine Zeit lang schweigend die Menschen um uns herum. „Meinst du Bill geht es gut?", durchbrach Sookie die Stille. Ich konnte sehen, dass sie sehr unter seiner Abwesenheit litt, und darunter, dass sie nicht wusste, was gerade mit ihm passierte. „Bestimmt. Das Tribunal ist doch auch erst heute, es ist also sowieso noch nichts geschehen. Aber egal, was passiert, er kommt sicherlich bald wieder und ihm wird es gut gehen.", versuchte ich so selbstsicher zu sagen, wie es möglich war. Wie bereits am Abend zuvor war ich mir keineswegs sicher, dass Bill heil, geschweige denn lebend, wiederkommen würde, aber ich wollte Sookie nicht unnötig beängstigen. Noch wussten wir von nichts. „Ich bin so froh, dass ich dich hab.", sagte sie plötzlich nach ein paar weiteren Minuten des Schweigens. Ich lächelte sie an. „Ich bin auch froh, dass ich dich hab.", stimmte ich ihr zu und drückte kurz ihre Hand, „Aber hast du eigentlich noch mal mit Tara reden können? Ich mein, ihr habt euch gestritten, und ich war irgendwie Teil des Themas..."-„Wir haben uns wieder vertragen, falls du das meinst. Aber wir haben nicht genau über Einzelheiten geredet. Weißt du, ich kenne sie schon so lang, und wir haben so viel miteinander durchgemacht. Da muss man sich manchmal einfach nicht mehr aussprechen, sondern man verzeiht sich einfach. Ich bin mir sicher, dass sie es auch nicht so gemeint hat, was sie über dich gesagt hat. Sie ist manchmal sehr aufbrausend." Ich nickte. Das konnte ich nachvollziehen. „Okay, das klingt doch gut. Aber mir gegenüber benimmt sie sich leider immer noch so komisch. Ich will es mir mit ihr eigentlich nicht verscherzen."-„Soll ich mal mit ihr reden?", bot Sookie mir an. „Nein danke, ich glaube das mache ich mal persönlich, bei einer günstigen Gelegenheit." Ich war der Meinung, dass es für mein Anliegen Tara gegenüber nicht förderlich war, wenn ich Sookie vorschicken würde, so lieb dieses Angebot auch von ihr war.

Who Am I? - True Blood.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt