Kapitel 5

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Sue, die die ganze Zeit alles stumm beobachtet hatte, warf mir noch einen merkwürdig verwirrten Blick zu, stand dann aber auf, weil unsere Lehrerin die Klasse betrat. Ich erhob mich ebenfalls von meinem Platz. James war der einzige, der mit den Beinen auf dem Tisch sitzen blieb. Ich verdrehte nur die Augen, sollte er doch machen, ich war es jedenfalls nicht, die schon einmal durchgefallen war und es auf ein zweites Mal anlegte. Mrs. Field seuftze auf, als sie sah, worauf es anlegte und deutete uns, dass wir uns setzen durften. Sie selbst steplte sich zur Tafel und als alle ihr Aufmerksamkeit schenkten, begann sie zu reden:"Also Kinder" Da ich damit rechnete, dass sie damit beginnen würde über irgendein einfaches, aber dennoch langweiliges Thema zu sprechen, widmete ich mich meinen Gedanken. Man hat einen großen Vorteil mit einem fotografischem Gedächtnis, dass war mir auch bewusst und ich war ziemlich froh darüber. Jedoch wurde ich hellhörig, als ich sah, dass die anderen ziemlich 'falsch' auf ihr Gerede reagierten, also löste ich mich aus meiner Gedankenstarre und begann ebenfalls zuzuhören. "Dieses Projekt wird sich so lange ziehen, bis wir bei jedem Schüler Fortschritte entdeckt haben", erklärte die Lehrerin gerade, und um ehrlich zu sein verstand ich kein Wort. Ich stieß Sue leicht mit dem Ellbogen in die Rippen, was sie auf mich aufmerksam machte. "Worum geht's? ", formte ich tonlos mit meinen Lippen. Sie verstand sofort und riss ein Stück Papier aus ihrem Block. Sie krizelte etwas darauf und schob es mir zu. 'Es geht um ein Schulprojekt. Jeder schlechte Schüler wird einem guten zugeteilt und die guten müssen ihren Schützlingen dann helfen.', stand auf dem Zettelchen. Ich stöhnte in Gedanken auf. Zwar konnte ich gut erklären, aber ein Blick durch die Klasse verriet alles. Ein paar Schüler malten Kreise oder Kritzeleien auf Papier, andere kauten Kaugummi, dass es auffälliger nicht mehr ging. Der Rest starrte unbeteiligt und gelangweilt in die Luft. Beim besten Willen, die waren alle weder Lernfähig, noch dazu willig den Stoff durchzukauen. Mich wunderte es ja, dass bis jetzt keiner aus meiner Klasse wiederholen musste, eine Gruppe Kindergartenkinder wäre schlauer gewesen. Einige schrieben zwar gute Noten, aber viele schummelten, oder weigerten sich und mussten von ihren Eltern angespornt werden, unter den Motto 'Wenn du eine gute Note schreibst, kriegst du dies oder das'. Mrs Field saß nun am Lehrerpult und teilte allem Anschein nach die Gruppen ein. Als sie fertig schien, stand sie auf. "So Kinder, ich habe Vorschläge ihr könnt eure Lerngruppen zwar selbst einteilen, allerdings dürfen zwei gute Schüler nicht in einer Gruppe sein. Zwei, die nur Flausen im Kopf haben, werde ich jedoch auch nicht dulden", sie sah gezielt in Richtung der Jungs, die sich manchmal echt wie pubertierende Affen verhielten, und kniff die Augen prüfend zusammen. Das was sie sagte, hieß das Ende für eine Gruppe aus Sue und mir, da ich erfahren hatte, dass sie durchaus zielstrebig und eine gute Schülerin war, trotz des Vorfalls. So sank meine Laune ein Stück. Nachdem sich bereits ein paar Gruppen gebildet hatten, las Mrs Field James' Namen laut vor. Da sich nach geschlagenen fünf Minuten noch immer niemand gemeldet hatte, warf ich Sue noch einen letzten entschuldigenden Blick zu und hob zögerlich die Hand. Unsere Lehrerin begann vor Freude zu strahlen, anscheinend, weil sie sie es geschafft hatte, dass unser Problemschüler mit mir in einer Zweiergruppe war. Sue kam mit Caleb, einem Jungen, der sich als eine der einzigen Ausnahmen wirklich anstrengte, den Stoff aber schlichtweg nicht verstand, in eine Gruppe. Er war keiner dieser gröhlenden, pubertierenden Affen, er war im Gegensatz zu den schon immer ruhig. Meine beste Freundin teilte mir mit einem Schulterzucken mit, dass sie mit Caleb auch kein Problem hatte. Das einzige Problem war, dass Sue und ich uns jetzt fast nicht mehr sehen würden, da sie in der Zeit ohne Caleb wahrscheinlich bei Dean sein würde. Wir hatten zu unserem Erstaunen auch die restlichen Stunden unsere zuständige Lehrerin. Dies diente allerdings nur dazu, dass wir das Projekt ausführlicher besprechen konnten, was auch immer man da stundenlang besprechen konnte. Wie ich jedoch mitbekommen hatte, sollten wir unsere Schützlinge heute mit nach Hause nehmen, damit sie unsere Welt kennenlernten. Na toll, jetzt konnte ich nur hoffen, dass meine Eltern nicht zu Hause sein würden. Nach Unterrichtsende ging ich enttäuscht zu meinem Spind, da ich mein Skateboard holen musste, um es wieder nur mit mir herum zu tragen. Anschließend suchte ich James, den ich kurze Zeit später auch fand. Er lehnte neben dem Haupteingang an einer Wand und tippte irgendwas auf seinem Handy herum. Ich lief auf ihn zu und stellte mich vor ihn. Als er mich nicht bemerkte, begann ich vor seinem Gesicht herum zu schnipsen, was ihn auf mich aufmerksam machte.

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