Nach zehn Minuten hatte er mir immer noch keine Antwort gegeben, weshalb ich ungeduldig wurde. "Hast du's bald? Ich hab dein Schweigen langsam satt", fauchte ich etwas unfreundlicher als eigentlich geplant. Er nickte zufrieden und deutete auf den Sofasessel, den er auf etwa zwei Meter Abstand zum Motorrad hingeschoben hatte. Ich vermutete, dass er damit bezwecken wollte, dass ich nicht auf der Werkzeugbank sitzen und mich mit Werkzeugen anfreunden muss, sondern ihm beim arbeiten zuschauen konnte. "Oh, danke", sagte ich ein wenig überrascht, nahm aber trotzdem auf dem staubigen Sessel platz. Kurz nachden ich mich hingesetzt hatte, durchfuhr eine Vision meinen Körper. So merkwürdig es auch klingen mag, ih war froh, dass es in dieser Vision um den Sessel und nicht um James ging. Somit wusste ich ja immerhin, dass ich auch noch Visionen, die nichts mit dem möchtegern Handwerker zu meiner linken zu tun hatten, sehen konnte. Ich wickelte meine Decke noch ebger um meinen Körper und sah James eine Weile zu. "James? Darf ich dich was fragen?", fragte ich so vorsichtig, als wäre er ein Rehkitz, welches ich nicht verscheuchen wollte. Er wirkte sehr konzentriert umd nickte nur nebenbei. "Ok, aber du musst mit mehr als einem Satz antworten", setzte ich an. Nachdem er einfach keine Reaktion zeigte, war ich mir sicher, dass ich weiterreden konnte. "Warum scannst du Menschen immer mit deinen Augen ab, es ist, als würdest du etwas suchen", fragte ich weiter und beobachtete seine Reaktion. Anscheinend hatte ich einen wunden Punkt bei ihm getroffen, denn er spannte seine Muskeln an und atmete tief durch. Danach sah er mir tief in die Augen, wandte seinen Blick aber schnell wieder ab. "Du willst es wirklich wissen, hm?", stellte er die Gegenfrage. Ich begann leicht zu lächeln. Das war die erste Frage, die er mir, ohne mich zu hassen bzw. kennen, gestellt hatte und somit die zweite Frage, die ich jemals von ihm gehört hatte. Mein Lächeln erstarb aber wieder, weil ich nicht wollte, das James mich danach fragte und ich nickte, da ich ihm noch nicht geantwortet hatte. Er seuftze. "Ok, aber niemand wird von irgendwas erfahren", stellte er die Bedingung, die ich einhalten musste. Wieder konnte ich nur nicken, da ich viel zu gebannt von seinen Augen war. Diese begannen nämlich ganz blass zu leuchten, in einer Farbe, die man einfach nicht beschreiben kann. Sie ähnelte der Farbe, die Sues Augen hatten, wenn sie von Dean sprach, war aber dennoch eine Andere. Er legte den Schraubenzieher zur Seite und schaute eine Weile angestrengt in die Luft, vermutlich, weil er nicht wusste, wie er beginnen sollte. Ich versuchte mich mental darauf einzustellen, dass ich das erste Mal mehr als zehn Wörter auf einmal von James hören würde, scheiterte aber kläglich, da dies meine Vorstellungskraft überschritt. Auch wenn es bei einer Person wie mir komisch klingen mag, es war so. Immerhin war es für mich schon ungewöhnlich genug, dass ich es in so kurzer Zeit geschafft hatte, dass er Gefühle zeigen 'konnte' und das nötigste mit mir sprach. So etwas ist bei normalen Feelern ungewöhnlich, es sei denn..., da gab es doch Ausnahmen. Mir stockte der Atem. Ich erinnerte mich dumpf daran, in einem Buch vor längerer Zeit über Ausnahmen gelesen zu haben, qusste jedoch nicht mehr, welche Umstände dies ausmachten. In diesem Moment hätte ich mich verfluchen können, versuchte aber ruhig zu bleiben, da der stumme Mister neben mir ja endlich seinen Tick aufklären wollte. Ob das wirklich in seiner Ansicht stand, oder er sich nach meiner Frage gezwungenermaßen darüber geäußert hat, möchte ich jetzt einfach offen im Raum stehen lassen. Ich habe ihm ja schließlich nichts aufgezwungen. Als er so auf dem Boden saß und krampfhaft nachdachte, kam er mir ein bisschen hilflos vor und ich bekam beinahe Schuldgefühle, da ich ihn mehr oder weniger in diese Lage gebracht hatte. Obwohl er noch immer nichts gesagt hatte, wollte ich ihn nicht drängen. Wie meine Mutter es mir vorgeprädigt hatte, ließ ich ihm, trotz meiner stetig steigenden Ungeduld, die Zeit, die er brauchen würde. Er brummte irgenetwas unverständlich und danach war es lange Zeit wieder still, bis er seuftze und sich somit den Ruck gab mir zu antworten. "Mein Opa war eine Art Mentalist", begann er mut seiner Erzählung und lächelte verträumt vor sich hin, eine Emotion, die ich bei ihm noch nie erlebt hatte. Anscheinend haben James und sein Großvater sich nahe gestanden. Ehe ich etwas erwidern konnte, sprach James jedoch weiter. "Er hatte manchmal kleine Auftritte in einer kleinen Bar am Stadtrand. Die Bar war eingerichtet wie vor hundert Jahren, man hat sich wie in einer Zeitreise gefühlt." Seine Worte erklärten Teile meines Traums. Ich hatte gestern zwar kaum etwas gesehen, aber an eine verjährte Bar erinnerte ich mich. Während meiner Überlegungen erzählte James weiter. "Ich durfte ihm manchmal bei seinen Auftritten unterstützen. Er zeigte mir ein paar Tricks und stellte mich dann immer als "Das Wunderkind" vor. Zwar nur hin und wieder, aber ich war so glücklich, wenn er dies tat, weil ich ihm so beweisen konnte, dass ich konnte, was er mir gelernt hatte. Damals mit Zahnlücken und Hosenträgern, war mein Opa stolz auf mich und das war das einzige, was ich wollte. Diese Bar war wie mein zweites Zuhause, mein Opa und ich verbrachten fast jeden Nachmittag dort. Die Barfrau verstrubbelte mir jedes mal, wenn ich mich auf einen der hohen Hocker setzte, die Haare und sagte mir, wie groß ich doch schon war. Und ich konnte manchmal stolz erzählen, dass ich schon wieder um einen Zentimeter gewachsen war"
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The Stories behind
RandomCameron ist ein ganz normales Mädchen, zumindest fast. Sie hat, nennen wir es eine Gabe. Sie kann 'Die Geschichten dahinter' sehen, also was diesem Objekt oder dieser Person schon alles widerfahren ist. Es ist nicht immer gleich, manchmal hat sie d...