Kapitel 13

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Kurz bevor James mit seiner Maschine vom Schulhof abhauen konnte, passte ich ihn ab. "Wenn du willst, können wir heute mit dem Motorrad beginnen", fragte ich ihn. Ich weiß nicht warum, aber es war mir irgendwie ein Bedürfnis. Außerdem hatten wir ja einen Deal und sein Aufsatz hatte mich so berührt, dass ich einfach nicht anders konnte. Er nickte zuerst, blickte mich dann aber fragend an. Ich verdrehte die Augen. "Ja, es gibt was zu essen. Meine Mutter hat gekocht, muss nur noch aufgewärmt werden." Er war sichtlich zufrieden damit. Als er seinen Helm aufsetzen wollte, hielt er kurz inne und schien zu überlegen. Dann wendete er sich an mich, scannte mich ab und fragte:" Willst du mitfahren?" Sein Gesichtsausdruck war einfach nur neutral, aber diese Frage überraschte mich doch sehr. Am liebsten hätte ich mir selbst applaudiert, denn am Beginn dieser Woche hätte er wahrscheinlich nicht mal in den verwegensten Winkeln seines Hirns auch nur im entferntesten daran gedacht und jetzt? Ich war beeindruckt, aber für seine Geschichte würde ich sicher noch Wochen brauchen. Ich nickte als Antwort lächelnd und setzte mich hinter ihn. Natürlich war James in dieser kurzen Zeit kein Gentleman geworden, dass war mir bewusst, aber dass er den Helm aufsetzte und einfach ohne Vorwarnung losfuhr, sodass ich fast hinten runtergefallen wäre, fand ich dann doch etwas unhöflich. Am nächsten Morgen würde ich einfach zu Fuß in die Schule gehen, das Skateboard wartete ja noch sehnsüchtig auf mich in meinem Spind. In Windeseile waren wir in meiner Straße. Da er den Weg zur Haustür alleine finden würde, ging ich schon mal vor, um das Essen warm zu machen, da ich befürchtete, dass er ohne etwas zu essen nicht am Motorrad arbeiten würde. Ich weiß zwar nicht, was er gemacht hatte, aber er kam erst rein, als ich ihm das Essen auf den Tisch stellte. Ich selbst hatte keinen Hunger, also ließ ich das Essen einfach ausfallen. Wie gewohnt hatte James die Portion, welche der Größe einer Familienpizza glich, in Sekunden hinuntergeschlungen. Vielleicht stammt er ja von einer Schlange ab. Die würgen auch ganze Kaninchen auf einmal runter, also möglich wäre es. Er deutete mir an, dass ich schon gehen könnte und somit liefen wir zur Garage. Ich sperrte die Tür auf und James ging schnurstracks zu der Maschine. Mein Blick jedoch blieb an einem alten Kassettenrecorder hängen. Ich schnappte es mir und drehte ein paar Knöpfe. Zuerst war nur ein nerviges Rauschen zu hören, doch nach ein paar Handgriffen ertönte Musik. Wahrscheinlich irgendwas aus Elvis Presleys Zeiten, aber so genau konnte ich es nicht sagen, da ich mir die Kasette nicht angesehen hatte. James begann in der Zwischenzeit auf der, zugegeben sehr unordentlichen, Werkbank nach Werkzeugen und Ersatzteilen, die wir gebrauchen könnten zu suchen. Das war jedenfalls meine Interpretation seiner Handlung. Ich überlegte. Wahrscheinlich würden wir noch einiges besorgen müssen, um die Maschine wieder auf Vordermann zu bringen. Aber das war ja von Anfang an klar.Ich schaute mich ein bisschen in der Garage um. In einer Ecke fand ich ein Tuch, welches wohl mal ein Bandana gewesen sein sollte und wischte damit den größten Dreck vom Motorrad. Inzwischen hatte James schon jegliche Werkzeuge und Ersatzteile auf einem leergeräumten Stück der Werkbank verteilt. "Womit wollen wir anfangen?", fragte och ein bisschen aufgeregt. Ich konnte es gar nicht mehr erwarten, dass das Motorrad endlich in seinem alten Glanz erscheint. Er schaute zuerst mich, dann die Harley an und meinte nach kurzer Stille:"Putzen". Was mich hierbei aber am meisten erstaunte war, dass er mir in Gesicht schaute und nicht wie üblich meinen kompletten Körper abscannte. Vielleicht war das ja nur eine Vorsichtsmaßnahmen, was weiß ich. Ich antwortete im hinausgehen:"Gut dann geh ich schnell Putzsachen holen, mach einfach das, was du vorher auch schon gemacht hast oder, was weiß ich, lass dir was einfallen." Alles, was mir irgendwie nützlich erschien, warf ich in einen Kübel. Danach füllte ich einen zweiten mit warmen Wasser und ging, so gut es eben durch die Kübel funktionierte, wieder in die Garage zurück. Zum Glück hatte ich die Tür vorher offen gelassen, sonst wäre alles viel umständlicher gewesen. James kniete gerade vor der Harley und schaute sich den Motor an. "Ich hab Putzzeug", verkündete ich stolz und stellte den schweren Wassereimer auf den Boden. Aus dem anderen Kübel schnappte ich mir ein trockenes Tuch und stellte ihn dann auf einen alten Stuhl. Wie ich es vorher mit dem ehemaligen Bandana getan hatte, nur etwas sorgfältiger, wischte ich jetzt auch mit dem sauberen Tuch über das Motorrad. James, der sich in der Zwischenzeit einen nassen Schwamm geschnappt hatte, begann auf den, von mir vorher sorgfältig abgewischten Stellen, herumzuschrubben. Vorsichtig natürlich, wir wollten das alte Metall ja nicht wegschrubben. Und so ging die ganze Leier dann weiter, bis wir drei Stunden später vor unserem frischgeputzten Meisterwerk standen. Es erweckte zwar immer noch nicht den Anschein als ob man damit fahren konnte, aber es war sauber. Ich reichte James eine der Wasserflaschen, die ich zwischendurch geholt hatte und er trank sie Schluck für Schluck aus. Wir standen noch mindestens zwanzig Minuten in der Garage und betrachteten mut schiefgelegtem Kopf unsere Maschine. Für Fremde musste dies ziemlich komisch ausgesehen haben.

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