Kapitel 16

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Ich beschloss seiner Aufforderung trotzdem nachzugehen, da ich einen weiteren Kreislaufzusammenbruch vermeiden wollte. Also tappste ich in meine Decke eingewickelt in die Küche um mir etwas zu kochen. Um meinen Körper etwas zu wärmen setzte ich erst mal Tee auf und trank eine Tasse während ich in Mum's Kochbuch blätterte. Kurzerhand entschloss ich mich dazu Pizza zu machen. Da es in der Küche so ungewöhnlich still war, drehte ich etwas Musik auf und tanzte mit dem Kochlöffel als Mikrofon durch dir Küche während ich mir die nötigen Zutaten suchte. Kurzerhand beschloss ich zwei Pizzen zu machen und sie nach Lust und Laune zu belegen. Falls ich nicht alles aufessen würde, hätten meine Eltern wenigstens etwas wenn sie am nächsten Tag von ihrem 'Trödel-trip' wiederkommen würden. Mum hasste es, wenn jemand Trödel sagte, da sie ganz nach dem Sprichwort 'Des Einen Leid ist des Andren Freud' in Krempelform lebte. Also Quasi 'Des einen Müll ist des Andren Schatz'. Aber damit hatten Dad und ich uns mit der Zeit abgefunden. Während die Pizzen im Ofen vor sich hin brutzelten schaltete ich die Musik noch lauter und begann mitzusingen. Als ich mich jedoch im Tanzfieber umdrehte, rutschte mir fast das Herz in die Hose. James lehnte lässig im Türrahmen und schaute mich belustigt an. In letzter Zeit häuften sich seine Emotionen so sehr, dass ich jedes Mal, wenn er sie 'anwendete' Gänsehaut bekam. Ich räusperte mich und drehte die Musik ab. "Ich hab gekocht", erklärte ich so selbstsicher wie möglich. "Ach ja", bemerkte James immer noch belustigt. Hilfesuchend blickte ich mich um. Irgendwie musste ich dieser peinlichen Situation ja entkommen. Mein Blick fiel auf das Backrohr. Die Pizza müsste inzwischen fertig sein, schoss es mir blitzschnell durch den Kopf. "Pizza?", fragte ich James während ich mithilfe von Geschirrtüchern die heißen Bleche aus dem Backofen nahm. James antwortete erst gar nicht, sondern setzte sich sofort an den Tisch. Typisch James eben. Am Ende hatte ich ein Stück Pizza und James den Rest. Er machte sie wohl doch nicht so große Sorgen darüber, ob ich genug aß. Ich konnte ihn beim Essen nur fassungslos anstarren. Immerhin hatte er fast zweu Bleche Pizza verschlungen und war dabei fast so schnell wie ich mit dem einen Stück. Als er fertig war, sprang er auf und lief in die Garage. "James, wir können heute nicht an der Maschine arbeiten, ich bin krank und wir hatten die Abmachung, dass ohne meine Anwesenheit kein Handgriff an dem Motorrad gemacht wird", erklärte ich ihm. Er schaute mich mit schief gelegtem Kopf an und scannte meinen ganzen Körper ab. Jetzt ging das schon wieder los! Ich hätte mich grün und blau ärgern können! Danach drehte er sich einfach wieder zu der Maschine um. Ich hätte mir am liebsten mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen, das wäre bei meinen Kopfschmerzen aber vermutlich unklug gewesen. "Dann schaust du zu", erklärte er mir, als wäre es selbstverständlich. "Ach ja? Soll ich mich auf die Werkzeugbank setzen, den Werkzeugen Gesichter aufmalen und mich mit ihnen unterhalten?", fragte ich gereizt. "Den Schraubenzieher brauche ich", antwortete James. Ich war mich ziemlich sicher, dass vor Wut mittlerweile Rauchwolken aus meinen Ohren qualmen müssten. "Ach so, na dann freunde ich mich einfach mit dem Hammer und der Axt und und wir planen deinen Tod! Und wenn ich schon dabei bin, ziehe ich in den Werkzeugkasten!", schrie ich ironisch. Er scannte zuerst mich ab, dann den Werkzeugkasten. Nachdem er das tat, starrte er mich mit skeptischem Blick an. "Ja, mir ist bewusst, dass ich da nicht reinpasse", beantwortete ich seine unausgesproche Frage. Ohne zu überlegen schlug ich mir mit der flachen Hand auf die Stirn. Meine vorherigen Überlegungen hatte ich hierbei leider vergessen, weshalb ich wegen der Kopfschmerzen aufzischte. "Kann man mit dir kein ernstes Gespräch führen?", fragte ich verzweifelt. Er zuckte mit den Schultern. "Ich hole mir eine Tasse Tee, bleib wo du bist", sagte ich und lief in die Küche um mir eine Tasse Tee einzugießen, er war zwar mittlerweile kalt, aber das war mir egal. Als ich zurück gehen wollte, hörte ich plötzlich lautes Poltern. Wutgeladen stapfte ich zur Garage zurück. "James, ich hatte dur gesagt du sollst dich nicht vom Fleck bewegen!", schrie ich durch den Raum. Er hingegen war gerade dabei eine alten Sofasessel abzuräumen und ein Stück hervorzuziehen, daher wohl der Krach. Ich seuftze. "Was tust du denn da?", fragte ich genervt. Manchmal konnte man James wirklich mit einem Kindergartenkind vergleichen. "James? Hallo!?", versuchte ich es erneut doch er zeigte keinerlei Reaktionen. Also musste ich mich wohl oder übel gedulden bis er fertig war. Hin und wieder wäre es schon vorteilhaft zu wissen, was in seinem Kopf vorgeht.

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