Kapitel 14

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Irgendwann verließ er wortlos die Garage, was wohl hieß, dass er jetzt verschwinden würde. Ich rief ihm noch 'Tschau' hinterher, was er wahrscheinlich nicht mehr hörte und beschloss nach weiteren fünf Minuten schlafen zu gehen. Einfach so. Aus Langeweile, und ein bisschen Müdigkeit. Wahrscheinlich war es für einen Reader einfach kräfteraubend mit einem Feeler zu arbeiten. Also sperrte ich die Garagentür zu, lief ins Bad und machte mich bettfertig. Am nächsten Morgen begann das ganze Dilemma wieder von vorne. Was ich aber ziemlich entspannend fand, war, dass James an diesem Tag nicht zu mir kam. Und da meine Eltern mir kurz bevor ich zur Schule ging mitgeteilt hatten, dass sie für fünf Tage eine Art Trödeltour machten, beschloss ich mir einfach einen entspannten Nachmittag zu machen. So kam es, dass ich an nur einem Nachmittag, ein Buch las, mir drei Thriller anschaute und noch genug Zeit für einen entspannten Spaziergang und die Hausübung hatte. Als ich schlussendlich in meinem Bett lag, entschied ich mich Sue anzurufen, um auf dem neusten Stand der Dinge zu sein. Durch das Projekt hatten wir ja selten Kontakt und vielleicht gab es ja Neuigkeiten was Dean betraf. Nachdem der nervende Pieptom zum zweiten Mal erklungen war, hörte ich Sues liebliche Stimme. "Hey Cameron, was gibts?", fragte sie fröhlich. "Hey Sue. Mir war langweilig und da dachte ich, frage ich einfach mal bei dir nach, obs was neues gibt", beantwortete ich ihre Frage. "Hm verstehe, aber hast du mal auf die Uhr geschaut?", fragte sie belustigt. "Nein warum?", stellte ich ihr die eher irritierte Gegenfrage. Ein Blick auf die Uhr klärte mich dann doch über ihren amüsierten Unterton auf. Es war bereits zwei Uhr morgens. Irgendwie hatte ich wahrscheinlich die Zeit vergessen. "Aber warum bist du dann noch wach?", fragte ich verwirrt. "Ich war gerade im Krankenhaus, Formulare unterschreiben. Frag mich lieber nicht, warum sie die unbedingt zu solchen Unzeiten unterschrieben haben wollen. Das habe ich den äußerst netten Arzt nämlich auch gefragt, aber seine Antwort war, dass er ja auch zu dieser Zeit arbeiten muss. Komischer Vogel. Auf jeden Fall geht es Dean schon viel besser, die Aufwachphase kann bald eingeleitet werden.", erklärte sie mir. "Hoffentlich kannst du nach dem nächtlichen Krankenhausbesuch überhaupt schlafen. Also dann bis morgen ähm ich meine heute in der Schule", verabschiedete ich mir von ihr. Das letzte, was ich in der anderen Leitung noch hörte, war eine unter Gähnen verschlucktes "Schlaf gut". Irgendwie fühlte ich mich nicht besonders gut, aber das ließ sich problemlos auf den Schlafmangel schieben. Zu meinem Erstaunen konnte ich auch an diesem Morgen, von den leichten Kopfschmerzen mal abgesehen, unbeschwert aufstehen und in die Schule laufen, da ich ja dank James mein Board in der Schule gelassen hatte. Im Schulgebäude traf ich auf Sue und wir schlenderten in den Klassenraum. Meine Kopfschmerzen wurden immer schlimmer, was ich aber zum Glück gut verbergen konnte. Sue redete wie ein Wasserfall, aber ich konnte ihr nicht folgen. Ich verstand sie nicht und sie scharf zu sehen war auch unmöglich. "Sue hör auf, ich verstehe dich nicht, ich verstehe dich nicht", begann ich vor mich hinzuflüstern, da lautes sprechen mich zu überanstrengen schien. Sue redete immer weiter, aber dies änderte nichts daran, dass ich sie nicht verstand. Es war wie eine Art Black out und hätte James nicht plötzlich, wo auch immer er her kam, hinter mir gestanden und mich an den Schultern gepackt, wäre ich wahrscheinlich vor lauter Schwanken umgefallen. Ich kam mir vor wie ein betrunkenes Baby, und dies war keineswegs angenehm. Ich versuchte tief durch zu atmen und spürte wie ich auf einen Stuhl gedrückt wurde. Langsam öffnete ich die Augen, nur um festzustellen, dass alles wieder normal war. Von der Übelkeit und dem Schwindelgefühl mal abgesehen. "Hey Cameron, was ist los?", fragte Sue besorgt und auch der Rest der Klasse starrte mich interessiert an. Das war mir sehr unangenehm. "Hier gibt's nichts zu glotzen", blaffte nun James und alle eilten zu ihren Plätzen zurück. "Cam, wann hast du das letzte Mal was getrunken?", fragte Sue. "Das war heute morgen oder gestern Abend glaub ich", antwortete ich unsicher. "Und gegessen?", hakte sie weiter nach. Ich stutzte. Wann hatte ich das letzte Mal etwas gegessen? "Das waren glaub ich Pancakes, die meine Mutter James und mir gemacht hatte", antwortete ich in Gedanken versunken. "Und wann war das?", fragte Sue ungeduldig. Statt mir antwortete jedoch James:"Vor drei Tagen". "Vor drei Tagen?", wiederholte Sue nun etwas lauter. "Wie kommt es dazu, dass du drei Tage lang nichts gegessen hast?", fragte sie aufgebracht. Ich schluckte nervös. "Ich habs vergessen", antwortete ich kleinlaut. "Wie bitte? Du kannst doch nicht einfach vergessen etwas zu essen, Cameron!", zischte sie. Als Antwort zuckte ich mit den Schultern. Sue benahm sich wie meine Mutter, und irgendwie fand ich das sehr süß von ihr. Das hieß ja immerhin, dass sie sich um mich sorgte.

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