Kapitel 23/Epilog

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Er setzte sich wieder hinter mich und band, soweit ich das beurteilen konnte, den Zopf unten mit dem Grashalm zusammen. Danach steckte er die Gänseblümchen möglichst gleichmäßig in die Flechtfrisur. Ich zog mein Handy aus meiner Jackentasche und reichte es James nach hinten. "Kannst du ein Foto machen? Ich würde gerne wissen, wie es aussieht", bat ich ihn und er stand auf. Sekunden danach hörte ich das Knipsen meiner Handykamera und er reichte mir das Telefon wieder. Ich öffnete ungeduldig meine Galerie und betrachtete das Foto, welches James geschossen hatte. "Wow, das sieht echt schön aus", komplimentierte ich James' Flechtkünste. Er ignorierte dies, wahrscheinlich weil es ihm einfach peinlich war, so etwas zu können. "Dankeschön", grinste ich nochmal um ein bisschen auf ihm rum zu sticheln, weil ich wusste, dass es ihn tierisch aufregte. "Klappe", knurrte er frustriert. "Okay, dann fahren wir mal", rief ich enthusiastisch und klatschte kurz bevor ich meine Hände auf dem Lenker platzierte. James legte seine Hände auf meine und schaute mir über due Schulter. "Also dreh den Zündschlüssel um", befahl er und löste seine Hand kurz damit ich besagtes tun konnte. "So und jetzt gibst du ganz langsam Gas", forderte er mich auf und half mir dabei. Als wir losfuhren begann ich vor Freude zu jubeln. Irgendwann nahm James seine Hände weg und ich fuhr alleine. "Oh mein Gott! James, ich kann es!", schrie ich vor Begeisterung lachend. "Ja, das kannst du", rief er lachend zurück. Beim Bremsen musste James mir zwar noch helfen, aber selbst das konnte meinen Stolz nicht trüben. Als wir von der Maschine abstiegen, war ich noch so mit Adrenalin vollgepumpt, dass ich mir selbst so furchtlos vorkam, als würde ich alles schaffen können. "Danke", rief ich und stürtzte mich auf James, der zum Glück nicht umfiel. Und bevor ich es mir anders überlegen konnte, drückte ich meine Lippen auf die von James. Seine Lippen waren nur zu meinem bedauern genau so rau und rissig wie seine Hände, aber damit fand ich mich ab. Ich hätte mit Bauchkribbeln, oder sonstigem aus diesen Teenie-Lovestorys gerechnet, aber stattdessen geschah etwas ganz anderes. Ich hatte eine Vision. Aber nicht irgendeine, es war James' Geschichte, was bewies, dass er mir vertraute und das ließ ein warmes Gefühl in meiner Bauchgegend breit machen. Anders als andere Visionen war sie trotzdem, aber das ist schwer zu beschreiben. Es war, als tanzten bunte Lichter vor meinen Augen herum aber troztdem konnte ich alles klar sehen. Es war eine dieser Situationen, die man selbst erlebt haben muss, damit man sie verstehen kann. Als wir uns schließlich nach Luft ringend von einander lösten lächelte ich ihn an und hauchte:"Jetzt sind wir quitt", bevor ich mich wieder in seine Arme warf.

"Cameron?", ich hörte Sue's Stimme durch das rauschende Telefon. "Ja?", antwortete ich und steckte mir eine Weintraube in den Mund. "Ich muss dir etwas erzählen", rief sie aufgeregt. "Ich auch", erwiderte ich aufgelöst und steckte mir die letzte Weintraube in den Mund. "Oh mein Gott, Cameron, was ist passiert?", rief sie voller Sorge in ihr Mobiltelefon. "Du musst stark sein, okay", begann ich mit weinerlichet Stimme. "Ja klar, du kannst mir vertrauen, alles wird gut Cam", versuchte sie mich zu beruhigen, da ich inzwischen zu schluchzen begonnen hatte. "Meine Weintrauben sind leer, ich hab sie aufgegessen", erklärte ich und begann zu lachen. Die Kunst des Schauspielens zählte mittlerweile zu einer meiner Fähigkeiten, was ich mir sehr oft zu nutze machte. "Das ist nicht witzig", erwiderte sie und spuckte jedes Wort förmlich ins Handy. "Och komm schon", schmollte ich. Keine Reaktion. "Sue?", fragte ich besorgt und hörten plötzlich nur noch das regelmäßige tuten in der Leitung. Aufgelegt, na toll. Ich rief sie noch mehrmals an, aber sie drückte mich immer wieder weg. Das ging so lange, bis es an der Haustür klopfte und ich seufzend aus meinem Bett krabbelte. James konnte es nicht sein, der kam einfach immer rein, was sehr unpraktisch sein konnte, wenn ich gerade unter der Dusche stand, weil er sich nicht drum scherte und einfach, nach einem kurzen Abstecher in die Küche, ins Bad kam, auch wenn es abgesperrt war und ich will gar nicht wissen, wie er das immer gemacht hatte. So kam es, dass ich manchmal einen Chips-fressenden James auf der Kommode sitzen sah, wenn ich aus der Dusche kam und mich somit fast zu Tode erschreckte. Obwohl wir so etwas wie eine Beziehung führten, konnte das schon sehr gruselig sein. Aber ganz normal wirds bei uns beiden wohl nie abgehen. Da ich mittlerweile im Vorhaus angekommen war, öffnete ich langsam die Tür und dort stand doch tatsächlich Sue mit einer Packung Weintrauben in der Hand. Ich tat so, als würde ich gerührt die Hand aufs Herz legen und sie trat lachend ein. "Hey Cam. Guess What?"; fragte sie fröhlich und zog ihren dünnen Mantel aus. Nachdem das Projekt in der Schule abgesetzt wurde, haben Sue und ich mehr Zeit miteinander verbracht, dass ist auch der Grund, warum wir uns so nahe stehen. "What?", fragte ich enthusiastisch. "Dean ist heute zum ersten Mal aufgewacht!", rief sie überglücklich und fiel mir in die Arme.
Ich weiß zwar nicht, ob es in meinem Leben ein Happy End geben wird, aber mit ihr und James an meiner Seite wird sicher alles erträglicher.

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