Kapitel 10

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Stiles schnaufte und ging im Schlafzimmer auf und ab.
"Jetzt beruhige dich." brummte Derek und setzte Jacob auf seinen Schoß, um ihn zu füttern. Stiles schüttelte den Kopf und lief aus dem Schlafzimmer. Ein mulmiges Gefühl machte sich in seinem Bauch breit. Als er die Polizei- und Feuerwehrsirenen gehört hatte, war er sofort aufgeschreckt. Jedes wohlige Gefühl in ihm, war davon gepresst worden. Verdrängt worden von der Panik.
"Wie soll ich mich beruhigen, Derek?" murmelte er und fuhr sich durch die Haare. Seine Finger kribbelten, er fühlte sich, als müsse er auf und ab hüpfen, hin und her rennen. Aber nichts davon tat er. Stand einfach nur am Fenster und starrte nach draußen. Vielleicht hoffte er, einen Beweis für seine innere Aufregung zu finden.
"Komm einfach her." Derek brummte schon wieder. Dieses Mal tatsächlich verstimmt. Genervt vielleicht. Stiles wusste es nicht und er war momentan auch gar nicht in der Lage, es zu verstehen. In ihm baute sich ein Druck auf, als müsse er gleich platzen, schreien! Er ließ einen schreiähnlichen Laut von sich und hockte sich hin. Die Fingernägel zwischen seinen Zähnen.
Bilder zuckten durch seinen Kopf. Als würde er wieder im Wald sein. Dieser verdammte Wald. Und alles von außen beobachten.
-"Was hab ich denn zu verlieren, huh? Meine Unschuld?"- hörte er sich selbst sagen. Oder eher, sein irres, vollkommen wahnsinniges Selbst. Stiles schüttelte den Kopf. Als würde er Dateien in seinem Kopf durchgehen.
-"Bist du nicht. Nein, Stiles. You are still..still! an angel. An angel!"- hatte Derek verzweifelt gerufen. -"But your wings are painted in black now, huh? Black! Klingt nach nem Todesengel."- hatte er zurückgeben. Wieder schüttelte Stiles den Kopf. Das war nicht, wonach er suchte! Wonach suchte er?! Was machte ihm solche Angst?!
-"Heirate mich."- hatte Derek gekeucht. Stiles verharrte einen Moment. Hielt diese Erinnerung fest und versuchte, Kraft daraus zu ziehen. Aber nichts! Wütend auf sich selbst, schob er auch diesen Gedanken weg.
Wo war sie?! Die Erinnerung. Was suchte er?!
-"Es ist nicht mal annähernd vorbei. Wir haben nur diesen einen Kampf überlebt."-
-"Ich passe auf ihn auf, Sheriff."-
-"Das hast du schon ein Mal gesagt, Werwolf!"-
-"Engel sind gefallen. Und Engel werden fallen. Macht euch bereit."-
Stiles schreckte auf. Stand innerhalb einer Millisekunde. Um ihn herum schien alles zu schwanken, sich zu drehen.
"Stiles?" Dereks besorgte Stimme schien weit entfernt.
Stiles keuchte, während alles um ihn herum einzustürzen schien. Wie konnte er das nur vergessen?! Ausblenden?! Verdrängen?!
"Stiles." Derek stand vor ihm. Jacob war nicht da. Schweiß auf seiner Stirn. Seine dunklen Augen sahen tief in Stiles'. Seine Lippen bewegten sich, aber Stiles verstand kein Wort. Nur immer wieder seinen Namen.
"Aradia." keuchte er und leckte sich über die Lippen, "Aradia kommt." Er packte Dereks Schultern, versuchte stehen zu bleiben. Derek fluchte und packte ihn an den Hüften.
"Du willst mich beschützen." Stiles sah nur noch den sich drehenden Boden, "Deswegen weiß ich nichts...die Sirenen. Scott.."
Mittlerweile knieten sie zusammen auf dem Boden.
"DEREK!" schrie Stiles auf. Er weinte! Er konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Der Schleier war zwar im Weg, aber trotzdem versuchte Stiles Derek direkt in die Augen zu sehen: "Die Beerdigung ist heute. Nicht wahr?"
Derek runzelte nur die Stirn. Schien geschockt und verzweifelt zu gleich zu sein. Stiles schüttelte ihn an den Schultern: "Verdammt, Derek! Sie werden alle sterben!"

"Engel..."
Scott schreckte auf, als er die Stimme erkannte. Hände hielten ihn zurück, aber er wehrte sich.
"NEIN!" brüllte er keuchend. Sein Kopf dröhnte.
"Scott!" rief seine Mutter, "Beruhige di..."
Sie wurde unterbrochen.
"..FALLEN!" dröhnte die falsche Aradiastimme über die Lautsprecher. Stille, nur durchbrochen von einem schrillen Fiepen, erfüllte das Zelt. Scott wandte sich seiner Mutter zu. Fasste sie mit der linken Hand am Oberarm und mit der rechten an die Wange.
"Ich liebe dich, mum.." flüsterte er.
Scott hörte die Explosion, die ihm durch Mark und Bein fuhr. Spürte die kurze, aber ewig dauernder Stille in sich. Seine Ohren rauschten, als er sich nach links vom Bett rollte und seine Mutter mit sich riss.
Keuchend hockte er über ihr, ihren Kopf an seine Brust gepresst, während eine zweite Explosion die Erde zum Beben brachte. Die Zeltplane neben ihnen flatterte, als eine Hitzewelle über sie wallte. Gedämpft drangen die verzweifelten Hilferufe und panischen Schreie zu ihm durch, während ihm unangenehmer Geruch von verbrannten Haaren in die Nase stieg.
"Mum?" murmelte er benommen und blinzelte. Bis jetzt hatte er gar nicht bemerkt, dass er seine Augen zugepresst hatte. Er legte den Kopf seiner Mutter vorsichtig in den Rasen. Sie starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
"Wir..müssen.." Scott unterbrach sich selbst. Es fühlte sich an, als wäre sein Kopf hohl- jedes Wort hallte in ihm wieder. Aber gleichzeitig vollgestopft mit Watte, sodass seine Stimme dumpf klang.
"..weg."
"Weg." wiederholte seine Mutter nur. Ihre Hände zitterten, als sie seine umklammerte. Wankend kam er zum Stehen und brach augenblicklich in Husten aus. Heißer Rauch drang ihm in den Rachen und brannte in seinen Augen.
"Scott!" rief seine Mutter und zerrte an seinem Arm. Aber er stand nur gekrümmt da und hustete! Es tat höllisch in seinem trockenen Rachen weh und dann kam auch noch der heiße Rauch!
"Scott." seine Mutter stand nun neben ihm, aber er konnte nur den verschwommenen Rasen sehen. Sie legte ihm einen Arm um die Taille und zog ihn Richtung Ausgang. Als sie endlich an die frische Luft gelangten, konnte Scott sich aufrichten und endlich schauen, was zum Teufel hier los war!

Aradia is coming again (Sterek)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt