Ich bin müde, Katie. Ich will aufhören zu erzählen, und schlafen. Ich kann doch jetzt nicht aufhören. Aber sag mir, wie soll ich weitermachen ? Wie soll ich das nochmal überleben ? Wir werden es wohl herausfinden müssen.
Heute war der erste Tag der Sommerferien. Und heute gab mein Handy den Geist auf. Also war ich nach draussen auf den Strand gelaufen, und hatte es ins Meer geschmissen. Knapp 2 Minuten später bereute ich es.
,,Tschüss Handy." Katie hatte die Hände tief in den Taschen vergraben, und die Schultern hochgezogen, denn obwohl es Sommer war, ging ein kühler Wind an der Küste umher. Ich starrte nich einen Augenblick auf das tief blaue Meer vor mir, dann begutachtete ich den Sand unter meinen Füßen. Katie drehte sich um, und schlenderte zur Hütte zurück, wie als wäre nichts passiert, und ich muss zugeben, das ich sie dafür bewunderte. Den Blick immer noch fest auf meine Schuhe gerichtet folgte ich ihr.
In der Hütte war es deutlich wärmer, schon alleine, weil kein Wind durch sie durch fegte, aber doch war es kalt, und wir hatten keine Heizung in der Hütte. Ich setzte mich auf die Bettkante, während Katie sich ins Bett legte. Jetzt erinnere ich mich Katie. Dein Lachen, deine Stimme... Dumm wie ich war, ließ ich keinen Gedanken der mit der Zukunft zutun hatte zu. Ich verdrängte sie alle, schob sie ganz hinten in mein Gehirn. Meine oberste Priorität war Katie. Das es ihr gut ging.
,,Glaubst du an ein Leben nach dem Tod ?" Fragte sie aus dem nichts. Ich überlegte kurz. Ging nochmal all die langweiligen Religionsstunden durch, und nickte schließlich. ,,Vielleicht kein Leben, aber ich glaube das noch irgendwas nach dem Tod kommt. Und du ?" Katie nickte ebenfalls. Ich setzte mich im Schneidersitz hin, und stützte mein Kinn auf meine Faust. ,,Vielleicht eine Wiedergeburt oder so etwas in der Art." Sie sprach langsam, wie als würde sie sich jedes Wort genau überlegen. Ich liebte diese Gespräche mit ihr. Dann war sie ganz in ihrem Element. Auf ihren Wangen brannten dann zwei rote Flecken. ,,Ich mein, es kann danach ja nicht einfach vorbei sein." Fuhr sie fort. ,,Nur weil es unsere Vorstellungskraft übertrifft, zu überlegen, wie es wäre, nichts mehr denken und fühlen zu können. Einfach.... Tod zu sein." Ihre Worte lösten einen kleinen Schauer in mir aus. Weiß der Teufel warum. Aber in dem Moment erkannte ich es, Katie. Draussen tobte mittlerweile ein Sturm, und die Tür im Nachbarhaus knarzte verdächtig. Unbewusst tastete ich nach ihrer Hand, und zu meiner Überraschung, kam sie mir entgegen. In dem Moment, in dem ihre Finger meine umschlossen, wurde mir warm, und der Sturm draussen verstummte. Ein merkwürdiges, aber angenehmes Summen ging vom inneren meines Körpers aus. ,,Aber wir sind ja unsterblich." Sagte sie, richtete sich auf, und legte, bevor irgendetwas anderes passieren konnte, ihre Lippen auf meine. Alles um uns herum pulsierte. Und ich küsste zurück.Die Wahrheit ist, Katie, ich habe es immer schon irgendwie gewusst. Und du wahrscheinlich auch. Ich wollte dich küssen, glaub mir, aber was danach mit mir geschah, das konnte ich nicht vorhersehen. Ein einzige Gefühlschaos, von oben bis unten. Ich wollte dich, mit jeder Faser meines Körpers, aber gleichzeitig wehrte ich mich gegen diese Gefühle. Oder weniger ich, als mein Kopf. Ich konnte nichts dagegen tun, nur tatenlos zusehen, wie mein Körper sich zu zerstören drohte. Wie das Herz von mir Besitz ergriff, während das Gehirn lauter Dellen in es hinein schlug. Ich glaube es wird nie mehr so funktionieren, wie es vorher mal getan hat. Das Herz ist keine Maschine. Du kannst es nicht aufschrauben, und reparieren. Jeder einzelne Kratzer, der darauf hinterlassen wird, bleibt, und wird es dir mit jedem Mal schwerer machen, zu lieben. Bei manchen Menschen geht es schneller kaputt, bei anderen langsamer. Vielleicht sterben wir ja deshalb. Nicht weil wir alt werden, und unsere Organe versagen. Sondern weil ein Leben ohne Herz, und Liebe, einfach kein Leben mehr ist. Ich hab mich selbst zerstört, Katie. Und dir die Schuld dafür gegeben.
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Leave - die Geschichte zweier Mädchen
MaceraKaties Leben geht den Bach runter. Ihr Vater versinkt im Alkohol, ihre Mutter lebt in ihrer eigenen kleinen Phantasie Welt, und ihr Bruder wartet nur darauf für immer zu verschwinden. Und ihre beste Freundin Mia ist ihr auch nicht hilfreich. Plötzli...