Kapitel 7 - Zerstört

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And sometimes I wish, that someone can take my pain. Someone can make me complete again. But it's just not the truth. It can't be, because I broke inside. -Cassandra June Kentwell-Lestrange

Ich fühlte mich selbst am nächsten Morgen noch immer grauenhaft, aber wusste, dass das alles wirklich passiert war. Es klopfte an der Zimmertür und ich setzte mich in dem Gästezimmer meines Bruders auf. "Bin wach" gab ich bloß von mir und er öffnete die Tür. Sein verschlafener Blick ließ vermuten, dass er kein Auge zugetan hatte. Er kam zu mir und zeigte auf das Bett und den Platz neben mir. Ich nickte leicht und er setzte sich. "Es ist alles geklärt. Die Auroren wissen bescheid. Ich hab die Nacht über mit Leuten aus dem Orden gesprochen und..." "Aus dem Orden? Was hast du als junger Todesser mit dem Orden zu tun?" platzte ich in seine Worte und war plötzlich hell wach. Er seufzte leicht auf. "Cassie ich bin nicht umsonst ein Verräter. Das hat alles seine Gründe." Ich verstand anfangs nicht was er meinte, bis ich seinen Ausdruck genauer musterte. "Da gibt es jemanden." Er nickte kurz.

"Du kennst sie sogar. Amelia Kettars." Mein Mund klappte runter und ich sah ihn verwirrt an. "Die Amelia aus meinem Schlafsaal?" Er nickte und meinte: "Sie ist meine Freundin Cas. Ich wollte es dir eher sagen, aber es ging einfach nicht und zum Orden gehöre ich, weil sie und ihr Bruder bestätigt haben, dass ich nicht bin wie mei...unsere Eltern." Ich ließ mich mit dem Rücken zurück aufs Bett sinken und starrte an die Decke. Meine Gedanken wanderten aus irgend einem Grund, mal wieder, zu Julien. Ich musste dringend mit ihm schreiben, aber das wäre aufdringlich. Zu aufdringlich und gefährlich für beide.

"Und Am kommt gleich vorbei..." Ich setzte mich wieder auf und sah meinen Bruder an, den ich in der kurzen Zeit so lieben gelernt hatte.

Im Endeffekt war gleich eine Stunde später und als sie mich sah schien sie ziemlich geschockt und blieb ersteinmal in der Tür stehen, ehe Rics Stimme sie nach drinnen bat. Dann stand mein Bruder vom Sofa auf und sah mich an, ehe er Amelia ansah. "Ich musste es meiner Schwester sagen Amelia." meinte er und sie zuckte im ersten Moment zurück, als er den Arm um ihre Hüfte legte, lehnte sich dann aber an ihn. Es war verdammt niedlich wie sanft sie miteinander umgingen. "Also weiß sie auch vom Orden?" hörte ich sie flüstern, doch Alaric war es egal, das ich es hörte und so antwortete er ihr laut. "Nicht wirklich. Nur dass wir Teil davon sind." "Dann sollte sie wohl die Wahrheit wissen Ric." Mein Bruder nickte nur auf ihre Worte.

Ich erfuhr alles über den Orden, ungefähre Mitglieder und dies obwohl man sich bei mir nicht zu 100% sicher sein konnte, dass ich eine der guten Hexen war. Ich wusste es ja selbst nicht mehr. Eine Weile schwiegen wir alle drei bis ich unbewusst meine Gedanken aussprach: "Warum vertraut ihr mir?" Ich sah zu der blonden Hexe. "...Du kennst mich seid etwas mehr als zwei Jahren und nie hab ich irgendetwas gutes getan was dich vermuten lassen könnte, dass ich gut sei. Alaric sagt es doch selber. Wir sind die LestrangeKinder und er ist gut ja, aber woher nimmst du die Sicherheit, dass ich es bin?..." Ich bracht ab und sah dann aufgebracht zu Alaric. Die Tränen auf meinen Wangen flossen ohne, dass ich sie kontrollieren konnte. "Du kennst deine Schwester nichteinmal wirklich und erzählst ihr dennoch die ganze Wahrheit. Erzählst ihr wer sie ist und das obwohl sie bei Todessern groß wurde, die zwar nicht wirklich dunkel waren, aber dennoch ihm folgten. Ich weiß nicht mehr WER ich bin und ihr erzählt mir Geheimnisse die ich unter Druck womöglich preigeben würde..." Ich wollte mehr sagen, aber Alaric unterbrach mich.

"Cassandra June Kentwell-Lestrange." Ich zuckte bei dem Namen und dem harten Ton seiner Stimme zusammen und wusch die Tränen aus meinen Augen. "Du hast ein zu gutes Herz um so zu werden wie die ganzen Todesser um uns herum. Klar wirst du das Mal tragen müssen, aber ich sag dir jetzt eins Cassie: Du bist vielleicht ein wenig dunkel, aber du bist stark und kämpfst doch schon ewig dagegen an." Doch in meinen Augen war der Kampf schon längst verloren und soetwas wie die Nacht mit Julien hatte ich nicht verdient. In mir schlummerte ein Monster und irgendetwas sagte mir, dass ich noch nicht alle Einzelheiten von ihm kannte.

Erst bemerkte ich gar nicht, dass ich aufgestanden war, aber dann ging ich schnellen Schrittes zur Haustür und riss diese auf. Ich wollte nur noch weg. Ich wollte das alles nicht mehr. Zudem waren die Personen denen ich noch vertraute unerreichbar. Claire verschwunden, Dawn hatte Stress mit ihren Eltern, weil sie zu mir stand und Alaric versuchte mir nur einzureden, dass ich etwas Gutes in mir hatte. Ja, das war so, aber da war etwas und das wurde stärker und das ich nicht kannte. Dieses Etwas machte mir Angst. Die Straßen waren leer und überhaupt schien diese Gegend ziemlich trostlos. Nicht so wie vor dem Anwesen der Ashwoods wo auf einem Spielplatz um die Ecke Muggelkinder spielten. Gestern Morgen und die Nacht davor hatte ich mich gut gefühlt und als ich so daran zurück dachte, spürte ich seine Lippen wieder in meinem Nacken und strich mit dem Zeigefinger über die Stelle die kurz brannte. Womit hatte ich das alles verdient?

Ich reagierte erst auf meine Außenwelt, als wieder diese stechenden Kopfschmerzen begannen und ich mich an eine Hauswand lehnte um nach Luft zu schnappen. Nicht schon wieder eine von diesen Visonen...Ich konnte es nicht mehr. Immer, jedes verdammte Mal, zeigte es mir irgendwelche Tode. Doch dieses Mal sollte es anders sein...

...Zwei kleine Mädchen spielten auf der Wiese eines großen weißen Anwesens und lachten. Die eine mit langen blonden Haaren, die andere und kleinere mit zarten braunen Locken und während ihre Freundin Hose und Shirt trug, tollte sie in ihrem Sommerkleid, mit den süßen kleinen Blumen, über die Wiese. Es war eine komische Perspektive in der ich es alles sah, in der ich die kleinen Mädchen beobachtete. Mich erinnerten die Beiden an Personen aus meinem Leben, doch ich konnte es nicht zuordnen. Ohne Vorwarnung rannten sie dann los und ich erhob mich von der Veranda auf der ich anscheinend die ganze Zeit gesessen hatte und stand plötzlich Claire gegenüber. Sie lächelte und mir wurde klar an wen mich die kleinen Mädchen erinnerte. Erst fiehl es mir nur bei der Blonden auf, doch dann auch bei der Brünetten. Die beiden waren wir oder besser gesagt unsere Kinder...

"Cassie?" Dawns Stimme holte mich zurück aus der Vision. Meiner Meinung viel zu früh. Ich hatte den kleinen Mädchen folgen wollen, doch sie holte mich zurück ins wahre Leben. Oke, warte mal! Dawn. Ruckartig setzte ich mich auf und sah meine besten Freundin an, die mit besorgte Miene vor mir auf der Bettkante saß. Ich war zurück im Gästezimmer meines Bruders und mein Schädel dröhnte. "Verdammt hör auf uns allen so eine Angst einzujagen Cas." meinte sie verzweifelt und ich lehnte mich an das Kopfteil des Bettes. "Tut mir leid Dawn, aber du dürftest nicht hier sein." Dennoch ließ ich zu, dass sie meine Hände nahm. "Ich steh zu dir und werde es immer, weil ich weiß wer du bist, auch wenn du etwas dunkler bist als gewohnt."

Und manchmal wünsche ich mir, dass jemand mir den Schmerz nehmen könnte. Jemand mich wieder vervollständigen könnte. Aber das ist einfach nicht die Wahrheit. Es kann nicht sein, weil ich innerlich gebrochen bin.


Cassie Kentwell [3] - The lost Lestrange ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt