Kapitel 17 - Das Mal

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Der nächste Weg war am nächsten Tag und führte mich zu Alaric. Ich klopfte nicht an oder sonst etwas, sondern stürmte einfach in sein Zimmer. Er saß am Tisch und schrieb etwas, ehe er aufsprang und die Luft anhielt. Erst als er sah, dass ich es war beruhigte er sich und atmete hörbar aus. "Ich bins nur...Ehrlich gesagt brauch ich jemanden der mich erst einmal etwas...ablenkt. Ich hab keine Ahnung wie das heute abläuft..." Doch Alaric lächelte und kam auf mich zu. "Ersteinmal alles gute Schwester." Ja...Mein Geburtstags und ich würde ihn einfach gern schon abhaken. "Danke Ric..." Er umarmte mich etwas länger als gewöhnlich und sah mich dann an, als er mich los ließ. "Und Cassie. Es wird unser Vater machen. Du brauchst also keine Angst haben, dass rauskommt, das du nicht treu sein wirst. Er hat es nicht verstanden und wird es nicht. Er meinte dein Auftreten gestern bei ihm im Büro sei perfekt gewesen." Ich dachte an die Kälte meiner selbst und mein starres Verhalten danach Das war das, was er von mir wollte und von mir sah, was er sehen wollte.

Ric ging zum Schreibtisch und öffnete eine Schublade. Den Zettel und die Feder ließ er im inneren verschwinden und ein kleines Kästchen legte er auf die Platte, ehe er den Schreibtisch wieder schloss. Erst dann nahm er das Kästchen in die Hand und kam wieder zu mir. "Egal wie sehr du diese Familie verfluchst: Ich halte zu dir und Cassie...Ich mein es Ernst, wenn ich sage alles Gute, weil du hast noch einiges vor dir und danach Frieden verdient." - "Frieden im Tod vielleicht Alaric." Er seufzte leise. "Ich meinte eigentlich lebendig. Du hast es verdient das zu überleben." Damit gab er mir das kleine Kästchen und sah mich erwartungsvoll an. "Das ist jetzt nicht ernsthaft ein Geburtstagsgeschenk oder?" Die ernste Stimmung verflog für einen Moment, als er mit den Schultern zuckte und leicht lächelte. Ehrlich gesagt hatte ich nicht mit einem Geschenk oder sonst etwas gerechnet. Ich wollte auch gar nichts, dennoch klappte ich es auf und fand ein paar Ohrringe. Sie waren Silber und rund, wobei die Mitte kunstvoll verziert war.

"Danke..." meinte ich leise und sah dann erst wieder auf. "Ich dachte mir, dass du noch etwas für den Ball gebrauchen kannst." Ich nickte leicht und umarmte ihn dann wieder. "Ich wäre womöglich anders ohne dich Alaric." meinte ich wieder etwas lauter und spürte, wie er mich einfach festhielt. Es tat gut, dass es noch ein paar Personen gab, die einen ehrlich und aufrichtig liebten. "Ich weiß, aber da des heute Abend du und unser Vater sind wirst du das auch schaffen." - "Leichter gesagt als getan..." - "Ich habs doch auch geschafft. Auch wenn du nicht hier aufgewachsen bist, hältst du das durch und danach kommst du einfach zu mir und bleibst über Nacht bei mir im Zimmer. Wie klingt das?" Ich nickte leicht und blieb weiter in seinen Armen. Die Kälte von gestern machte der Angst immer mehr Platz und ich suchte die Ruhe in mir selbst. "Wir müssen gleich zum gemeinsamen Mittagessen. Schaffst du das?" Erneut nickte ich leicht und ließ ihn los. "Danke für einfach alles."

Zwanzig Minuten später gingen wir gemeinsam zum Speisezimmer und redeten über andere Sachen. Es war belangloses Zeug und lenkte mich dennoch von all dem ab. Erst als ich das Zimmer betrat, kam die Angst zurück, doch der Blick meines Vaters weckte die Kälte in mir. Das war es also, was mir half zu überleben und zu täuschen: Die Angst vor ihm. "Herzlichen Glückwunsch Cassandra." Eloise wollte aufstehen, doch Rabastan legte ihr eine Hand auf den Oberschenkel und sie blieb stumm sitzen. "Danke Mutter." Ich setzte mich und Alaric folgte meinem Beispiel. "Bist du bei vollen Kräften?" Rabastans harte Stimme durchdrang meinen Körper, aber ich holte gezwungenermaßen ruhig Luft und nickte. "Ich denke schon Vater." Dann strich ich mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Du denkst oder weißt es? Ich will mich morgen für meine Tochter nicht schämen! Gut werde ich so oder so, weil mein Weib ja meinte dich so lang verhalten zu wollen, aber das ist ein anderes Thema." Ich musste mich verdammt noch einmal zusammenreißen und verhindern ihm ins Gesicht zu springen. "Ich weiß es." War das einzige, was ich monoton von mir gab. Es war Alaric der mich beruhigte, der unter dem Tisch meine Hand nahm, diese leicht drückt und dann wieder los ließ.

"Cassandra. Ich hab gleich noch etwas für dich." - "Nicht gleich Eloise. Ich will das hinter mich bringen, dann kannst du deine Tochter haben." Gut. Ich schaffte es nicht mich zurückzuhalten. "Reicht es nicht, dass ich mich deinem Willen beuge Vater? Lass doch Mutter. Sie hat wenigstens ansatzweise einen Respekt vor meinem Geburtstag. Du bestimmst einfach." Der Blick war Gold wert. Er sah mich verständnislos an. "Herz verletzt meine liebe Tochter. Das wirst du aber schon noch lernen. Er weiß ja, dass du noch keine treue Anhängerin bist." Darauf sagte keiner mehr etwas und das war auch besser so. Erst als das Mittagessen nach einer gefühlten Ewigkeit endete, sprach wieder jemand. "Komm mit. Es wird Zeit." Ich nickte nur und erhob mich, blickte nicht zurück und folgte ihm.

Es war ein brennender Schmerz und ich sank auf die Knie. Ich konnte nicht beschreiben wie qualvoll es war, als mein Vater, Rabastan Lestrange, seine Zauberstarbspitze auf meinen Unterarm drückte und ein paar Lateinische Worte murmelte, die ich nicht verstand. "Lass es aufhören." brachte ich hervor und schnappte nach Luft. Ich konnte meinen Arm nicht weiter hochhalten, stützte mich so gut es ging auf und setzte mich auf einen Stuhl. Meinen Arm legte ich in meinen Schoß, beobachtete wie sich die schwarzen Linien begannen zu formen und schließlich auf das vollendete Mal starrte, aber urplötzlich dröhnte mein Kopf und spürte nur noch, wie ich seitlich vom Stuhl kippte.

"...Nein Rabastan. Sie ist unsere Tochter. Was ist in den letzten Tagen mit dir los? Wer droht dir wegen ihr?" Eloise's aufgebrachte Stimme war das erste, was zu mir durchdrang. Erst dann spürte ich die weichen Laken unter mir.. "Hört auf zu diskutieren. Verdammt ihr seid alle beide Monster. Sie war nicht bereit und du willst sie nur um deinen eigenen Kopf zu retten." - "Ich will meine Familie retten Alaric Lestrange. Dich, deine Mutter und deine Schwester." Die viel zu hohe Stimme von Eloise lachte verbittert auf und ich verbarg weiter, dass ich längst wieder zuhörte. "Deine Tochter...Hast du mich eigentlich je geliebt, oder Alaric? Cassandra macht genug durch und morgen schleppen wir sie mit. Reicht dir das nicht?" Eine lange Pause entstand, doch das was dann kam verwirrte nicht nur mich. "Vielleicht hast du Recht." Damit öffnete ich die Augen und sah Ric neben mir auf einem Stuhl, während die beiden Erwachsenen sich gegenüber standen. Sie bemerkten, dass ich wach war und ich ahnte, dass sie wusste, dass ich zumindest das Letzte gehört hatte. Mein Blick ging auf meinen Unterarm, doch es war nicht zu sehen. "Es ist versteckt Cassie." Ich nickte stumm und setzte mich leicht auf. Eigentlich ging es mir ganz gut, aber die Tatsache, dass es wirklich zu spät war traf mich. "Könntet ihr einfach gehen?!" Es war eher eine Art Befehl anstatt eine Bitte. Und ohne ein weiteres Wort verließen die beiden Erwachsenen das Zimmer. Alaric wollte auch aufstehen, doch ich schnappte mir seine Hand und sah ihn an. "Können wir das etwas umplanen? Du bleibst hier?" Er nickte und legte sich neben mich ins Bett.


Cassie Kentwell [3] - The lost Lestrange ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt