Kapitel 32 - Gespräch mit Wendung

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Es dauerte etwas, bis einer von uns etwas sagen konnte und er war es, der es als erstes schaffte zu reden. Oder besser gesagt eine einzige Frage zu stellen, während seine Stimme bebte. "Was willst du hier?" Ich senkte meinen Blick kurz, doch als mir klar wurde, dass das diese Situation nicht verbessern würde, sah ich wieder auf und ihn an. "Ein Teil von mir hofft wohl, dass du dennoch auf mich gewartet hast, bis ich verstanden habe, dass es nicht mehr ohne dich geht." meinte ich leiser als erwartet, aber an seiner Mimik erkannte ich, dass er mich recht gut verstanden hatte. Wieder trat eine unangenehme Stille zwischen uns und das tat noch mehr weh.

"Du hast gesagt auf dich zu warten würde nichts bringen." Ich presste meine Lippen aufeinander und sah kurz auf meine Hände, mit denen ich unruhig vor meinem Bauch spielte, doch darauf fand ich keine Worte. Die Hände ließ ich wieder sinken. Julien bemerkte dies und fuhr daher fort. "Du meintest du würdest so oder so früher sterben. Hilfst du schon dem Orden?" Auch wenn er versuchte recht neutral und ein Tick kühl zu sprechen, hörte ich auch die klare Sorge aus seiner Stimme heraus. "Bald und auch nicht viel, aber es kann sein, dass wir so oder so früh sterben...Alle die nicht zu 100% auf seiner Seite stehen..." Ich holte kurz Luft und trat einen Schritt näher. "Dich fortzustoßen war ein verdammt großer Fehler Julien. Ich liebe dich..."

Es war vielleicht kein allzu passender Moment es erneut zu sagen, aber irgendwie schin es dennoch richtig zu sein. "Du hast mir gesagt ich soll nicht warten, hast mir die wohl schlimmsten Wochen hinterlassen und kommst jetzt wieder an?" Wut und Enttäuschung waren ihm inzwischen klar anzusehen und er war völlig angespannt. Ich dachte über meinen Fehler nach. Ich hatte ihn fortstoßen wollen um ihn zu schützen, aber er war längst selbst in dem ganzen Todesserkram drin. Also was tat ich da? In der Befürchtung jung zu sterben, weil ich helfen wollte, hatte ich auf recht naive Art gedacht, dass er ohne mich besser dran wäre, aber das war falsch. Wir waren zusammen besser dran. Zu seinen Worten nickte ich bloß leicht.

"Hör mir zu Cassie...du wirst heiraten und bist eine Lestrange..." Ich unterbrach ihn. "Julien. Ich brauche dich. Eben weil ich heiraten muss, weil dieser Typ alles von mir bekommen wird, was er verlangt, weil ich mich nicht wehren kann. Ich trage einen Namen den ich nicht tragen will, verstelle mich seit so langer Zeit schon. Ich will schon lange nicht mehr und werde nicht weiter darauf..." Doch weiter kam ich nicht. Klar hatte ich bemerkt, dass der Abstand immer geringer wurde, weil wir Beide auf den Gegenüber reagierten, aber als Julien meinen Redeschwall unterbrach und mich küsste war ich kurz verwirrt, schlang dann aber meine Arme um seinen Hals. Dieses Gefühl was sich in mir ausbreitete war das Gefühl, was ich brauchte. Das Gefühl von Liebe und Vertrauen. Eine Art Zuflucht für meine und auch seine geschundene Seele.

Als er sich leicht löste, waren es nur seine Lippen, die meine nicht mehr berührten. Seine Arme ließ er um mich geschlungen und seine Stirn lehnte er gegen meine. Wir waren zum Scheitern verurteilt, aber daran konnte man nichts ändern. Wir müssten das machen, was uns einigermaßen auf den Beinen halten würde. Bei mir war es der Punkt, dass ich weiter spielen musste Cassandra zu sein und Cassie nicht für immer unterdrücken konnte. Bei ihm musste ich mich mal nicht unterstellen. Selbst Alaric kannte einen Teil von mir nicht. "Du weißt, dass ich dich auch liebe und wir das schon irgendwie schaffen. Eine Schlacht wird kommen, ein Ende von dem hier und so lange müssen..." Mein Nicken unterbrach ihn. Wir wussten beide, was er sagen wollte und so ließen wir es einfach.

Ich dachte an die Leute, die ich schon verloren hatte. Seit gestern schwebten mir auch Jane und Kendros wieder im Kopf herum, wo ich auch war. Jeremy war sicher, das beruhigte mich, aber die Beiden waren gestorben um mir eine Chance zu geben. Annie hatte mit all dem auch nichts zu tun und war gestorben, damit ich meinen Weg ins Todesserdasein fand. Das alles war nicht ok. Es war alles andere als ok. Wegen meinem verfluchten Leben, gaben andere Personen, die unschuldig waren ihres und ich konnte nichts zu, außer alle wegzustoßen, aber das war auch kein Weg, weil sie zu mir zurückfanden. Egal ob ich sie schützen wollte und gegangen war, wie bei Familie Jefferson, oder ob ich sie komplett wegstoßen wollte und es nicht aushielt, wie bei Julien.

"Was hat dich umgestimmt?" Ich sah ihn verwirrt an, als er die Stille durchbrach. "Ich meine irgendetwas oder jemand wird dir einen Anstoß gegeben haben um her zu kommen." Er hatte Recht, aber konnte ich ihm wirklich sagen, dass es an meinem Bruder und meinem Ex-Freund lag? Das es an gestern lag und ich mich wohl wieder ein Stück verändert hatte? Ich musste ihm die Wahrheit sagen. Lügen würden uns nur entzwein. "Um mein Leben zu halten sind bereits drei, mir wichtige Personen gestorben und vielleicht auch ein paar, die ich nicht einmal kenne." begann ich, aber ich stoppte, als ich seinen undeutbaren Blick sah. Klar, ich hatte das nie wirklich erwähnt, aber das lag daran, dass ich mich nicht erinnern wollte. Anscheinend war jetzt auch die Zeit dieses unangenehme Thema Exfreund anzusprechen. "Und gestern im Orden habe ich meinen Exfreund getroffen, den ich damals nicht verlassen habe, weil die Beziehung am Ende war, sondern weil ich ihn schützen wollte." Ich stoppte und konnte Julien nicht ansehen, weil ich nur kurz hochgesehen hatte und den Schmerz erkannt hatte. Natürlich war das hart.

"Wir haben über damals geredet und das es an meinem Namen so oder so kaputt gegangen wäre und ok so war. Als er mich gefragt hat, ob es jemanden gibt hab ich Ja gesagt, ihm aber erklärt, dass ich dich wegstoße, damit du lebst. Es ist vielleicht verrückt, aber er hat mir gesagt, dass ich in meiner Nähe halten solle um nicht zu zerbrechen und er hatte Recht. Aber es war nicht nur Dean, sondern auch mein Bruder. Er ist mit einer jungen Ordenshexe zusammen und die Beiden haben sich gestritten, obwohl sie sich wirklich lieben. Gestern hat etwas in mir geweckt." Inzwischen sprach ich recht leise und sah ihm in die Augen. Julien schien einen Moment zu brauchen und legte dann eine Hand an meine Wange, ich legte meinen Kopf in sie.

"An dir hat sich etwas geändert Cassie. Du wirkst verletzlicher und es ist deine Vergangenheit die dich einholt oder?" Ich löste mich von ihm und sah ihn an. Erst sagte ich nichts, dachte über seine Aussage nach, ehe ich nickte. Das was ich versteckt hatte, könnte ich vor ihm zeigen. "Ich vermisse die Personen die starben, vermisse das alte Leben als ich noch in Irland war und glücklich war. Meine größte Sorge war damals ob ich auf diese dämlichen Reinblüterbälle musste und jetzt..."

Er nickte leicht. "Jetzt vermisst du die Toten, vermisst du dein altes Leben und verfluchst das Neue. Lass mich hinter die Mauer Cassie. Von mir weißt du alles, was du wissen musst, was es zu wissen gibt." Da hatte er Recht und ich nickte leicht. Ich wollte das alles zurück, aber ich konnte nicht zurück in die Zeit. "Wenn du das alles wissen willst, dann..." Ich hielt ihm meine Hand hin und er nahm sie. Dadurch nahm ich mir seine zweite und apparierte mit ihm.

Cassie Kentwell [3] - The lost Lestrange ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt