Kapitel 34 - Kein wirkliches Weihnachten

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Es vergingen ein paar weitere, ruhige Wochen und Alaric hatte es geschafft, dass er sich wieder mit seiner Freundin vertrug. Jetzt wo ich mich mit Julien ausgesprochen hatte, fiel es mir wieder leichter in meine Rolle zu schlüpfen und auch das Treffen mit Dawina, Dean, Victoria und den anderen Personen im Orden hatte mir wieder einen gewissen Halt gegeben. Ich sah inzwischen wider klarer und hielt mich auf den Beinen. Zwar war ich auf unbestimmte Zeit von Julien getrennt, aber es war irgendwie ok, weil ich wusste, dass er wartete und nicht allein war. Außerdem hatte mir das letzte Treffen klar gemacht, dass er mich eh nicht loslassen würde, weil er mich wirklich liebte.

"Cassie?" Ich öffnete die Tür meines Zimmers, streckte den Kopf heraus und sah Ric vor der Tür stehen. "Du weißt schon, dass wir in zehn Minuten bei unseren geliebten Eltern seon müssen oder? Wir sollten pünktlich zum Weihnachtsfrühstück kommen." Leise seufzend öffnete ich die Tür komplett und zeigte meinem Bruder somit, dass ich längst fertig war. "Eigentlich warte ich ja auf dich Bruderherz." meinte ich dann und strich mir eine Strähne zurück, die ich nicht hochgesteckt hatte wie den Rest meiner Haare. Ich trug ein einfaches, braunes Kleid und hohe Schuhe. Geradezu perfekt für Cassandra, aber nicht wirklich Cassie.

"Bekommst du das alles heute hin?" Ich zuckte leicht mit den Schultern. "Es ist ein Essen mit unseren Eltern. Da müssen wir durch. Ich hab eher Angst vor morgen, da du nicht da sein wirst und ich niemanden habe, der weiß, dass ich anders bin. Für Familie Barrowman und unsere Eltern bin ich die Todessertochter, die endlich nach Hause fand." Ein Weihnachtsessen bei meinem Verlobten. Als Ric mir davon vor drei Wochen erzählt hatt, war mir beinahe schlecht geworden und dennoch würde ich es spielen. Es galt einfach nur eine unbestimmte Zeit durchzuhalten, bis wir uns endlich gegen all das stellen konnten. Ich sehnte mir diesen Tag schon jetzt herbei. "Gut. Dann verschwinden wir in zehn Minuten. Morgen solltest du aber nicht so schlicht bleiben." Ein letztes Nicken und ich schloss die Tür nocheinmal hinter mir.

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Ein wenig später betraten wir den Speisesaal des Anwesens und sahen, dass es nicht nur unsere Eltern waren, die auf uns warteten. Auf dem Platz neben unserer Mutter saß ein rothaariges Mädchen und auf der anderen Seite neben Rabastan saß ein junger Mann, der einem Troll recht ähnlich sah. "Alaric, Cassandra. Das sind die Geschwister Flint. Eure Mutter und ich dachten, dass es doch ganz angenehm wäre, wenn wir das hier etwas...freundlicher und geselliger abhalten." Rabastan lächelte sein falsches Lächeln und schon als ich das Mädchen gesehen hatte wusste ich, dass sie jetzt wohl Alaric das Gleiche antaten. Nur ob ich richtig liegen sollte und er wirklich mit einer Flint verlobt werden würde...

Ich wusste, dass der ältere Bruder Hogwarts ein Jahr wiederholen musste und seine Schwester nach Beauxbaton ging. Das waren Punkte die man kannte, wenn man reinblütig aufwuchs. Zwar war Familie Flint nicht wirklich unter den Besten, aber das war etwas anderes. "Ich bin Marcus und das ist meine jüngere Schwester Anastasia." ich überlegte kurz, ob die Beiden wirklich Geschwister sein konnten. Er sah einem Troll einfach zu ähnlich und sie war bildschön. Es war, als würde sie gradezu ein Übermaß an Schönheit besitzen und als sie zu sprechen begann bemerkte ich wie klar ihre Aussprache war, obwohl sie in Frankreich zur Schule ging.

"Ich hoffe es stellt für euch kein Problem dar, dass eure Eltern uns spontan einluden." Ihre Miene saß perfekt. Süß und dennoch kalt wie Eis. Beinahe wirkte alles zu perfekt und ich war ganz froh darüber, dass ich das Wort übernehmen konnte. "Nein gar nicht. Ich denke mein Bruder und ich freuen uns darüber auch jemanden in unserer Altersklasse zum reden zu haben." meinte ich daher ruhig und sah Ric an, der leicht nickte und behauptete, dass es ihn ebenso freue. Das Essen verlief ziemlich steif und es wurden nur wenige Gespräche geführt. Ich hatte mich meiner Mutter und Anastasia gegenüber gesetzt, während mein Bruder den Männern gegenüber saß.

Wenn es Gespräche gab, dann wurden diese auf der Seite der Männer begonnen, aber mir erschien das falsch, weswegen ich mich an die Rothaarige wand. "Anastasia, Ihr wart auf Beauxbaton oder nicht?" Sie sah von ihrem Teller auf und auf ihren vollen Lippen saß ein perfektes Lächeln. "Ganz Recht und ihr wart den Großteil eurer Schulzeit in Irland nicht wahr?" Ich nickte leicht. Manchmal vergaß ich, dass mein Leben inzwischen wie ein offenes Buch schien und jeder von mir wusste. Zumindest jeder mit dem ich mich abgeben musste. Ich nickte und dann gingen mir auch wieder die Worte aus, doch Eloise wand sich an uns. "Ihr könntet auch gehen und zu zweit ein wenig sprechen. Ich denke euch interessieren die geschäftlichen Sachen nicht."

Da ich erstens nicht widersprechen und zweitens nicht auffallen wollte nickte ich erneut und sah Anastasia an, die ein 'Danke' von sich gab und ihrem Bruder einen recht kühlen Blick schenkte und zwar so kühl, dass man meinen könnte die Beiden würden sich völlig hassen. Ich sah nur kurz zu Rabastan und Alaric, ehe ich mich dann erhob und ein 'Bis Später' murmelte.

Wir schwiegen eine Weile, ehe ich beschlossen hatte, dass wir weit genug vom Saal entfernt waren und ich sie klar auf meine Vermutung ansprechen konnte. "Du bist hier, weil du Alaric heiraten sollst oder?" Sie blieb stehen und strich über ihr dunkles Kleid. "Ist es so offensichtlich, dass meine Eltern mir das antun?" Ich zuckte leicht mit den Schultern. "Da ich selbst verlobt bin weiß ich wie das ist." behauptete ich, doch sie schüttelte den Kopf und wirkte sofort wieder kühler. "Ich hab mich von meinem Freund wegen der Verlobung trennen müssen. Du hast wenigstens niemanden den du dafür verlassen musstest."

Ich konnte natürlich nichts sagen und zuckte daher mit den Schultern. "Das denkst du, aber du bist wenigstens in deiner Familie aufgewachsen und wusstest schon immer, dass du einen Typ heiraten musst, den du vielleicht nicht liebst. Sei froh, dass du meinen Bruder erwischt hast." Ich wusste nicht ganz ob ihre kalte und arrogante Seite ein Schutzwall war, aber ich verwarf den Gedanken. Nicht die Kinder aller Reinblüterfamilien waren eigentlich recht wackelig zwischen den Seiten. Das es in Familie Malfoy und Lestrange so war war schon eine große Ausnahme. Vor allem da wir die großen Familien waren. Aber weder Claire und Draco, noch Alaric und ich würden jemals böse sein.

Nach einer weile Stille gingen wir zurück zum Saal und grade als wir eintreten wollen kam Eloise durch den Eingang. "Kann ich mal kurz mit dir allein sprechen Cassandra?" Annastasia ging ohne ein Wort rein und setzte sich neben ihren Bruder, während ich mich mit meiner leiblichen Mutter vom Saal entfernte. "Rabastan meinte zwar, dass ich dir das hier niemals geben sollte, weil es dich angeblich schwächt, aber ich denke, dass es dich eher stärkt, wenn du sie hast." Ich sah sie verwirrt an und sah dann wie sie die Kette um ihren Hals löste. Ich kannte diese Kette und schluckte schwer. Die Kette gehörte Jane, meiner Tante die ich so lange für meine Mutter sah. "Ich kann ihre Kette nicht nehmen." meinte ich leise, doch Eloise widersprach mir. "Jane wollte, dass sie an dich geht. Der Anhänger ist echt und Casssandra...wir wissen Beide, dass er ein Kästchen öffnet. Der Inhalt muss vor Rabastan versteckt bleiben."

Ich erinnerte mich wie ich als kleines Mädchen gesehen hatte, dass Jane eine silberne Kiste mit dem blauen Stein der Kette verschlossen hatte und nickte daher. Nur in diesem Moment wurde mir klar, dass Eloise sich in den sicheren Tod brachte. Sie tat etwas hinter dem Rücken Rabastans und riskierte ihr Leben. Sie stand nicht wirklich auf der Seite der Guten, aber sie hatte ein gutes Herz, dass trotz der ganzen Schwärze einen Platz zum lieben hatte. Und man sah ihr an wie sehr sie ihre Schwester vermisste. Ihre Augen zeigten den Schmerz. "Ich verspreche, dass ich es als Geheimnis hüte und schütze." Sie lächelte angespannt und nickte leicht. Damit gingen wir zurück in den Saal. Die Kette verschwand sicher in meiner kleinen Tasche. Rabastan war so sehr in die tatsächliche Verlobung von Annastasia und Alaric vertieft, dass er nichts bemerkte.

Cassie Kentwell [3] - The lost Lestrange ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt