Kapitel 27 - Die wahren Gesichter

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Wir saßen seit ein paar Minuten im Wohnzimmer, ehe auch nur irgendjemand etwas sagte und diese Person war ich. "Ich kann Barrowman nicht heiraten." Die Reaktion auf meine Worte hatte ich mir eigentlich ganz anders vorgestellt. Ich hatte nicht gedacht, dass ich nicht einmal angeschaut wurde und alle schwiegen, während Draco meine Hand nahm. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass wir nichts vorspielen mussten und dennoch ließ ich seine Hand meine umfassen. "Cassandra...das weiß ich, aber du solltest wissen, dass du es musst." Es war Eloise, die sich zu Worten rang. "Warum zwingt ihr mich dazu Eloise?" - "Cassandra! Deine Mutter hat schon lange nichts mehr zu sagen."

Ich schnaubte leise bei Narzissas Worten. "Mein Leben ist die Hölle und alle sehen bloß zu!" fauchte ich und wusste dennoch, dass alle hier im Raum wirklich nichts direkt dafür konnten, aber es hatte sich so viel in mir angesammelt, was raus musste. In diesem Moment war mir klar, wer wirklich hinter den Todessermasken steckte. Eloise und Narzissa hatten sich von der Liebe in die Dunkelheit ziehen lassen und Draco und ich taten was wir zum Überleben mussten. "Cassie..." - "Cassandra, Draco! Cassie darf es ja nicht geben." Ich hörte wie Eloise die Luft einsog und sah wie sie aufstand und sich dann auf meine andere Seite setzte. "Ich wünschte ich hätte dir ein gutes Leben geben können Cassandra, aber ich kann und konnte es nicht. Wäre Jane..."

Sie stoppte und ich sah wie Narzissa ebenfalls aufstand und Draco aus dem Raum ziehen wollte, doch er wehrte sich dagegen, weswegen Eloise beide ansah und nur zu gut zeigte, dass sie bleiben konnten. Narzissa nickte leicht und legte einen Arm um Draco, der es mit sichtbarer Verwirrung zuließ. "Ist schon Ok Eloise. Du musst nicht über Jane sprechen..." Immerhin war das für uns Beide schwer über meine Tante zu sprechen. So lange hatte ich sie als Mutter angesehen und dann war sie meinetwegen ermordet worden. "Ihr Beide hattet einen bestimmten Grund, warum Draco meinte, dass wir geschützt vor Rabastan und Lucius sprechen sollten oder?" Ich stand auf und nickte, Eloise hinter mir. Mein Blick ging zu Draco, der sich von seiner Mutter losriss und mich umarmte.

"Ihr wollt mich auch bald verloben, das hab ich mitbekommen auf dem Ball, aber wenn ich jemanden heiraten muss, der würdig genug ist, dann würde ich nur Cassandra wollen." Ein mattes Lächeln legte sich auf meine Lippen, aber es verblasste, bevor auch nur ein weiteres Wort fiel. Mir war die ganze Zeit klar gewesen, dass es keine Chance hatte. "Barrowman ist älter, ist reich genug und treuer als Draco. Du kannst dir denken, warum ich das nicht umbestimmen kann oder?" Eloise stellte sich neben mich und ich nickte nur, während Draco ziemlich abseits stehen blieb. "Und deswegen muss Cassie sich mit diesem Mistkerl rumschlagen? Eloise du musst irgendetwas erreichen können." Draco hob seine Stimme und schien fast schon wütend, aggressiv.

Eloise, Draco und Narzissa begannen zu diskutieren, doch ich ließ mich nur zurück aufs Sofa sinken und versuchte nicht zu viel an Julien zu denken. Nur da ich das versuchte, erreichte ich genau das Gegenteil. Warum genau? Weil ich ihn mit Barrowman verglich. Er war ebenso älter, erfahrener und hatte mir auch genug zu bieten, eindeutig, aber das würde Rabastan nicht ausreichen. Das Einzige was ich machen konnte war drauf zu achten, dass ich meine Distanz zu Julien hielt, selbst wenn ich ihn sehen würde, sehen müsste. Es gab nur ein paar klitzekleine Situationen in denen ich Julien sagen konnte, dass ich ihn liebte und das waren nur noch Träume aus denen ich schweißgebadet aufwachte und dann panisch neben mich tastete. Doch meine Finger trafen nur auf das kühle Laken. So verliefen die meisten Nächte seit über einer Woche. Genau 8 Tage.

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"Ihr wisst, dass ihr dieses Gespräch hüten müsst oder?" Ich nickte eine Stunde später und folgte den Drein aus dem Raum. Wir hatten kaum noch gesprochen. Keiner wusste mehr was er sagen sollte und Draco sah man die Wut an, die er auf all das hatte. Natürlich würde Draco immer gegen Halbblüter und vor allem gegen Potter sein, aber er hatte ein Herz. Vielleicht wirklich ein wenig dunkler als bei Anderen, aber die Leute die ihm wichtig waren bekamen es zu spüren. "Cassandra...Kommst du zurück aufs Anwesen?" Ich sah Eloise an. "Muss ich denn? Ich kann dort nicht leben." Sie schüttelte leicht den Kopf. "Dann klär ich das für dich." - "Danke." Es war nicht mehr als ein Flüsterton in dem ich mich bedankte, aber es brachte Eloise ein echtes, warmes Lächeln auf die Lippen. Diese Frau hatte etwas an sich, was mich nur zu sehr an Jane erinnerte, denn auch sie würde alles für ihre Kinder tun.

"Es freut mich immer wieder mit euch Beiden zu sprechen." hörte ich Lucius zu Ric und Rabastan sagen, als wir grade in den Flur traten. "Und mich erfreuen die Neuigkeiten Lucius. Ich denke wir sehen uns spätestens Ende des Monats." Beide Männer nickten und Alaric ließ sich entschuldigen und kam zu uns. "Können wir los Schwester?" Ich war ihm in diesem Moment so dankbar, dass er mir half hier zu verschwinden und nickte dann. "Ich denke schön." Rabastan nickte bloß und Eloise stellte sich an seine Seite. Dann wand ich mich zu Draco und nickte ihm nur mit einem neutralen Lächeln zu, ehe ich mit Ric verschwand.

"War es allzu schlimm?" fragte mein Bruder mich, als er die Tür aufschloss und ich schüttelte bloß den Kopf. "Narzissa und Eloise sind nicht die, die sie zu sein vorgeben." Er lächelte matt und ließ mich vor ihm eintreten. Dann folgte er mir, schloss ab und versiegelte die Tür mit einem Schutzzauber, woraufhin ich ihn fragend musterte. "Das Gespräch mit Malfoy hat was unschönes offengelegt oder? Ich mein...du wolltest so schnell wie möglich weg." Er zog langsam sein Jacket aus, was mich kurz an das in meinem Zimmer denken ließ, was noch immer nach Julien roch, lenkte dann aber meine Aufmerksamkeit auf seine folgenden Worte. "Sie versuchen die reinen und wirklich bösen rauszufiltern. Wir müssen aufpassen." Ich nickte und da ich ihm ansah, dass er erschöpft war, ließ ich ihn in Ruhe und wollte aufs Zimmer. Nur hatte ich mir das ohne meine Visionen gedacht. Von einem Moment zum Anderen verlor ich mein Gleichgewicht und kippte zur Seite, spürte wie mich wieder eine Vision empfing.

Ich stand gegenüber von einem dunkelhaarigen Mädchen, höchstens sechzehn oder siebzehn. Ihr Blick war voller Wut und Zorn und dennoch konnte man auch eine gewisse Angst in ihrem Blick erkennen. Ihre Uniform war mit einem grünen Schlangenwappen verziert, einem Hogwartswappen. Wir standen in einem Wald, aber auch wenn es im ersten Moment so wirkte, als ob wir allein seien, merkte ich schnell, dass das nicht der Wahrheit entsprach. "Ich hab gesagt halt dich von mir fern." meinte das Mädchen mit einer barschen Stimme, die man von ihr niemals erwartet hätte. Ihr Auftreten kam mir so bekannt vor, doch ich konnte nicht sagen warum. Um die Ecke trat ein Junge ihres Alters und lachte auf. "Und jetzt meinst du ich habe Angst?" Er schleuderte einen Zauber nach dem Mädchen, einen grünen Blitz, aber sie konnte ihn perfekt abwehren, woraufhin er etwas überrascht schaute.

Dann aber ging alles viel schneller. Sie hob den Arm und zeigte mit ihrer Handfläche auf den Jungen, der plötzlich aufschrie, als ob er starke Schmerzen hätte. Aus der Ferne konnte man hören, dass sich eilige Schritte näherten und von einer Sekunde zur Anderen tauchte ein blondes Mädchen auf. Ihre Haare waren zu einem Dutt gefasst, ihre Uniform verriet, dass sie eine Ravenclawschülerin war. Alle drei kamen mir so bekannt, so verdammt vertraut vor, doch ich wusste einfach nicht woher. "Hör auf, das bist nicht du und das weißt du. Das wird dich umbringen." ihre Stimme war angespannt und gleichermaßen besorgt und für einen kurzen Moment schien das braunhaarige Mädchen zu zweifeln ob die das Richtige tat, doch dann schüttelte sie leicht den Kopf. "Wenn das hier alles, dann war es das Beste." Sie sah matt lächelnd zu der Blondine und diese schüttelte energisch den Kopf. Der Junge schrie noch immer und schien immer schwächer zu werden. "Ich lass kein Ende zu. Du wirst leben..." Damit riss die Blondine das Mädchen zur Seite, sodass sie ihren Arm senkte und drückte sie an sich.


Cassie Kentwell [3] - The lost Lestrange ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt