14 - Erster Streit 2

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In der Universität angekommen wartete Rinora schon auf mich. Wir umarmten uns und liefen zu unserem Raum. "Hat er sich noch gemeldet?", fragte sie.
"Nein. Ich werde mit ihm heute reden."
Sie nickte nur. Wir wussten ja beide nicht was los war.
In Raum war Ardian nirgends zu sehen. Wir saßen uns hin und quatschten solange über dieses und jenes. Auch als der Professor kam war er nicht da. Komisch. Rinora entschied sich ihn bei Whatsapp anzuschreiben. Er las die Nachricht, antwortete jedoch nicht.
Bei dem war irgendetwas faul. Auch die restlichen Seminare und Vorlesungen war er nicht anwesend. Rinora sagte, ich solle mich beruhigen und in ein paar Tagen wäre wieder alles gut. Aber wie soll man bitte die Ignoranz einer Person akzeptieren, die das Herz liebt? Ich hatte mich einfach an ihn und seine lieben Worte gewohnt, wie soll ich dann seine Abwesenheit ertragen?
Ich entschloss mich einfach kurzerhand zu ihm zu fahren. Rinora war dagegen, aber ich hasste es von Menschen ignoriert zu werden und warum sollte man nicht einfach über ein Problem reden? Wenn es überhaupt ein Problem war!!

Ich stand nun vor seiner Wohnung. Eine alte Dame lief gerade die Tür hinaus und ich nutzte die Gelegenheit um reinzulaufen. So konnte er mir wenigstens ins Gesicht sagen was er hatte und nicht über den Hörer unten.
Ich atmete ruhig ein und aus. Ich musste mich beruhigen. Irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl im Bauch.
Ich klopfte an. Lange hörte ich nichts und dann wurde mir von einem Ardian in Jogginghose die Tür geöffnet. Er schaute erstmal verwirrt und dann sauer. "Was willst du?", fragte er.
"Reden. Du kannst mir ja sagen, was für ein Problem du hast."
"Es gibt nichts zu reden. Fahr nach Hause. Tschüss."
Er wollte gerade die Tür schließen doch ich hielt sie auf. "Ich gehe bestimmt nicht. Auch wenn ich die ganze Nacht vor deiner Tür warten muss."
Und die Tür schloss sich. Wie weh das einfach tat. Dieser kalte Ardian tat weh. Seine Worte, seine Taten - alles. Ich konnte es nicht glauben. So einfach war es also für ihn eine Freundschaft zu beenden .. UNSERE Freundschaft.
Ich saß mich auf die Treppe und wartete. Ich weiß wie doof das war, aber mein Herz wollte nicht von ihm loslassen. Ich vergrub mein Gesicht in meine Hände. Nicht weinen Agnesa, nicht weinen. Doch es ging nicht. Kleine Tränen schafften ihren Weg aus meinen Augen.
Eine halbe Stunde saß ich schon hier und er war nicht rausgekommen um mit mir zureden. Ich konnte es einfach nicht wahr haben..

ARDIANS POV

Was suchte sie denn jetzt hier? Ich hab keine Kraft mit ihr zu reden. Das macht doch alles kein Sinn. Ich will die Wahrheit garnicht wissen, denn das würde nur mehr schmerzen.
Saß sie da jetzt wirklich auf der Treppe. Ach bestimmt nicht. Was erwarte ich denn bitte? Ich bin keine wichtige Person in ihrem Leben - es kann ihr doch egal sein, ob ich sauer bin oder nicht.

Minuten vergingen und ich konnte nicht mehr. Meine Gedanken waren bei Ihr. Diese Traurigkeit in ihren Augen als sie mit mir geredet hat. Wie sie die Tür aufgehalten hat.. ich konnte es mir nicht erklären, was sie eigentlich noch von mir wollte.
Ihr letzter Satz blieb in meinem Kopf.. ich gehe bestimmt nicht. Auch wenn ich die ganze Nacht vor deiner Tür warten muss. Vielleicht wartete sie ja wirklich... ich musste das jetzt wissen. Ich schaute noch kurz auf die Uhr. Knappe 40 Minuten waren jetzt vergangen. Warum tu ich das überhaupt? Die sitzt gerade in ihrem Auto auf dem Weg nach Hause.

Ich öffnete die Tür und konnte meinen Augen nicht trauen. Da saß sie. Ihren Kopf in ihren Händen vergraben. Sie hebte ihren Kopf und schaute mich an. Fuck hat sie geweint? Wegen mir? Sie schaute mich traurig an. Ich musste ihr was sagen. Ich darf die Tür nicht nochmal einfach so schließen.
"Agnes. Fahr nach Hause wirklich."
Sie schüttelte nur den Kopf. Sturr war das Mädchen. Ich schaute sie an. Sekunden vergingen und sie machte keine Anstalten nach Hause zu gehen. Ich konnte sie nicht nochmal da sitzen lassen.
"Komm rein.", sagte ich nun seufzend. Sie wischte ihre Tränen weg und trat herein. Ich schloss die Tür und lief voraus ins Wohnzimmer. Sie kam hinterher und saß sich mit einem großen Abstand zu mir.
Es sagte keiner was. Wir konnten uns nicht einmal in die Augen sehen. Wieso musste sie mir das antun? Wieso....
"Willst du mir sagen warum du sauer bist?", fragte sie leise.
Ich musste wieder darüber nachdenken und augenblicklich wurde ich wütend. Wie konnte sie nur?
"Was läuft da zwischen dir und Sahit?"
Ihre Augen weiteten sich aus.
Sekunden vergingen und sie starrte mich nur an. "Deswegen bist du sauer?", fragte sie schon fast wütend. "Ich hab dich etwas gefragt, Agnes!"
Sie schüttelte den Kopf. "Nichts! Was soll da bitte laufen? Der Typ war in meiner Gruppe, hat danach nach meiner Nummer gefragt, die ich ihm nicht gegeben habe. Du und Rinora habt es doch beide gehört.", sagte sie wütend.
"Ich habe ihn danach auf dem Klo getroffen. Er hat erzählt, dass du vorher nach einem Treffen gefragt hast und dir das danach nur unangenehm war, weil wir dazu trafen." Ihre Augen weiteten sich noch mehr aus. "Was hat dieser Hurensohn gesagt?"
So habe ich sie noch nicht erlebt. Sie stand auf und lief rauf und runter. Ich wusste nicht wie ich ihre Reaktion deuten sollte. Stimmte es ? Stimmte es nicht?
"Sag mir eins Ardian. Glaubst du diesem Hund oder mir?"
Sie schaute mir tief in die Augen. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ich mein...
"So ist das also. Du vertraust ihm mehr als mir! Du glaubst ehrlich ich wäre so eine Schlampe und hätte nichts besseres zu tun als mir andere Typen klarzumachen?" Sie war dabei gerade rauszulaufen als sie sich umdrehte. "Achja mein lieber Freund. Ich kann wenigstens vor Gott sagen, dass ich mich nicht auf ihn eingelassen habe. Aber wie ist es mit dir und Blondchen?"
Und sie lief aus dem Wohnzimmer raus. Ich hörte sie ihre Schuhe anziehen und dann knallte die Tür zu. Fuck !! Ich musste hinterher.
"Agnes. Warte. Agnes!!!" Sie hörte nicht auf mich. Ich lief so schnell ich konnte, grief sie am Arm und drehte sie um. Sie weinte. Oh man..
"Und was ist mit deinem Freund den du verheimlicht hast?", sagte ich nun.
Sie schaute mich verwirrt an. Wahrscheinlich dachte sie sich woher ich das wusste. "Ich hab dich gehört, wie du mit ihm telefoniert hast als ich auf Klo war."
Ihr Augen schlossen sich. Sie atmete tief ein und aus. Also stimmte es! Sie hatte einen Freund. Ich Idiot. Diese Wahrheit wollte ich nicht wissen..
"Ist es deswegen warum du sauer bist?", fragte sie etwas vorsichtiger und ihre Augen waren immernoch geschlossen. "Unter anderem. Erst Sahit auf Klo und dann komm ich raus und hör das.", sagte ich frustriert.
"Entweder du glaubst mir oder nicht mit der Sache mit Sahit. Das liegt in deinen Händen. Ich hatte nichtmal im Traum daran gedacht, was mit ihm anzufangen. Wenn ich so billig wäre, hätte ich nicht schon das gleiche mit dir gemacht?" Sie hatte Recht. Sie hatte mir ihre Nummer nicht gegeben sondern Rinora. Sie hatte sich nicht mit mir treffen wollen, sondern Rinora hatte mich eingeladen. Und ich hab ihr meine Hilfe bei der Wohnung angeboten. Nichts kam von ihrer Seite. Ich Vollidiot. "Es tut mir leid.. ich glaube dir in der Sache. Es war ein Fehler von mir..", sagte ich ruhig.
Sie nickte nur. Danach nahm sie ihr Handy und rief jemanden an. "Schatz? Ich komm jetzt nach Hause. Sorry die Verspätung. Ich bring einen Gast mit.", sagte sie zum Hörer und legte auf.
Wie bitte? Wollte sie mir jetzt ihren Freund vorstellen?
"Vertrau mir.", sagte sie und lief zu ihrem Auto. Ich war zwar in Jogginghose und Hoodie aber trotzdem liefen meine Beine ihr hinterher. Sollte ich das tun?
Die ganze Fahrt über sagten wir nichts. Sie fuhr nach Köln. Also kannte sie ihren Freund von hier. Wir hielten irgendwann vor einem schönen Haus an. Es war riesig. Rinora stieg aus und wartete darauf, dass ich das gleiche tat. Meine Beine bewegten sich ohne mich zu fragen. "Was suchen wir hier?", sagte ich misstrauisch.
Die Tür des Hauses öffnete sich und ein großer gutgebauter Junge kam raus. Er war bestimmt ein paar Jahre älter als ich. Agnesa lief auf ihn zu. Ich wollte jetzt nicht unbedingt sehen wie sie ihn küsste aber meine Augen konnten nicht wegschauen.
Sie umarmte ihn ganz feste und er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Autsch. Das tat weh die beiden so zu sehen. Beide kamen auf mich zu. "Armend das ist Ardian. Ardian das ist Armend." Sie machte eine Pause, schaute mich durchdringlich an und fügte hinzu. "Mein großer Bruder von dem ich dir erzählt hatte."
Was? Das war ihr Bruder? Standen wir gerade vor deren Haus? Armend begrüßte mich mit einem normalen männlichen Handschlag.
"Komm rein, Bruder. Herzlich Willkommen.", sagte er und führte mich in deren Haus. Ich musste einen Blick auf die Klingel werfen. 'Thaqi' Also waren wir bei Agnesa's Eltern. Armend entschuldigte sich eben, da er auf Klo musste. Agnesa sah mich an. Nahm ihr Handy, suchte etwas und gab es mir in die Hand.
Es war ihre Anrufliste. Das Datum von gestern und die Uhrzeit. Das könnte hinhauen. Und da stand Armends Name. Sie nahm mir das Handy aus der Hand und ging dann auf Whatsapp und zeigte mir Armend's Profilbild. Darauf sah man ihn mit einem anderen Mädchen. Wahrscheinlich seine Freundin.
Ich fühlte mich wie ein Vollidiot. Wie konnte ich ihr nur nicht glauben? Wieso hab ich nicht einfach gefragt?

"Ich hoffe du glaubst mir jetzt.", sagte sie und verschwand. Armend kam wieder zurück und setzte sich zu mir. Wir unterhielten uns wirklich lange. Erst war mir diese Situation unangenehm. Hoffentlich wusste er nicht, dass ich nicht mit ihr geredet hatte. Es war mir irgendwie peinlich. Danach wurde ich lockerer. Armend war genau wie sie. Er war offen, sympathisch und man musste ihn wegen seiner Art einfach ins Herz schließen. Sie hatten beide die gleichen Augen. Durch unser Gespräch verstand ich erst, warum Agnesa ihn so liebte. Sie hatte uns etwas zu trinken und zu essen gegeben und sich neben Armend gesetzt. Er nahm sie in den Arm und küsste sie oft auf der Stirn. Er war wirklich der perfekte große Bruder. Mir fiel meine kleine Schwester ein. Lejla. Wir waren nicht anders. Sie liebte es, wenn wir zusammen kuschelten. Sie war ja auch erst 6. Agnesa hingegen ist 19 und ihr Bruder wahrscheinlich ein paar Jahre älter. Und trotzdem waren beide miteinander wie kleine Kinder.

Wir hatten zusammen gegessen und ich wollte aufstehen um nach Hause zu fahren. Es war mittlerweile 18 Uhr. "Du fährst nicht allein. Agnesa bringt dich.", sagte Armend lächelnd.
Ich bedankte mich aber hielt es für besser die Züge zu nehmen. Armend ließ es nicht zu. "Armend hajde edhe ti (Komm du auch). Und wir zeigen dir meine Wohnung.", sagte Agnesa nun.
Armend nickte, entschuldigte sich kurz und verschwand in seinem Zimmer. Nun saßen nur wir beide da.
"Es tut mir leid, Agnes. Ich hätte wissen müssen, dass du mir sowas nicht verheimlichst. Ich dachte nur, dass dir unsere Freundschaft doch nicht so wichtig ist, dass du mir alles erzählen müsstest.", sagte ich nun verzweifelt. Ich konnte ihr ja nicht sagen, dass mein Herz fast zerbrochen war, als es das Gespräch gehört hatte.
"Mach dir keine Sorgen. Vielleicht hätte ich ja so ähnlich reagiert.", sagte sie ruhig. Sie war traurig, dass sah ich in ihren Augen.
Ich lief auf sie zu und umarmte sie. Ich hatte es vermisst und jetzt war es einfach nötig. Sie erwiderte diese Umarmung und wir ließen nicht los. Ich genoss es. Es tat gut zu wissen, dass sich doch nichts verändert hatte zwischen uns.
Wir hörten ein Räuspern und drehten uns ruckartig um. Armend stand da verlegen und schaute zu Boden. "Komm wir gehen.", sagte Agnesa nun lächelnd. War ihr das nicht unangenehm? Ich mein ihr großer Bruder hat uns gerade gesehen?
Ich lief wenige Schritte voraus und hörte Agnesa zu Armend sagen "Du hättest auch einfach was sagen können." Beide lachten. Sie waren echt niedlich.
"Wo sind die anderen eigentlich? ", fragte Agnesa während sie hinten einstieg und mir die Schlüssel zuwarf. Armend setzte sich zum Beifahrersitz. "Die sind alle bei Tetja.", sagte Armend nur.

Auch diese Autofahrt verlief ziemlich gut. Agnesa hatte den Navi eingeschaltet. Ich fuhr und meistens redeten die beiden miteinander und ließen mich an deren Diskussion teilhaben.
Ich musste diesen Streit mit ihr wieder gut machen. Wie konnte ich nur so dumm sein? Ich hab ihr das Gefühl gegeben, dass ich von ihr denke sie sei eine Schlampe. Was hab ich nur getan?
Mir fiel auch schon ein, wie ich das wieder gut machen konnte..
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Das war dann mal deren 1. Streit.
Was wird Ardian machen? Habt ihr Vorschläge?

Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen auch wenn es etwas längerer ist.
Lasst Kommentare da und gerne einen Stern.

Liebe grüße, eure Zemra :)♡

Wieso Liebe Ich Dich../ Pse Te Dua?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt