17 - Erstes richtiges Date

780 35 6
                                    

"Aufpassen. Jetzt sind wir bei den Treppen.", sagte Ardian ruhig. Immernoch mit verschlossenen Augen folgte ich seinen Anweisungen. Warum werden mir eigentlich die Augen verbunden? Ich mein wir gehen nur essen. Außer einem geschmückten Tisch kann es ja nichts spezielleres geben.

"Okay Agnes, wir sind jetzt da. Ich entferne die Augenbinde jetzt und du sollst deine Augen weiterhin geschlossen halten bitte, okay?", sagte er nun leise an meinem Ohr. Ich nickte und biss mir auf die Unterlippe. Mein Herz wollte rausspringen vor Aufregung. Was erwartete mich?

Er entfernte die Augenbinde und dann hörte ich wie er einige Schritte lief. "Du kannst die Augen öffnen."
Ganz langsam tat ich das. Und was ich dann sah verschlag mir die Sprache.

Wir waren in einem Raum, wo in der Mitte ein Tisch stand. Auf dem Tisch waren Kerzen, Rosen und Besteck.
Der ganze Raum war mit verschiedenen Blättern bedeckt. Und auf der einen Seite war aus weißen Roseblättern 'Sorry' geschrieben. Es lief eine leise Musik und einzelne Stehlampen waren angeschaltet. Es war sehr schön und dieser Idiot hatte sich wirklich viel Mühe gegeben. Er sah mich nun ganz unschuldig an. "Akzeptierst du hiermit, dass es mir wirklich leid tut, Agnes?" Ich lächelte ihn an. "Wow.", kam es aus meinem Mund. "Ehm.. ja klar, ich verzeihe dir. Du hättest garnicht so etwas großes daraus machen müssen, aber danke. Das find ich sehr süß von dir." Ich ging auf ihn zu und umarmte ihn. Seine Hände waren um meinen Bauch geschlungen und ließen nicht mehr los. Dieses Gefühl seiner Umarmung benebelte mich einfach. Ich konnte garnicht mehr klar denken wenn er mich umarmte und mochte auch garnicht mehr loslassen. Lange standen wir so in der Umarmung umschlungen da. Ardian legte nun seine Hände um meine Taille. "Wir sollten Essen, sonst wird es noch kalt."
Er hielt mir meinen Stuhl hin und setzte sich dann gegenüber.
Ich schaute mich noch einmal um. Es war wirklich alles bis aufs letzte Detail geplant.
Ardian musterte mich an. "Ist das zu viel?", fragte er nervös. "Nein wirklich. Ich find es toll, was du gemacht hast. Bin nur erstaunt, dass du wirklich nichts vergessen hast.", sagte ich lächelnd.
Er lachte. "Das hab ich wohl Armend zu verdanken.", sagte er nun grinsend. Meine Augen weiteten sich aus. Hat er gerade Armend gesagt? "Wie..Was?"
"Er hat mir geholfen,dass ich nichts vergesse. Meine Idee war es irgendwo das Wort 'Sorry' zu schreiben. Ihm ist die Idee mit den Rosenblättern eingefallen. Und diese Location hat er mir auch gezeigt. Die kann man mieten und das haben wir getan und Essen bestellt."
Wow. Also hat Armend sogar Ardian bei der ganzen Sache geholfen. Meine Augen wurden glasig aber ich wollte nicht weinen. Beruhig dich, Agnesa. Nicht weinen.
Ardian's Hand griff die meine. "Ist alles in Ordnung? Bist du böse?", fragte er traurig.
Ich schüttelte den Kopf.
"Es gibt viel was du nicht über uns weisst Ardian und wenn ich sehe, dass er dir sogar seine Hilfe angeboten hat, dann wird mein Herz weich.",sagte ich nun.
Er nickte verständnisvoll. "Mich hat es sehr gewundert als er mir seine Hilfe anbot, aber ich muss sagen: Dein Bruder ist echt ein Engel. Und wenn er von dir redet, dann hat er auch diese glasigen Augen genau wie du." Es stimmte. Armend war mein Engel. Und wenn es um ihn ging, dann wurde ich zur emotionalsten Person auf Erden.
"Wenn du jemanden zum reden brauchst Agnes, dann sollst du wissen, dass ich dir gerne zuhöre.", sagte er nun sehr ermunternd. "Lass uns erstmal mit dem Essen anfangen.", sagte ich und lächelte ihn an. Er nickte und wir begannen zu essen. Chinesische Nudeln und Frühlingsrollen. Wahrscheinlich hat Armend ihm das geraten, da er wusste wie sehr ich die liebte.
"Armend hat viel durchmachen müssen.", sagte ich nun um ihn von unserer Vergangenheit zu erzählen und das er somit unser enges Bündnis versteht. Er sah mich fraglich an. "Sehr schlimm?", fragte er vorsichtig. Ich nickte. "Als er 9 war ist unsere Mutter ums Leben gekommen. Ich war 5, kann mich an sie also nicht sehr stark erinnern, aber er schon." Ardian's Augen weiteten sich aus. Er hielt sich die Hand vorm Mund. Eine Träne kullerte ihm herunter. Es sagte keiner etwas für ein paar Sekunden.
"Es.. es tut mir leid für euch. Ishallah nxhehnet (hoffentlich im Paradies).", sagte er nun leise. Er hatte seinen Blick gesenkt und seine Tränen hörten nicht auf. Sollte er nicht mich trösten? Dann fiel mir ein, dass ich nicht viel über ihn weiß und er vielleicht auch einen Schicksalsschlag hatte..
Ich nahm seine Hand und streichelte sie. "Danke. Wir haben uns mittlerweile eingelebt. Unsere Mama im Himmel passt auf uns auf und hat uns den nächsten Engel geschickt - meine jetzige Mama." Er sah mich an. "Sie liebt dich sehr. Das hat man an unserem Abendessen gesehen.", sagte er ruhig.
"Ja, das tut sie. Sie war mal verheiratet, konnte jedoch keine Kinder zeugen und wurde daher verlassen. In unserer Gesellschaft ist eine unfruchtbare Frau leider nicht viel wert. Und als sie von unserem Schicksal erfahren hat, hat sie sich um alles gekümmert. Als Papas Sekretärin hat sie aufgepasst, dass er nicht vor dem Ruin steht nach dem Tod von Mama und dann hat sie sich noch um uns Kinder gekümmert. Sie kam vorbei, wechselte Ardiana's Windeln, spielte mit uns, kochte für uns und gab uns ihre ganze Liebe. Drei Jahre später sind Papa und sie zusammen gekommen und da sie selbst keine Kinder kriegen kann sind wir ihr ein und alles.", sagte ich in Gedanken versunken.
Ardian streichelte meine Hand. "Wie schön zu sehen, wie ihr euch versteht. Respekt."
Ich lächelte ihn an. Viele sagten es. So eine Stiefmutter ist ja nicht immer beliebt und gerade wenn die eigene Mutter stirbt, dann ist es hart zu verkraften eine Neue an Papa's Seite zu sehen. Bei uns war es aber nicht so. Wir waren klein und brauchten Zuneigung und Liebe, die wir von unserer Mutter immer gekriegt hatten.
"Armend hat ihren Tod lange nicht verkraftet. Ich war immer seine erste Bezugsperson. Wir haben uns abends immer in ein Bett gekuschelt und haben geweint. Manchmal nur er und ich hab ihn getröstet. Wir sind schon immer unzertrennlich gewesen, da Armend keinen Bruder hatte. Aber nach dem Tod von Mama ist unser Bündnis nur noch stärker geworden. Und dann hat er Leonora, seine Freundin, kennengelernt. Seitdem ist er wieder ein glücklicher Mensch." Ich schaute in seine Augen. "Und seit ich studiere sieht er diesen glücklichen Menschen auch in meinen Augen. Seit ich dich und Rinora kenne, hab ich wieder Freude am Leben und mein Lächeln ist wieder zurück."
Ardian lächelte mich wie ein kleines Kind an. "Das freut mich sehr soetwas zu hören.", sagte er und küsste meine Hand.
Lange unterhielten wir uns noch über Armend und aßen unser Essen auf.
"Erzähl mir etwas von dir was ich noch nicht weiß.", sagte ich nun zu ihm. Er schaute mich lächelnd an, legte sein Besteck weg, platzierte seine Ellebogen auf den Tisch und überlegte."Mhm.."
"Etwas privates, so wie meine Geschichte.", fügte ich hinzu.
"Also Todesfall hatten wir nicht in der Familie, zum Glück.", sagte er. "Aber.. ich kann dir ja auch witzige Sachen erzählen. Also zum Beispiel, als ich kleiner war, hab ich ein Glas von Mama kaputt gemacht. Und weil ich Angst hatte, dass sie mich hauen würde, bin ich auf mein Hochbett rauf und auf den Schrank geklettert und hab mich da hinter Kuscheltieren versteckt. Mehrere Stunden haben sie nach mit gesucht, bis Mama angefangen hat zu weinen. Als ich dachte, sie sei traurig und wird mir verzeihen, kam ich runter und danach kannst du dir ja vorstellen wie es endete : Ich hab doppelten Anschiss erhalten und Poposchläge." Wir lachten beide wie die Verrückten und kriegten uns nicht mehr ein. Wir erzählten uns unsere Kindergeschichten und fanden immer etwas neues zum Lachen. Dieser Abend war einfach perfekt. Ich genoss es in seiner Nähe zu sein und seine volle Aufmerksamkeit zu bekommen. Er hatte nicht ein einziges Mal auf sein Handy geschaut oder mir irgendwie den Verdacht gegeben, dass es langweilig wäre. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Sowas erlebt man ja nicht alle Tage in der heutigen Generation.

Als 3 Stunden vergangen waren, mussten wir dann aufstehen. So sehr ich mich auch weigerte, wir konnten hier leider nicht den ganzen Abend verbringen.
"Soll ich beim Aufräumen helfen oder so?", fragte ich. "Ach was. Hab dafür jemanden bezahlt. Und nein, es ist nicht Armend.", sagte er lachend. Er nahm die roten Rosen vom Tisch und gab sie mir. "Die sind für dich. Damit du dich für diesen 'Entschuldigungs-Abend' erinnerst."
Ich bedankte mich und nahm die Rosen an. Wie süß!
Zusammen liefen wir nun zu seinem Auto zurück. Ich hatte mich bei ihm untergehackt, da der Boden für Highheels nicht gemacht war.
Die Fahrt über sagte wieder keiner etwas. Wir genossen es einfach zusammen zu sein.

Als wir vor unserem Haus standen half mir Ardian beim Heraussteigen und lief mit mir bis zur Tür.
Ich drehte mich zu ihm und schaute verlegen auf den Boden. In solchen Momenten kam in Filmen immer die Kuss-Szene aber das würde heute nicht passieren.
"Danke Ardian für diesen wunderschönen Abend und für das leckere Essen." Er lächelte mich an. "Nichts zu danken. Ich hab dir zu danken, dass du dich überhaupt darauf eingelassen hast und mir diesen Abend versüßt hast." Wir umarmten uns. Wieder diese Umarmung von der ich mich einfach nicht loslassen konnte. Ardian war gerade dabei mich loszulassen, doch ich konnte einfach nicht. Wenn ich schon nicht meinen Kuss bekam, dann wenigstens seine Umarmung solange ich wollte. Er umarmte mich daraufhin fester. "Gute Nacht Ardian", flüsterte ich ihm ins Ohr. "Gute Nacht Prinzessin."
Ich ließ ihn los und sah ihm hinterher. Kurz bevor er ins Auto stieg rief ich ihm hinterher: "Pass auf dich auf. Und schreib mir wenn du angekommen bist." Ich konnte sein Lächeln erkennen und dann stieg er ein und fuhr weg. Ich sah seine Rosen in meiner Hand und automatisch bildete sich ein Lächeln auf meinen Lippen.
Dieser Abend war perfekt und unvergesslich. Soeben hatte ich mein erstes richtiges Date mit ihm gehabt. Und wir haben uns weder geküsst noch sonst irgendetwas verwerfliches getan. Sondern einfach nur zusammen gegessen und uns unterhalten wie alte gute Freunde.
Dieser Junge ist ein weiteres Geschenk Gottes an mich. Danke!

____________

Love is in the air!
Was meint ihr zu diesem Date?

Findet ihr Agnesa's Entschluss, ihm noch nichts über ihre Vergangenheit (Verlobt) zu erzählen, richtig?

Schönen Abend! ♡

Wieso Liebe Ich Dich../ Pse Te Dua?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt