24 - Der zerbrechliche Junge

666 31 2
                                    

Was sollte man nur in so einer Situation tun? Er weinte wie ein kleines Kind und ich stand nur reglos da und beobachtete ihn. Meine Beine arbeiteten zum Glück schneller als mein Gehirn, denn sie gingen auf ihn zu, setzten sich neben ihn und mein Arm umschlang seine Schulter. Er lehnte seinen Kopf leicht an meine Brust und schluchzte weiterhin. In so einer Situation waren nette Worte einfach nicht erforderlich. Er sollte seine Frust ausheulen und wissen, dass ich für ihn da sei. Danach hat er alle Zeit der Welt um mit mir zu reden, falls er das wünscht. Andererseits kann ich mir auch vorstellen, dass er vielleicht garnicht mehr darüber reden will.
Lange saßen wir so und keiner sagte etwas. Oft kamen mir auch Tränen nur bei dem Gedanken wie herzlos sie zu ihm war..
Ardian stand ohne ein Wort auf und ging ins Bad. Wenige Minuten später hörte ich ihn dann in sein Zimmer laufen. Ich weiß nicht, was mich dazu brachte dahin zu gehen. Aber ich empfand es als Schwäche meinerseits ihn jetzt hier allein zu lassen. Sowas gehört sich nicht für Freunde und er brauchte mich vielleicht mehr denn je, denn einen Jungen weinen zu sehen kriegt man nicht alle Tage.
Er hatte sich unter seine Decke verkrochen und sein Körper bebte nur so. Ich legte mich zu ihm unter die Decke und umschlang einen Arm um seinen Körper. Erst reagierte er nicht, doch danach umschlang er seinen Arm mit meinem.
So lagen wir im Bett bis spät in die Nacht. Ardian war eingeschlafen, doch ich war noch hell wach. Mich beschäftigte das Thema und irgendwann fing auch mein Bauch an zu knurren.
Ich stand leise auf und ging in die Küche. Ein Sandwich müsste reichen dachte ich mir und begang mit dem Vorbereiten.
Nur kurz darauf sah ich Ardian in die Küche treten. Er hatte rote Augen und schaute mir garnicht ins Gesicht.
Ohne weiteres gab ich ihm mein Sandwich und bereitete mein eigenes vor. Er aß ruhig und schaute wie in Trance auf einem Punkt. Ich setzte mich zu ihm. Aufjeden Fall wollte ich nicht dieses Gespräch starten.
Nachdem er sein Sandwich gegessen hatte machte ich ihm ein zweites. Ich sah, dass er Hunger hatte.
"Danke", flüsterte er und schaute mir in die Augen. Mir kamen automatisch Tränen bei diesem Anblick und so nickte ich nur und setzte mich wieder hin.
Weitere Schweigeminuten vergingen.

"Du hast nun selbst gesehen wie sie sind.",kam es nun trocken aus seinem Mund. Er meinte also seine Eltern. Ich nickte wieder. Was sollte ich dazu sagen?
"Seit dem Moment als ich deine Eltern kennengelernt habe wünschte ich mir meine wären auch so. Aber sie haben heute mal wieder bewiesen wie sie sind!", sagte er nun wieder traurig.
Ich nahm seine Hand und drückte sie ganz feste. "Eltern kann man sich nicht aussuchen. Ich weiß, du magst mir vielleicht nicht glauben, aber sie lieben dich. Eltern sind nun mal so. Irgendwann wirst du es auch merken.",sagte ich mit zittriger Stimme. Aber es stimmte. Welche Mutter liebt ihren Sohn denn bitte nicht? Er lächelte leicht und ich schaute ihn nur verwirrt an. "Es ist interessant wie du in so einer Situation sogar positiv über sie denken kannst. Sie haben dich Schlampe genannt ohne dich zu kennen. Sie kamen ihren Sohn mal wieder nur besuchen, weil sie ihren Ruf retten wollten.",sagte er nun wieder etwas verbissener und ihm kullerte eine Träne runter. Automatisch wischte meine eine Hand diese Träne weg und die andere drückte seine Hand wieder fester. "Ardian ngom. Das ist unsere albanische Mentalität. Sie nennen sowas wie mich schlampe weil es tabu ist bei uns sich mit Jungs blicken zu lassen. Und was es dich betrifft... das tut mir sehr leid. Weißt du mir tut es weh sowas zu sehen, aber du musst wissen, dass es keine Mutter auf diesem Planeten gibt, die ihren Sohn nicht liebt. Glaub mir."
Er lächelte mich leicht an und dann drückte er mir einen Kuss auf die Hand. Ich lächelte zurück.
"Danke, dass du für mich da bist.",sagte er nun mit glasigen Augen. Automatisch stand ich auf, lief zu ihm rüber und umarmte ihn ganz feste. Er ließ mich auch nicht mehr los. "Ich bin immer für dich da.",flüsterte ich in sein Ohr und merkte wie wir beide wieder Tränen vergossen.

Nach langem ausgiebigem Gespräch in der Küche wurde es schon spät und ich sollte mich verabschieden und nach Hause fahren. Ardian umarmte mich wieder lange, danach zog ich meine Schuhe an und war gerade dabei die Tür zu öffnen als ich hörte "Bitte bleib." Ardian stand mit Tränen in den Augen vor der Tür und mein Herz konnte nicht anders als die Tür zu schließen, die Schuhe wieder auszuziehen und ihn zu umarmen. Er bedankte sich hundert Mal und zusammen liefen wir ins Wohnzimmer und legten uns hin. Er erzählte mir noch Geschichten von seinen Eltern während er auf meiner Brust lag und ich ihm mit einer Hand durch die Haare ging.

Danach war Schlafenszeit und Ardian hatte mich überredet wieder in seinem Bett zu schlafen. Ich hatte mir seine Shorts und sein Tshirt angezogen und mich neben ihn gelegt und nur kurz darauf war ich auch eingeschlafen.

______

Das wars für heute. Etwas kürzer aber doch gefühlvoller. ;)

viel Spaß beim Lesen! ♡

Wieso Liebe Ich Dich../ Pse Te Dua?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt