Kapitel 2: Von meinem erstem richtigem Arbeitstag

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Ich sah auf meinen klingelnden Wecker, es war viertel nach fünf. Seufzend ließ ich mich nochmal ins Kissen zurück sinken, stand dann aber doch mühselig auf. Müde schleppte ich mich ins Bad und suchte erstmal ausgiebig. Als ich raus kam war es schon fünf Uhr fünf und dreißig. Aber ich machte trotzdem gemütlich weiter und suchte mir Klamotten aus dem Schrank aus. Nach weiteren zehn Minuten hatte ich mich für einen dünnen, weißen Pullover mit langen Armen und einem dunkelblauem Rock, der mit kleinen weißen Vögelchen besetzt war und mir bis knapp zur Hälfte des Oberschenkels ging. Dazu suchte ich mir noch meine schlichten weißen Vans aus und begann mich umzuziehen. Als alles Klamottentechnische fertig war stellte ich mich ins Bad und begann meine Haare zu föhnen. Für die glatten dunkelbraunen Haare mit den blonden Spitzen, brauchte ich genau 17 Minuten und hatte daher noch Zeit sie mir als lässigen Zopf nach vorne zu flechten. So geflochten hing er mir bis fast zur Taille und ich mochte einfach diese lockere Art. In den letzten zehn Minuten trug ich noch ein wenig Mascara auf und schminkte mir die Augen in einem dezenten dunkelblau, silber. So, dann schnappte ich mir nur noch meine braune Ledertasche und lief schnell die Treppen runter. "Tschüß Mom, Tschüß Dad", rief ich noch kurz in die Küche und stellte mich um genau sechs Uhr dreißig vor die Tür. Peter stand schon da und sah auf seine Uhr. "Beachtliche Leistung Liv, genau auf die Sekunde pünktlich und schickes Outfit", meinte er und grinste mich an, ich streckte ihm frech die Zunge raus, "ach findest du?" Dann stieg ich zu ihm ins Auto ein. Unterwegs begann mein Magen zu knurren. "Hatte keine Zeit mehr zum Frühstücken" murmelte ich und Peter lachte. "Mal sehen ob irgendwer auf der Basis Brötchen mitgebracht hat und morgen frühe aufstehen." Ich seufzte theatralisch, "ich bin doch heute schon um viertel nach fünf aufgestanden." "Manchmal verstehe ich euch Frauen nicht" stellte Peter fest und ich lachte. Die restliche Fahrt verlief relativ ruhig und auf der Basis, waren Mark und Jens schon da und umgezogen. Peter ging sich als erstes umziehen weh Alb ich mich zu den Jungs setzte, die beide noch ein wenig müde aussahen. "Zu wenig Schlaf würde ich sagen" "Auf den Punkt getroffen Liv", sagten beide und ich lachte. Peter kam dann auch raus und ich konnte mich umziehen.

Umgezogen vertrödelten wir ein paar Stunden ohne jegliche Vorkommnisse auf der Basis, jetzt waren es nur noch 20 Minuten bis zum Schichtwechsel, Karin und Gina waren schon da und zogen sich um als der Alarm rein kam. "Rettungsleitstelle an Medicopter 117" "Medicopter 117 hört" Peter war am schnellsten beim Funk gewesen. "Zwei Bergsteiger sind abgestürzt, Koordinaten während des Fluges" "Verstanden wir übernehmen. Das fällt denen auch immer so kurzfristig vor Dienstschluss ein", meinte er noch zu uns während wir zum Heli rannten. Peter schickte mich nach hinten zu Mark und warf mir seinen Rucksack zu. Ich stieg ein und setzte mich schräg von Mark hin. "Ok jetzt suchen wir wieder mal die Stecknadel im Steinhaufen" verkündete Peter. Kurz bevor wir die Koordinaten des Einsatzortes bekamen, zogen Mark und ich uns die Gurte an, sicherten uns und öffneten die Tür um besser suchen zu können.

Nach einer mir ewig lang erscheinenden Suche entdeckten wir sie endlich, sie hingen nur noch an zwei Haken und einer von ihnen schien bewusstlos zu sein. "Ok Liv und ich gehen runter, wir haben schon das Gurtzeug an. Peter komm hinter und bedien die Winde, Jens wie sieht es aus, kannst du das Baby gerade halten?" "Ich hoffe es, aber wir haben hier starke Fallwinde", sagte der Pilot, Mark nickte und schien zu überlegen. "Liv, traust du dir die Bergung alleine zu? Ich glaube es wäre sicherer, dann musst du auch nicht nach hinten kommen Peter." Ich nickte und Michael half mir, mich in die Winde zu hängen. "Ok, kann losgehen", sagte ich und Mark ließ mich runter, kaum war ich unter dem Heli, spürte ich schon wie die Winde am Seil schüttelten. "Ok Mark, noch drei, zwei, eins und stop" dann nahm ich das Mikro vor meinem Mund weg und sah den Mann vor mir an, "Hallo, können sie mich verstehen, mein Name ist Livia Grace, ich bin Sanitäterin", der Mann vor mir zeigte keine Reaktion, ich holte wieder das Mikro vor den Mund, "Mark, der Mann ist bewusstlos, warscheinlich die Folge einer Gehirnerschütterung. Äußerlich nur Schrammen und eine Platzwunde, aber ich schätze er hat innere Verletzungen. Ich bringe ihn zu dir hoch, danach sehe ich nach dem anderen." Gesagt getan, ich machte den Mann an der Winde fest und wir wurden hoch in den Heli gezogen, Mark untersuchte ihn gleich während Peter mich wieder runter ließ zu dem anderen Mann.

"Noch drei, zwei, eins und stop Peter. Hallo, können sie mich verstehen", fragte ich den Mann der nickte. "Ok mein Name ist Livia Grace, ich bin Sanitäterin, haben sie Schmerzen?", fragte ich weiter. Wieder nickte der Mann und begann zu krächzen, während er sprach kam Blut aus seinem Mund. "Meine Brust es tut so weh", sagte er und seine Stimme brach ab. Ich tastete den Brustbereich des Mannes ab und konnte Rippenbrüche feststellen. Warscheinlich hatte sich ein Splitter gelöst und hatte in die Lunge gestochen, für den Mann zählte jede Minute. "Ok, ich bringe sie gleich hoch in den Heli und... ahhh, verdammt Jens", rief ich aus. Der Heli hatte angefangen zu wanken und die Winde wackelte und pendelte mich vom Bergsteiger weg und drei Meter neben dran stieß sie mich wieder voll gegen die Wand. Ich rieb mir die Schulter, mit der ich als erstes gegen die Wand geschlagen bin. "Alles okay Liv?", fragte Peter von oben. "Ja, wie man nimmt, aber jetzt muss ich wieder rüber zum Bergsteiger", erklärte ich und versuchte mich von der Wand abzustoßen.

"Mist die Winde ist eingeklemmt. Ich muss absprengen", erklärte Jens. "Wir müssen es versuchen Jens", meinte Peter. "Bei den Winden Peter? Damit bringt ihr euch noch alle um, ich klinck mich aus und versuche auf den kleinen Vorsprung da unten dreißig Meter unter mir zu klettern, sagt in der Basis Bescheid, sie sollen mit einer Ersatzmaschine kommen und mich holen", erklärte ich meinen Plan. "Aber Liv, selbst wenn du es schaffst runter zu klettern, wir haben hier draußen minus neun Grad, das hält du nicht lange aus", zweifelte Peter meinen Plan an. "Dann müsst ihr euch halt beeilen", meine Stimme duldete keine Widerrede. Plötzlich hörte ich es knacken und ein Schrei erklang, der Kletterer der soeben noch neben mir hing, stürzte mit einem Schrei in die Tiefe, "scheiße ich hatte gehofft das hält bis ihr wieder da seit, aber Jens jetzt spreng ab, wir wollen nicht alle so enden", ich klinckte mich aus, damit das Gewicht der Winde mich nicht nach unten ziehen würde und schrie Jens an. "Jetzt spreng die verdammte Winde ab, ich hänge sowieso nicht mehr dran und werde mich auch nicht mehr dran hängen, nach einer Weile des Zögerns, hörte ich den Knall und das Seil fiel in die Tiefe. "Halte durch Liv", sagten die drei Jungs zeitgleich und flogen weg. Als sie außer hörreichweite waren, schrie ich auf vor Frust und Schmerz. Meine Schulter wurde von einem heftigen Schmerz durchzogen, seit ich gerade dagegen gestoßen bin. Dann begann ich vorsichtig zu klettern, die ersten 25 Meter gelangen mir sehr gut, auf den letzten paar Metern begann ich zu straucheln, und stürzte drei Meter über dem rettenden Felsplateau ab und krachte darauf. Ich zog scharf die Luft ein vor Schmerz, setzte mich aber aufrecht hin und versuchte gerade aus zu sehen. Dann krabbelte ich zu meinem Rucksack und zog ihn zu mir.

Es waren ein paar Minuten vergangen, die mir vorkamen wie Stunden. Ich hatte mir die Decke aus dem Rucksack geholt und begann die Wunden zu versorgen, die ich mir beim Sturz geholt hatte. Es war nur eine kleine Platzwunde über dem linken Auge und einige Schrammen. Ich tippte auch auf einen leichte Gehirnerschütterung, weil ich Kopfschmerzen hatte und mir schwindelig und schlechte war. Die Schulter die noch von vorhin schmerzte, war warscheinlich ausgekugelt, aber ich konnte nichts dagegen machen, weil das Schmerzmittel in Marks Tasche ist, jetzt hieß es einfach warten und hoffen. Ich kroch noch weiter unter die Decke und nutze den Rucksack als Kopfkissen als es anfing zu schneien. "Na toll, nicht auch noch das", murmelte ich und machte mich kleiner während der Schnee um mich herum zu einem immer dichteren Schneegestöber wurde.

~Fortsetzung folgt~

Medicopter 117 - First Love; Last Love?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt