19 - Eine überraschende Frage

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„Um auf Gott zurückzukommen: Damian hätt auch gereicht."

„Wie witzig und so originell."

Der war ja mal richtig schlecht. Ein so billiger Spruch passt überhaupt nicht zu ihm. In mir beginnt es bereits wieder zu kochen, doch bevor ich mich in meine Wut steigern und weiter schimpfen kann, setzt Damian an:

„Touché. Was ich eigentlich fragen wollt is ...", er zögert merklich „...glaubst du an Gott?"

Ich sehe ihn mit großen Augen erstaunt an.

"Ist das eine ernst gemeinte Frage?" erwidere ich perplex.

„Würd ich sie sonst stellen?"

Okay ... Ich denke fieberhaft nach. Das erwischt mich in dieser Situation auf dem völlig falschen Fuß. Er hat wohl kaum vor mich zu heiraten, nur weil wir gerade Sex hatten. Unfassbar fantastischen Sex, um das mal zu präzisieren, aber ich bin mir sicher, es gab für ihn einige, oder eher viele Frauen vor mir. Was bezweckt er mit dieser Frage?

„Ich bin getauft und auch konfirmiert", sage ich schließlich zögernd, um Zeit zu gewinnen.

„Du bist evangelisch?"

„Ja, sieht wohl so aus ...", antworte ich unsicher und habe nach wie vor keine Ahnung worauf das Ganze hinausläuft.

„Das ist perfekt!"

Damian strahlt mich an und küsst mich überschwänglich.

Ich genieße es, wie all seine Küsse zuvor, hake aber nach.

„Worauf genau willst du hinaus?"

„Wir sind beide evangelisch!" Er sieht mich triumphierend an.

„Und? Hättest du ein Problem, wenn ich katholisch, jüdisch, Buddhistin oder sonst was wäre?"

Er sieht mich erstaunt an.

„Quatsch! Ich bin einfach nur froh, dass du evangelisch bist."

„Wenn das für dich irgendwie wichtig ist, hättest du vielleicht eher fragen sollen?" Ich runzle die Stirn und sehe ihn abwartend an.

„Es is nur weil ich übernächstes Wochenende auf ein Treffen der evangelischen Jugend fahr, und ich fänds toll, wenn du mitkämst. Wär mir echt wichtig ...", lässt Damian die Bombe platzen.

WAS? Dieser launische, kiffende Kerl macht sich Gedanken darüber, welcher Konfession ich angehöre und fährt auf Kirchenwochenenden? Wie passt das denn bitte zusammen?

Ich komme endgültig nicht mehr mit.

„Wenn ich mich weigere, war es das dann mit uns?", frage ich verunsichert.

„Natürlich nich! Aber bitte, komm mit mir!"

„Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich an Gott glaube, getauft hin oder her ...", gebe ich ehrlich zu.

„Egal, viele zweifeln. Ich oft auch."

„Ich käme mir fehl am Platz vor."

„Versuchs einfach, mir zuliebe. Wenns nich dein Ding is, bitt' ich dich nie wieder."

Ich versinke in Gedanken. Zwei Jahre Konfirmationsunterricht haben meine Zweifel eher bestärkt als verringert. Wenn es einen Gott gäbe, würde er nicht endlich mal durchgreifen? All die schrecklichen Dinge verhindern, die ständig um uns herum passieren? Freier Wille, ich weiß. Gott hat uns eine zweite Chance gegeben als er seinen Sohn für uns geopfert hat und wir sollen uns seiner Gnade würdig erweisen. Scheint allerdings nicht so, als hätte irgendwer in den letzten zweitausend Jahren auf ihn gehört. Das macht alles keinen Sinn, obwohl ich mir manchmal wünschte, ich könnte einfach nur glauben, darauf vertrauen, dass ein allwissender Gott meine Geschicke in die richtige Bahn lenkt. Kann ich aber nicht. Bei alldem, was Tag um Tag um mich herum passiert, erscheint mir allein der Gedanke lächerlich ... Und jetzt soll ich mit Damian auf ein Kirchenwochenende? Was soll ich da?

Entflammt - Ronja & Damian Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt