28 - Überraschende Erkenntnisse

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Song zum Kapitel: Tears Run Rings - Marc Almond

So sehr ich mich auch bemühe, meine innere Ruhe wieder zu finden, es will mir nicht gelingen. Erst setzt Damian alles daran, mich genau hierher zu bekommen und jetzt lässt er mich schon den ganzen Tag links liegen. Die komischen Blicke und Bemerkungen meiner Gruppe haben das mulmige Gefühl in meinem Magen noch millionenfach verstärkt. Ich will endlich wissen, was hier gespielt wird. Nachdem ich etwa eine halbe Stunde damit verbracht habe, Löcher in die triste graue Zimmerdecke zu starren, während ich auf meinem mehr als ungemütlichen und viel zu schmalen Stockbett liege, halte ich es endgültig nicht länger aus. Ich werde noch völlig verrückt und brauche endlich Antworten!


Entschlossen mache ich mich auf den Weg nach draußen, um Damian zu finden. Er könnte überall auf diesem riesigen Gelände sein und ich habe keine Ahnung, wo ich suchen soll. Vorsichtshalber mache ich bei meinem Versuch ihn aufzuspüren einen großen Bogen um die Stelle, an der meine Gruppe vermutlich immer noch sitzt. Denen will ich gerade ganz sicher nicht begegnen.

Auf der hinteren Seite des Gebäudekomplexes entdecke ich eine Grünfläche mit einem rustikalen, im Dunklen sicher sehr romantischen Lagerfeuerplatz, der direkt vor einem Waldstück gelegen ist. Obwohl ich bis hierher an etlichen diskutierenden Teams vorbeigekommen bin, konnte ich Damian nirgends erblicken. Ich hätte große Lust auf einen Waldspaziergang, aber ein Blick auf meine Uhr sagt mir, dass das Mittagessen in einer Viertelstunde beginnt. Also unterdrücke ich den Drang nach Einsamkeit und Ruhe und mache mich stattdessen auf den Weg zurück zum Speisesaal.

Je näher ich meinem Ziel komme, umso nervöser werde ich - falls das überhaupt noch möglich ist. Ich muss endlich Damian sehen. Ihn ganz fest an mich drücken, seine Lippen auf meinen spüren.

„Geht's noch?", fahre ich mich an. „Nichts dergleichen wirst du tun. Erstmal muss er dir eine verdammt gute Erklärung für das alles hier geben."

Auch wieder wahr, stimme ich der Stimme in meinem Kopf zu und beende meinen inneren Dialog. Oder ist es eher ein Monolog? Schließlich unterhalte ich mich mit mir selbst. Total egal eigentlich. Hauptsache ich ende nicht als eine dieser Verrückten, die ständig mit sich selbst reden, womöglich noch laut. Bei dem Gedanken schüttelt es mich.

Als ich um die Ecke zum Haupteingang biege, sehe ich endlich Damian, der gerade mit dem Wuschelkopf aus meiner Gruppe wild diskutiert. Bevor ich in Hörweite komme, erblicken die Beiden mich und der Typ verschwindet eilig. Damian kommt mir mit einem schuldbewussten Gesichtsausdruck entgegen und schließt mich fest in seine Arme bevor ich auch nur „Pieps" sagen kann. Er presst sein Gesicht an meine Halsbeuge und murmelt:

„Geht's wieder? Hab gehört, dir ging's nich so gut."

Sein warmer Atem an meinem Hals und sein vertrauter, beruhigender Geruch lassen meine Knie weich werden und meine Entschlossenheit in sich zusammensinken. Dennoch gebe ich dieses Mal nicht so einfach klein bei.

„War halb so wild, nur ein paar Kreislaufprobleme. Aber wie konntest du mich einfach so stehen lassen? Seit wir hier sind, weichst du mir aus. Dabei war es deine Idee, dass ich herkomme!"

Meine Stimme klingt nur halb so böse wie beabsichtigt, aber ich hake tapfer weiter nach, als Damian mit der Antwort zögert:

„Sag mir endlich, was hier eigentlich los ist. Wer war das?"

„Unwichtig", entgegnet er und vermeidet meinen Blick. Ich fasse es nicht, dass er mir schon wieder ausweicht.

„Das sah aber nicht so aus. Ich habe doch gesehen, wie ihr euch gestritten habt. Und außerdem war er in meiner Gruppe und hat mich die ganze Zeit komisch angestarrt. Also rück endlich raus mit der Sprache!"

Entflammt - Ronja & Damian Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt