36 - Zollfahndung

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Das Telefon klingelt und ich hechte wie eine Irre in den Flur um abzuheben, bevor meine Eltern im Wohnzimmer das Gespräch annehmen können, obwohl ich mir kaum vorstellen kann, dass Damian um diese Zeit schon anruft.

„Ronja Benning."

„Hi Kleines, wie wärs mit einem Ausflug nach Arnheim? Du kennst Floh doch, oder?"

Floh, der auch ein Kumpel von Rasmus ist, war immer ziemlich witzig. Auch wenn ich ihn ewig nicht gesehen habe, wird sich daran vermutlich nichts geändert haben.

„Klar, warum?"

„Hab ihn gestern zufällig getroffen und wir haben gedacht, dass wir vielleicht was zusammen machen könnten. Seine Freundin kommt auch mit."

„Also ist das beschlossene Sache?"

Damian zögert kurz.

„Nicht, wenn du keine Lust dazu hast."

„Ne, schon okay."

„Dann hol ich dich um Zwölf ab."

„Prima, bis dann."

Hektisch blicke ich auf meine Uhr. Das ist in knapp einer Stunde und ich werde das Mittagessen verpassen, aber ich schätze nicht, dass das ein allzu großes Problem werden wird. Zum Glück habe ich schon geduscht. Ich reiße meinen Kleiderschrank auf und suche hektisch nach etwas Passendem zum Anziehen. Draußen scheint zwar die Sonne, aber das ist trügerisch, kalt ist es trotzdem. Ich schnappe mir einen dunkelgrauen Rollkragenpulli mit Zopfmuster und eine schwarze Röhrenjeans, eile ins Bad, um meine Haare anzutrocknen und etwas Make-up aufzulegen. Da die Zeit nicht reichen wird, um meine Locken in eine passable Form zu bringen, werde ich sie gleich einfach zu einem Pferdeschwanz zusammenbinden.

„Mama, ist es okay, wenn ich das Essen ausfallen lasse? Ich möchte mit Damian und ein paar Freunden in Arnheim shoppen gehen."

„Könnt ihr nicht nach dem Essen fahren?"

„Dann sind die Geschäfte ja schon fast zu, wenn wir ankommen", wende ich ein.

„Auch wieder wahr. Du kannst es dir heute Abend aufwärmen, wenn du noch Hunger hast."

„Mach ich, Mama."

„Habt einen schönen Tag. Brauchst du noch was für den Winter?"

„Eine neue Jacke wäre nicht schlecht. Die alte wärmt nicht mehr richtig."

„Vielleicht findest du ja was Schönes."

Ich schnappe mir eine Banane, beiße hinein, und verschwinde nochmal ins Bad, um meine Haare in den Griff zu bekommen. Da klingelt es auch schon an der Tür. Ausgerechnet heute ist Damian überpünktlich. Ich lasse meine Mähne, die ich gerade zum Zopf binden wollte, wieder lose herunterfallen und gehe zum Eingang. Schon durch die Scheibe schenkt er mir ein strahlendes Lächeln und mir wird ganz warm ums Herz. Sobald ich die Tür geöffnet habe, umfasst er mich und wuschelt mir durch die Locken.

„Hi Kleines, ich mag's, wenn du sie offen trägst, solltest du viel öfter machen."

„Hi Damian." Ich drücke ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und beschließe spontan, sie so zu lassen, wie sie sind, auch wenn ich nicht verstehen kann, was an dem Wirrwarr auf meinem Kopf schön sein soll. Für alle Fälle werde ich ein Zopfgummi mitnehmen, dann kann ich sie immer noch bändigen, wenn sie mich zu sehr nerven.

„Komm kurz rein, ich bin in zwei Minuten fertig."

Ich streife schnell meine Schuhe über, schnappe meine Handtasche, die zum Glück schon gepackt ist, und gehe ins Wohnzimmer, um meinen Eltern kurz Bescheid zu sagen, dass wir jetzt gehen werden. Mein Vater ist nirgends zu sehen, aber meine Ma kommt mir entgegen und steckt mir 50 Mark zu.

Entflammt - Ronja & Damian Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt