29 - Schweigen

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Song zum Kapitel: Sunday, bloody Sunday - U2


„Ronja, Kleines?"

Das kann jetzt nur ein schlechter Scherz sein.

„VERPISS DICH!"

Die Schritte kommen näher.

„HAU AB! ICH WILL DICH NICHT SEHEN. NIE WIEDER!"

Obwohl ich innerlich schreie, ist meine Stimme nur ein heiseres Krächzen.

„Ok, du bist sauer. Hab ich wohl verdient..."

Sein Gesicht erscheint im Mondlicht vor meinem und ich drehe mich von ihm weg. Ich kann seinen Anblick nicht ertragen.

„Hass mich nich, bitte!"

Er soll einfach nur gehen. Ich ziehe mir die Decke wieder über den Kopf.

„Sprich mit mir."

Was? Das kann er unmöglich ernst meinen. Ich soll mit ihm reden? Er hätte mit mir reden sollen! Und zwar BEVOR er mich auf diesen grauenvollen Trip geschleppt hat.

Schweigend verharre ich unter meiner Decke.

„Ich werd nich gehen, bevor wir das geklärt haben."

Ich rolle mich noch kleiner zusammen, obwohl das kaum noch möglich ist.

Das Wackeln des Betts lässt mich vermuten, dass er gerade die Leiter hochsteigt. Mir bleibt aber auch nichts erspart! Woher nimmt er die Frechheit? Kann er nicht einmal machen, worum ich ihn bitte? Hier gibt es rein gar nichts mehr zu besprechen. Er hat mich benutzt, ich war verdammt nochmal blöd genug, darauf reinzufallen, jetzt reicht es. Das Spiel ist AUS! Meine Vergebung kann er sich sonst wohin stecken. Die wird er nicht bekommen. Meinetwegen kann er auf ewig in der Hölle schmoren. Dieses Kirchen-Ding ist jedenfalls mehr als schief gegangen. Vermutlich die Strafe für meine Zweifel.

„Oh bitte, jetzt mach mal nen Punkt! Du bist gerade mehr als melodramatisch", setzt mein innerer Dialog mal wieder völlig unpassend ein.

„Leck mich! Ich bin melodramatisch, wann immer ich will! Und gerade jetzt ist ein verdammt guter Zeitpunkt!", schieße ich zurück.

Unter der Decke spüre ich Damians Hand auf meinem Rücken.

„Fass mich nicht an!"

Er zieht seine Hand zurück, bleibt aber neben mir sitzen.

„Okay, dann hör einfach zu."

Ich reagiere nicht.

Eine Weile herrscht Schweigen.

„Ich hätt dir von Miriam erzählen solln, aber ich konnt nich. Hab wohl gedacht, dass du dann nich mitgekommen wärst. Aber ohne dich hätt ich das hier nich durchziehen können."

Die Wut, die mich bei seinen Worten erfasst, überwältigt endlich mein Selbstmitleid und ich fahre wie von der Tarantel gestochen auf.

„Du verlogenes Arschloch! Warum hast du nicht einfach gesagt, dass du nur jemanden brauchst, der bei der Scharade hier deine Freundin spielt? Vielleicht hätte ich es sogar gemacht, wenn du ehrlich zu mir gewesen wärst. Stattdessen alles daran zu setzen, dass ich mich in dich verliebe, nur um meine Gefühle mit Füßen zu treten, war wirklich das Allerletzte! Verschwinde und schmor in der Hölle!"

„Kleines, das war so nich! Vielleicht am Anfang, aber jetz nich mehr. Ich hab einen Fehler gemacht! Verzeih mir ... bitte! Ich machs wieder gut!"

„Dann fang damit an, endlich zu verschwinden. Ich ertrage dich hier keine Sekunde länger, du dämliches egoistisches Arschloch!"

Er greift nach meiner Schulter.

Entflammt - Ronja & Damian Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt