35 - Inkonsequent

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Song zum Kapitel: How long will I love You - The Waterboys


Sonntag, drei Tage später

Damian

Es fühlt sich gottverdammt beschissen an, das Richtige getan zu haben! Ich laufe rastlos durch mein Zimmer wie ein Tiger im Käfig, kiffe seit Tagen, was das Zeug hält, um irgendwie runterzukommen und könnte dennoch die Wände hochgehen. Sie fehlt mir und es fällt mir von Tag zu Tag schwerer, sie nich anzurufen oder einfach vor ihrer Tür zu stehen. Aber ich muss das durchziehen, sonst geht der ganze Scheiß wieder von vorne los. Ich weiß genau, dass ich verloren bin, wenn ich auch nur ihre Stimme höre oder sie von weitem seh. Sie is meine persönliche Wohlfühl-Droge und ich bin auf kaltem Entzug, weshalb ich mir ein absolutes Kontakt-Verbot verordnet habe. Ich kann das einfach nich länger mit ihr machen und für mich wird's auch immer heftiger, je länger die Geschichte dauert. Sie is mir viel wichtiger als ich je für möglich gehalten hätte, aber ich bin einfach nich bereit für die Art von Beziehung, die sie offensichtlich mit mir will. Ich kann ihr nich alle beschissenen Einzelheiten meines verkorksten Lebens anvertrauen, eigentlich weiß sie eh schon viel zu viel und ich kann nur hoffen, dass sie das nich überall rumposaunt. Das hätt mir gerade noch gefehlt. Ich glaub nich, dass sie's macht, aber ich zweifle inzwischen an allen Menschen. Es is mir nie leicht gefallen, jemandem zu vertrauen, aber seit der Miriam-Katastrophe geht's gar nich mehr.

Trotzdem is das alles im Grunde nur'n Nebenkriegsschauplatz. Womit ich eigentlich nich klar komm', is Ronja die zerfetzten Überreste meines verfluchten Herzens zu überlassen, nur damit sie dann früher oder später drauf rumtrampelt, weil ihr klar wird, dass ich doch kein Traumprinz bin. Klar, das weiß sie längst, aber scheinbar is in ihrem Hirn noch nich angekommen, wie abgefuckt ich bin. Ich hab jedenfalls genug von dem Verliebtsein-und-Herz-Schmerz-Dreck, deshalb war das alles ja auch ganz anders geplant, nur hat sie's irgendwie komplett über den Haufen geworfen. Aber ab sofort halt ich mich an mich selbst. Sicher is sicher.

Wenn mich nur nich auch noch der ganze Miriam-Dreck seit dem hirnrissigen Wochenende wieder pausenlos verfolgen würd. Ich Idiot musste ja unbedingt dahin und zu allem Überfluss auch noch Ronja mitschleppen und jetzt isses wieder so, als wär's gestern erst passiert. Nich, dass ich die Schlampe plötzlich zurück will, Miriam kann bleiben, wo der Pfeffer wächst, aber der Stachel sitzt verdammt tief. Er gräbt sich immer weiter in mein Fleisch und schwärt in meinen Eingeweiden. Wenn ich wüsste wie, würd ich ihn rausziehen und auf dem Sondermüll entsorgen, aber ich komm einfach nich ran.


***

Mittwoch

Das Leben is immer noch für'n Arsch. Nur gut, dass gerade Herbstferien sind, womit die Berufsschule ausfällt und ich ne Woche Urlaub nehmen konnte. Es is zum Kotzen hoch zehn bei seinem eigenen Vater Urlaub beantragen zu müssen, aber wenigstens hat er nich allzu viele dämliche Fragen gestellt und ich hab eh noch genug Urlaubstage über. Seine Fresse könnt ich gerade echt nich von morgens bis abends ertragen.

Fuck, schon kurz nach Drei. Ich muss dringend zum Bunker und nach Rabbit sehen, damit der Idiot nich noch mehr Scheiße baut ...


***

„Der Dreck bringt's voll nich, ich brauch echt was Härteres, sonst dreh ich durch", beschwert Rabbit sich gerade und zittert am ganzen Körper.

Fuck, fuck, fuck! Mein bester Kumpel geht vor die Hunde und ich weiß nich, was ich tun soll. Er müsste verdammt nochmal in den Entzug, aber schon bei dem Wort explodiert er und ich werd jetz sicher nich wieder damit anfangen. Wie tief will er denn noch fallen? Seit fast zwei Monaten haust er jetzt schon in diesem Dreckloch von Bunker, seit seine Eltern das Aitsch bei ihm gefunden und ihn endgültig vor die Tür gesetzt haben. Er ist inzwischen so blass und abgemagert, dass er glatt als Vampir durchgehen würd und der Mief hier drin is echt nich zum Aushalten.

Entflammt - Ronja & Damian Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt