Sannahs Sicht
Noch lange saß Alec neben mir auf der Brücke und schwieg. Der kühle Regen beruhigte und schloss sich um uns wie ein viel zu warme Umarmung. Nahezu die gesamte Zeit über lag mein Blick auf der Oberfläche des Wassers. Deshalb sah ich auch nur kurz zu Alec hinauf und meinte sogar auf seinen Wangen und in seinem trüben Blick Tränen erkennen zu können. Jedoch konnte ich mich auch einfach irren. Selbst wenn ich mir seiner Tränen sicher gewesen wäre, hätte ich ihn wahrscheinlich nicht darauf angesprochen, immerhin kannten wir uns erst eine so kurze Zeit.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, die von mir aus noch länger hätte andauern können, kam Kim angerannt und im Schlepptau auch Lex, der ihr wie ein edler Ritter den Regenschirm über den Kopf hielt.
Schnell rutschte Alec von der Mauer der Brücke und stellte sich schützend vor mich, wie eine riesige unüberwindbare Mauer.》Was willst du hier Lex?《 knurrte er mit ungewöhnlich starker und selbstbewusster Stimme. Kim warf mir einen entsetzten Blick zu, doch dann wandte sie sich Alec mit finsterer Miene zu. Irgendwie erinnerte sie mich an eine überfürsorgliche Hundebesitzerin, die ihren Dackel vor meinem Schäferhund schützen wollte.
》Sannah mach was!《 befahl sie mir mit einem strengen Ton, der mich schon beinahe an meine damalige Haushälterin erinnerte.
Doch ich verdrehte bloß meine Augen und strich mir mein nasses Haar zurück. 》Was ist mit dir los Kim, seit wann stehst du auf Ärsche?《 Fragte ich sie im sarkastischsten Ton, den ich zu diesem Moment aufsetzen konnte.
Erst jetzt fiel mir auf, dass auf der anderen Seite der Brücke Isell und Gade aufgetaucht waren und ebenso wenig zufrieden wie Alec wirkten.Lex hingegen grinste schmutzig und zog Kim an ihrer Tailie näher an sich heran. 》Alec, seit wann bist du denn so tapfer?《 Fragte er dann seinen Bruder und zog wissend eine seiner Brauen in die Höhe.
Kaum hatte er das gesagt standen Isell und Gade nun auch vor mir, neben Alec und musterten ernst Lex. Er hingegen leckte sich bloß über seine Lippen und fuhr mit seinem Blick meinen Körper entlang. Viel zu lustvoll schien er mir in diesem Moment.
》Wir ziehen sie nicht mit hinein.《 sagte Gade streng und machte deutlich, dass Kim und ich jetzt verschwinden sollten.
Wie auf Komando sprang ich nun auch von der Brücke, denn die Augen von Gade glühten ohne Witz wie die untergehende Sonne und die von Alec, Lex und Isell taten es ihnen in blau, lila und grün nach.
Kim klammerte sich an Lex' Oberarm, aber ich packte sie hastig am Handgelenk und zog sie hinter mir her. Zuerst wollte sie protestieren, doch ich ließ nicht locker und zerrte sie weg. Egal was da passieren würde, ich wollte es ganz sicher nicht wissen und erst recht nichts damit zu tun haben.Nachdem ich mir in unserem Zimmer etwas trockenes übergezogen hatte, schnappte ich mir ein paar Zettel und Stifte und ging hinüber zur Bibliothek. Bestimmt würde ich dort alles über dieses "Wollust" herausfinden, was ich wissen musste. Natürlich wusste ich, was es eigentlich bedeutete, aber was zum Teufel hatte Lex Vater denn dann damit zu tun?
Einige Zeit hockte ich dort und schmökterte in den dicken, teilweise sehr alten Büchern.
》Was suchst du?《 vernahm ich die Stimme von Isell, der einfach hinter mir aufgetaucht war und auf meine Bücher herabsah. Als er erkannte in was für Büchern ich las, schossen seine Augenbrauen in die Höhe und ein interessierter Blick erschien in seinem Gesicht. 》Oje, da ist aber jemand böse. Auf einem Klösterlichen Internat in solchen Büchern zu wälzen.《 neckte er mich und stützte sich mit den Ellbogen auf die Lehne des Ledersofas, auf dem ich es mir gemütlich gemacht hatte.》Isell!《 rief ich lautstark und klappte mit Schwung das Buch zu, in dem ich gerade das Wort Wollust gefunden hatte.
》Pssst!《 zischte er, klatschte seine Hand auf meinen Mund und beugte sich vor. Er küsste bloß seinen Handrücken aber für Leute außerhalb der Ecke sahen wir jetzt aus wie ein Pärchen, welches sich in der Bücherei nach Ruhe sehnte. 》Du hast vergessen, dass ich ein berühmter Star bin! Ich wollte mich hier nur entspannen.《 erklärte er mir seufzend und ließ sich neben mich auf das Sofa fallen.
》Sorry.《 murmelte ich schuldbewusst und legte das Buch auf den Tisch aus dunklen glatten Holz ab. Isell lehnte sich nach hinten und schaute an die Decke des riesigen Raumes.
Während er nach oben ins Nichts starrte fing ich an sein Profil zu studieren. 》Alec hat mir alles erzählt, ich meine das was Lex getan hat.《 erklärte er nachdem er meinen Blick bemerkt hatte.
》Es geht mir gut Isell, mach dir keine Sorgen.《 versicherte ich und sah schnell weg. Ich fühlte mich wahnsinnig ertappt.
Hallo!? Ich kannte diese Jungs erst so kurze Zeit und vertraute ihnen mindestens so gut wie meiner besten Freundin die ich seit meines fünften Lebensjahres kannte, verdammt!
》Gade und Alec finden dich total super.《 wechselte er abrupt das Thema. Blitzschnell sah ich ihn entgeistert und auch fragend an.
》Guck nicht so ich bin dreizehn und kenne dich nicht, okey? Aber ich bin natürlich schon viel reifer als ich aussehe.《 fügte er stolz hinzu und ich brach in lautes Gelächter aus.
Die Bibliothekarin Sr. Xenia sah uns böse an.》Also Sannah, was suchst du in diesen Wälzern so unbedingt?《 Fragte er und nahm eines der dicken Bücher in die Hand und blätterte darin herum.
》Isell, wie definierst du 'Wollust'?《 Fragte ich ihn und legte meinen Kopf schief. Isell zog eine Augenbraue hoch und nahm das Buch, das ich gerade weggelegt hatte, in seine Hand. Höchstens drei Sekunden suchte er darin und schlug dann eine Seite mit Wortdefinitionen auf.
Begeistert und dankbar strahlte ich ihn an und las schnell.Wollust eine der 7 Todsünden die vom Vatikan als Sünde der Unkeuschheit und Sexualität beschrieben wird.
Ich schaute ihn wieder an und er zuckte mit den Schultern. 》Krass. Das beschreibt ja genau Lex, mega der Zufall.《 sagte ich und lachte kurz auf. Isell hingegen fand das nicht lustig, nahm meinen Kaffee und trank einen kräftigen Zug. 》Hey das ist meiner!《 beschwerte ich mich und jetzt grinste er doch.
》Aber aber Senpai, sei doch nicht so geizig, das tut dir sicher nicht gut.《 sagte er zuckersüß und trank weiter.
Ich seufzte lautstark und verdrehte meine Augen. Man, ich bin doch nicht geizig, aber er hätte wenigstens fragen können. 》Isell wie kamst du eigentlich in die Band? 《 Fragte ich plötzlich. Anscheinend zu plötzlich für ihn, denn er verschluckte sich hörbar und sah mich schließlich irritiert an.
》Wir waren schon immer sieben. Unsere Väter sind alles ... ehm... Berühmte Männer, aber es stellte sich heraus, dass sie alle mit ein und derselben Frau geschlafen hatten. Und ja also sind wir schon Brüder. 《 sagte er und lächelte auf eine undefinierbare Art.
》Scheisse.《 sagte ich und gab ihm noch eine der schmalen Kaffeedose.
》Sag doch, ich bin reifer als du denkst. Aber wie sieht's mit dir aus?《 Fragte er mich und ich schaute ihn verblüfft an.
Mit einem Knacken öffnete ich eine neue Dose und trank zuerst einen kleinen Schluck. 》Hm, ja also ...《 ich räusperte mich knapp. 》... mein Vater hat mich mit sieben Jahren auf dieses Internat geschickt und davor hatte ich ca. acht verschiedene Stiefmütter, wobei meine leibliche Mutter eine Prostetuierte war. 《 mitleidig sah er mich von der Seite an. 》Guck doch nicht so, das Internat war meine Entscheidung. Ich hasse meinen Vater denn er war der, der mich entjungfert hat.《
》Scheisse. 《 sagte diesmal er und stellte die Dose weg.
》Aber wenn du doch so einen Scheiss durchgemacht hast und jetzt an so einer Schule lebst, glaubst du dann überhaupt noch an Gott? 《 Fragte er mit einer solchen Intensität in seinen blattgrünen Augen, dass mir kalt meinen Rücken hinunter rutschte.
Ahoi Freunde
Wow! Noch eine Todsünde mehr ~ aber er ist um einiges jünger als die anderen :D.
Naja viel Spaß die nächsten sind schon vom Charakterdisgn fertig. :D alles liegt bereit!MFG LY Me ♡
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Allein unter Teufeln 1
Fantasy-Allein unter Teufeln 1- Seit ihrer frühsten Kindheit lebt Sannah White gemeinsam mit ihrer besten Freundin Kim in einem bekannten katholischen Internat und besucht gemeinsam mit ihr die angeschlossene Privatschule. Die Musterschülerin liebt ihr ru...