1 ~ Joana

3.8K 268 3
                                    

|Anmerkung an alle Erstleser: Ich entschuldige mich schon im Voraus für alle allfälligen Grammatik oder Tippfehler. Ich weiß, wie dringend ich diese Geschichte überarbeiten sollte und ich werde, versprochen! Als ich sie geschrieben habe, war ich noch ein zwei Jährchen unerfahrener und habe sie einfach auf meinem Handy getippt. Also bitte... don't judge my younger self! |

Ich zupfte meine neuste Wintersalatkreation in Position und entfernte mich ein paar Schritte vom Tisch, um mein Werk genauer zu betrachten. Auf dem vorderen Blatt fehlte eindeutig noch ein Tropfen Balsamico. Ich schnappte mir die Tube und setzte einen winzigen, perfekten  Tropfen ab. Dann stellte ich den Kamerafokus richtig ein, rückte das Stativ gerade und drückte ab. Perfekt! Zufrieden sah ich mir das Bild an. Noch ein, zwei Filter und Hervorhebungen, die Helligkeit etwas ändern und ich konnte meinen heutigen Beitrag hochladen.

Die Haustür klappte und ein «Bin wieder daha!», hallte in die Küche. Schnell begann ich meine Kamerautensilien zusammen zu räumen, nicht dass Jade sie gleich übersah und mit dem Kopf voran in meinem Vegi-Salat à la Joana landete. (Was nicht das erste Mal wäre, ich spreche aus Erfahrung!)

Jade betrat den Raum, ihre Schritte liessen den Parkettboden knarzen. Ich liebte unser altes, grosses Haus und die Geräusche, die jedes Haus einzigartig machten. Auch wenn ich manchmal auf das laute Knarzen gewisser Treppenstufen oder die Geräusche, die der Wind machte, wenn er ums Haus fegte hätte verzichten können. Natürlich war mir aber besonders unsere Küche heilig, während Jade den Wintergarten bevorzugte, genau wie Papa sein Büro und Mama den Garten.

«Hi, wie läufts?» Jade hatte von der Kälte gerötete Wangen. Ich umarmte sie flüchtig und gab dann vor, in meinem Zimmer noch das Bild bearbeiten zu müssen. Ich war bereits auf der Treppe, als Jade mir hinterher rief:«Ach übrigens, bevor ich es vergesse: Lion kommt zum Abendessen vorbei. Nur damit du es weisst.» Nicht der schon wieder...! Lion war schon seit der Oberstufe  quasi Jades Bruder, was mich manchmal schon ein bisschen angurkte. Ich hatte manchmal das Gefühl, sie hätte lieber ihn als mich als Zwilling. Er war nett und alles, aber sein Benehmen war nicht gerade erste Sahne. Apropos Sahne, ich musste mich jetzt endlich mal hinter mein Bild setzten.

Das Abendessen lief wie erwartet. Meine Eltern redeten über die neusten Geschehnisse der Welt, Jade und Lion waren in ein langweiliges Gespräch über irgendwelche total angesagten Bands vertieft, die ich sowieso nicht kannte und ich hockte dazwischen und schnippelte gelangweilt an meiner Fetascheibe herum. Unauffällig zog ich unter dem Tisch mein Handy aus der Hosentasche und checkte den neusten Stand meines Blogs. Ein paar Kommentare unter dem neusten Bild und etliche private Nachrichten von Fangirls, Mittvierzigern mit einer 'plötzlich erwachten Lust sich auf die Töpfe und Pfannen zu stürzen' und zwei von Jungs mit etwas anderen Absichten. Das übliche.

«... du dazu, Joana?», drang plötzlich die Stimme meiner Mutter zu mir durch. Ich schreckte hoch. Der ganze Tisch sah mich erwartungesvoll an. Mist. Um was gings?
«Öhm ja, wieso nicht...!?», sagte ich vorsichtig. Mein Blick traf Jades und sie versuchte mir mit Gesten etwas mitzuteilen, was ich leider beim besten Willen nicht verstand. Da soll mir einer noch erzählen, zwischen Zwillingen gäbe es so etwas wie Gedankenübertragung.

«Dann bist du einverstanden?», fragte Mama erfreut. Scheisse, wie kam ich da jetzt wieder raus?! Hilfesuchend blickte ich zu meiner Schwester. «Also, ich find das voll okay, wenn wir dieses Jahr Sylvester ohne euch zwei verbringen. Ich bin sicher, Jo sieht das genauso, nicht wahr?», sagte Jade lautstark. Ach darum gings! Danke Schwesterherzchen!
«Aber sowas von! Wir sind schliesslich keine 12 mehr!», sagte ich mit so einer grossen Überzeugung, als wäre das für mich überhaupt nie zur Diskussion gestanden.
«Danke, Joana! Ich wusste wir können uns auf dich verlassen, dass du die Bude zusammenhältst, wenn wir für den Auftrag weg müssen!», sagte Dad und klopfte mir anerkennend auf die Schulter.
Ich fing Jades gekränkten Blick auf. Wahrscheinlich war sie sauer, dass Dad ihr nicht vertraute. Aber ich kannte den Grund genauso gut wie sie: Wer musste letztes Jahr den Tannenbaum entsorgen, weil Jade zu unfähig gewesen war, die Kerzen sorgfältig auszulöschen? Der Brandgeruch hing heute noch in den Vorhängen.
Moment mal, hatte ich mich gerade wirklich dazu bereit erklärt, Sylvester auf Jade aufzupassen? Lieber Gott, steh mir bei!

Schaschlikspieße und ShakespeareWo Geschichten leben. Entdecke jetzt