4 ~ Jade

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Mist verdammter! Ich versuchte mich zu bewegen, wurde von dem Gewicht der Dosen aber sofort wieder nach unten gedrückt. Der Geruch von Ravioli stieg in meine Nase. Igitt. Warum hatte ich auch nicht Ananasdosen umgerannt?

Ich hörte das Klackern von Schuhen auf dem Boden. «Jade? Jade verdammt noch mal, steh sofort auf, bevor uns irgendjemand bemerkt! Mann, wie hast du das den schon wieder geschafft?!», sagte Joana und reichte mir ihre Hand. Ich habe "Altes Kaminstück" von Heinrich Heine repetiert und dabei die Gestik wohl etwas übertrieben! wollte ich Jo am liebsten sagen, verkniff es mir aber.

Als ich endlich wieder mit zwei Beinen auf dem Boden stand und meiner Schwester zusah, wie sie geschickt die Dosen, die noch ganz waren, zu einer Pyramide baute, tauchte eine Angestellte auf. Allerdings rannte sie nach einer kurzen Schreckenssekunde wieder davon um Verstärkung zu holen. Das konnte ja heiter werden.

«Hilf mir bitte mal, Jade! Die Leute gucken...!», flehte mich Jo an. Ich gab es auf, einen fetten Tomatensoßenfleck auf meinem T-Shirt zu putzen und kniete mich vor die halb fertige Dosenpyramide.
«Falls das irgendjemand fotografiert und veröffentlicht, und es meinem Ruf schadet, reden  wir noch miteinander, klar?», zischte Jo mir zu. Ich nickte mit eingezogenem Kopf. Wenn Jo sauer war, dann ja keine Gegenäusserung bringen.

«Name, Adresse, Wohnort, Alter, Telefonnummer?», verlangte die Frau mit dem Klemmbrett und klapperte unruhig mit dem Kugelschreiber. Zögernd nahm ich das Blatt entgegen und suchte zuerst nach einer Information, wie lange das Hausverbot gelten sollte. Erfahrungsgemäss war es von Vorteil, wenn ich das wusste, wenn Jo mich danach fragen würde.
«Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, jemand muss diese Schweinerei ja auch noch aufwischen. Wenn sie also so gut wären und sich beeilen würden?», sagte die Frau und machte mit ihrer Hand eine Ein bisschen zackig jetzt! - Geste.

Ich füllte den Bogen widerwilig aus und unterschrieb schwungvoll. Hoffentlich würden sie nicht unsere Eltern anrufen, sonst hatte ich ein Problem. Wobei ich zugeben musste, dass das nicht mein erstes Hausverbot ist. Beim Inder bei uns um die Ecke hatte ich leider auch eins und im Kosmetiksalon meiner Mutter, obwohl mich letzteres schon fast gefreut hatte, da ich Mama jetzt nicht mehr begleiten musste, wenn sie hinging.

«Bist du noch sauer?», fragte ich Jo, während wir die Tüten mit Lebensmittel im Auto verstauten. Sie seufzte laut. «Manchmal könnte ich dich echt umbringen für deine Tollpatschigkeit, aber eigentlich tut es mir nur jetzt schon leid um dein erstes Date. Ich hoffe, du spuckst ihm nicht die Suppe übers Hemd...» Ich musste lachen und war froh, dass Jo nicht mehr sauer auf mich war. «Weisst du, ich werde ihn einfach gar nicht zum Essen einladen! Dann kann das gar nicht passieren!» Jetzt lachte Jo. «Jade, du brauchst gar kein Essen um etwas anzustellen. Da reicht ein Gegenstand im Umkreis von 50 Metern!»

Schaschlikspieße und ShakespeareWo Geschichten leben. Entdecke jetzt