11 ~ Joana

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Ich stand mit einem Informationsblatt zur Sendung hinter der Haustür und wartete auf Jades Rückkehr. Irgendwie fühlte ich mich wie einer dieser Mörder die ihr Opfer töteten, sobald es die Tür öffneten. Nur dass ich meine Schwester mit positiver Energie überrumpeln wollte und ihr nicht eine Axt über den Kopf ziehen würde.

Inzwischen hatte ich mich natürlich von vorne bis hinten über den Event informiert und konnte dem Schicksal nur danken, dass es mir die Chance meines Lebens gab. Georges würde mit mir in einer Fernsehküche stehen, wir würden ein perfektes Team abgeben, er würde mein Talent erkennen und alles daran setzten, mir den Preis zu übergeben. Er würde mich mit in sein Pariser Lokal nehmen und mir sein streng geheimes Zitronentartè - Rezept verraten. Und dann würde ich auch berühmt werden, weil er in seinem Lokal meine Kreationen servieren lassen würde, und...

«Uups! Sorry Schwesterherz, aber du stehst an einem ziemlich ungünstigen Ort, wenn ich das so sagen darf.» Jade lächelte entschuldigend und sammelte die Sachen aus ihrer Tasche, die sie mir gerade förmlich um die Ohren geschlagen hatte, wieder zusammen.
Ich ignorierte ihre Aussage und strahlte sie an. «Ich werde berühmt!»
«Aha. Hast du die 100.000er Marke geknackt?» Jade spielte darauf an, dass ich seit einiger Zeit auf meinen 100.000sten Abonnent meines Blogs wartete.
«Nein, rate mal mit wem ich im Fernsehen komme!»
Jade hielt inne und liess ihre Tasche wieder auf den Boden sinken.
«Wurdest du genommen?», fragte sie und grinste mich an. «Ich wusste gleich dass sie nicht anderes können als dich zu nehmen! Lass dich drücken Schwesterchen!»
Jade umarmte mich stürmisch. Ich versuchte erst einmal meine Gedanken zu sortieren.

«Woher weisst du dass ich in der Kochshow komme?» Noch im selben Moment machte es in meinem Gehirn klick!
«Deswegen konnte ich mich nicht erinnern, mich angemeldet zu haben! Du kleines Schlitzohr, du!»
Ich gab Jade einen Stoss in die Seite, musste sie dann aber doch nochmal umarmen. «Danke», flüsterte ich in ihr Haar.

Das Abendessen stellte ich wie in eine Gedankenwolke genebelt her und merkte gar nicht, was ich eigentlich kochte. In meinem Kopf hatten nur zwei Gedanken Platz: Die Show und Georges Dubois. Ich malte mir den Moment unserer Begegnung in allen bunten Einzelheiten aus. Zum Glück assen Jade und ich alleine und ich konnte sie in aller Ruhe zuquatschen, ohne irgendwelche Fragen wie «Und? Wie war dein Tag?» beantworten zu müssen. Das hielt bis zum Dessert an, als mein Handy klingelte und ich mich mit einer Entschuldigung zurückzog. Wenn mein Freund anrief, war es dringend.

«Hi. Ich wollte mal hören wie dir geht. Ist dir mal aufgefallen dass du heute zweimal nicht drangegangen bist?» Erics Stimme hörte sich vorwurfsvoll an.
«Tja, du glaubst nicht was mir heute passiert ist!...» Mit vollstem Vergnügen breitete ich das ganze nochmal extra detailliert vor ihm aus. Und liess keine Einzelheiten weg.
«... und die Liveshow kommt dann am 15. Januar im Fernsehen und...»
«Jo.»
«Was? Das ist doch superobermegatoll? Hallo? Eric?»
«Am fünfzehnten Januar hast du grade gesagt.»
«Jaaa ich weiss, dass ist noch lange hin, aber die Zeit vergeht schnell und dann...»
«Jo, am 15. Januar ist unser Jahrestag.»

Schaschlikspieße und ShakespeareWo Geschichten leben. Entdecke jetzt