17 ~ Joana

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Der grosse Tag rückte immer näher und ich ging meinem Umfeld immer mehr auf die Nerven. Oder zumindest würde ich Jades «Mein Gott, ich kann das Wort Zitronentarté nicht mehr hören!» so interpretieren. Aber das verzieh ich ihr. Immerhin hatte sie mir die entscheidende Idee geliefert.

Am Sonntag, zwei Tage vor der Show begann ich meine Sachen zu packen. Wir Teilnehmer, fünf an der Zahl, würden in einer kleinen Herberge in der Nähe des Studios untergebracht sein und ich hoffte, bereits vorher die Gelegenheit zu haben, meine Konkurrentinnen auszuchecken.

Ich gab meinem neuen Blogpost, der schon früher online gehen musste, noch den letzten Schliff und lud ihn dann hoch. Keine Sekunde später gab mein Handy ein Ping! von sich.

Jade
Was passiert jetzt eigentlich mit dem Joric Jahrestag??

Ich erstarrte. Eric! Das hatte ich in meinen Planungen komplett vergessen.
Morgen würde ich schon abreisen und mein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es bereits zu spät war, um noch irgendwo hin zu gehen.
Ich sah es schon vor mir: Eric verabschiedete sich am Bahnsteig von mir und gab mir ein Geschenk... und ich würde dastehen wie eine Vollidiotin.

Joana
Wann kommst du nach Hause? Brauche Zwillingsrat...

Ich drückte auf Senden und legte mein Handy zur Seite. Ich konnte jetzt nur noch darauf hoffen, dass Jade einen nächsten Gedankenblitz hatte.
Keine  10 Minuten später  klopfte es an der Tür und Jade streckte ihren Kopf ins Zimmer.
  «Was gibts?», fragte sie und grinste.
Ich liess mich stöhnend aufs Bett fallen.
  «Kannst du mir bitte nochmal so eine deiner guten Ideen liefern? Ich mach alles dafür, ich schwöre!»

Die Matratze senkte sich ein Stück als sich Jade neben mir niederliess.
«Wenn du mir noch ein Blech voller frischer Keksen hast?», antwortete sie.
Ich verdrehte die Augen, konnte mir ein Grinsen aber nicht verkneifen.
«Nein, leider nicht!»
Ich zog ihr ein Kissen über den Kopf.

«Ej, das war nur gut gemeint! Aber jetzt mal im Ernst, was macht ihr jetzt?», fragte sie.
«Was wir machen ist nicht das Problem. Morgen bringt Eric mich zum Bahnhof und vorher gehen wir noch frühstücken.», sagte ich. «Die Frage ist eher, was ich ihm schenke!»

«Irgendwie ist das seltsam.», bemerkte Jade und musterte nachdenklich mein Kissen, dass ich eben nach ihr geschmissen hatte. «Ausgerechnet jemand wie du, der gefühlt zehn Sachen gleichzeitig machen kann und immer weisst, wos langgeht, verzweifelt an der Was-schenke-ich-meinem-Freund-Frage. Das ist absurd.»
«Ich weiss. Aber das ändert nichts daran, dass ich es morgen früh haben muss.»
Wir blickten gleichzeitig zu meiner grossen Wanduhr. Gleich 21:00 Uhr.
«Weisst du, ich denke ernsthaft darüber nach, ihm einfach einen Kuchen zu backen. Und wenn Ich das sage, bin ich wirklich verzweifelt.»
Jade sagte nichts, sondern starrte weiter angestrengt das Kissen an. Wenn sie so weitemachte, würde es sich gleich in Luft auflösen.
Plötzlich fuhr sie so schnell hoch, dass ich mich fast zu Tode erschrak.
«Gibt mir Stift und Zettel, ich hab's!»

Schaschlikspieße und ShakespeareWo Geschichten leben. Entdecke jetzt