12 ~ Jade

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Dieses Kapitel schreibe ich zu Ehren von William Shakespeares 400. Todestag, der heute ist. «Was getan ist, ist getan und bleibt's.» ~ Shakespeare
WilliamShakespeare

«Morgen Eric.»
Ich liess die Tür offen stehen und drehte mich wieder um in Richtung Küche. Äh, Moment mal.
«Was machst du eigentlich um kurz nach sieben schon hier?», fragte ich Eric und ging zurück zur Tür.
«Ich muss mit Joana reden. Und zwar dringend.»
Und ich musste Eric dringend davon abhalten meine Schwester zu früh aus den Federn zu reissen. Sonst konnte sie richtig ungemütlich werden.
Und ich glaubte auch nicht, dass Eric mit guten Absichten gekommen war. Jo hatte mich über das Thema Jahrestag nähmlich schon informiert.
«Tja, dann musst du wohl noch bis zur Schule warten. Man sieht sich!»
Es war immer wieder schön, ein verdutztes Gesicht zu sehen.

Ein Poltern auf der Treppe verriet mir kurze Zeit später, dass Jo auch endlich wach war.
«Hi. Wer war dass denn schon so früh?» Ich erklärte ihr die Situation und reichte ihr die Müslipackung.
«Nee danke, hab keinen Hunger. Mann, ich muss das heute noch irgendwie hinkriegen, aber ich hab keine Ahnung wie. Sonst ist Eric für den Rest seines Lebens beleidigt.»
Ich musste grinsen.
«Irgendwie ist es ja schon amüsant. In jeder schlechten Soap vergisst er jeden Pärchentag und sie ist daraufhin zutiefst beleidigt. Woraufhin er seine Freundin mit einem riesigen Blumenstrauss überrascht und sie ist wieder total glücklich.
Nur dass es bei euch genau umgekehrt ist: Die perfekte Joana vergisst ihren Jahrestag.»
Ich schüttelte gespielt empört den Kopf und nahm einen Schluck von meinem (wie ich gleich darauf schmerzlich feststellen musste) noch heissen Kakao.

Meine Schwester verdrehte bloss die Augen und holte ihre Sojamilch aus dem Kühlschrank. Sie schlug ihn mit solcher Wucht zu, dass einige der vielen Fotos, die mit Magneten an der Kühlschranktür befestigt waren, runter fielen.
Jo bückte sich genervt und schob sie zu einem Häufchen zusammen, was sie auf den Tisch klatschte. «Bin dann mal im Bad.» Mit diesen Worten verzog sie sich. Ich konnte nicht anders, ich musste einfach die Augen verdrehen.

Als ich meine leere Müslischale in die Spüle gestellt hatte, machte ich mich daran die Fotos wieder an den Kühlschrank zu hängen. Ich befestigte ein Babyfoto von Jo und mir, ein Urlaubsfoto aus dem letzten Jahr und das Erinnerungsbild an Oma und Opa wieder mit Magneten. Dann nahm ich das Foto von Jo und Eric und befestigte es extra mit einem roten Herzmagnet über allen anderen Bildern. Man hoffe auf ein wenig Glück, liebes Schicksal.
Nicht dass mir Eric so wichtig gewesen wäre, richtig gemocht hatte ich ihn noch nie, aber ich wollte nicht dass mir Jo tagelang die Ohren wegen ihm vollheulte.

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