"Du kannst beruhigt sein. Ich tu dir nichts.", seine tiefe Stimme dringt durch ihren Körper und erfüllt ihn mit Angst. Sie kann ihm nicht so ganz glauben. Was meint er überhaupt? Sie bewegt sich kein bisschen und ist auch weiterhin still.
"Was weist du von mir?", fragt er sie plötzlich.
Ihr Herz rast immer noch aber sie wagt einen Blick. Sie hebt den Kopf und sieht einen jungen Mann vor sich auf der Couch sitzen. Den Blazer ausgezogen, sitzt er in einem weißen Hemd gemütlich während er ihr eindringlich in die Augen schaut. Sollte sie sich unwohl fühlen? Seine grünen Augen starren sie fragend an.
"Ich stelle die Frage anders, was willst du über mich wissen?", erwidert er lächelnd. Amira ist sich immer noch unsicher wie sie sich zu benehmen hat. Das ist nicht so wie ihre Mutter es ihr beigebracht hat. Er will mir ihr reden und nicht schlafen. Sollte sie sich nicht freuen? Das beklemmende Gefühl in ihrer Brust fühlt sich aber nicht nach Glück an. Sie schluckt. Er reibt sich die Schläfe und lässt sich zurück fallen.
"Ich denke wir sollten uns kennenlernen. Ich mein, ich schlafe nur mit einem Mädchen das ich liebe...so cliche und Unglaubwürdig das jetzt klingen mag." Amira schaut ihm direkt in die Augen. Sie fühlen sich ehrlich an. Sie hebt ihr langes Brautkleid ein wenig hoch um sich bewegen zu können und setzt sich ebenfalls auf die Couch aber sicherheitshalber ganz an den Rand.
"Ich bin Iias, 24 Jahre alt und arbeite in einer Firma die Videospiele entwickelt. Meine Hobbys sind Laufen und Videospiele spielen. Lieblingsspeise hab ich nicht, ich esse alles was essbar ist. Meine Lieblingsfarbe ist grün. Das ist alles was mir jetzt einfällt. Jetzt bist du dran.", wie ein Gentleman stellt er sich lächelnd vor. Das ist ganz und gar nicht das was sie von ihrer Mutter über ihre Hochzeitsnacht gehört hat. Das ist viel besser.
"Ich..heiße Amira...und b-bin 18 Jahre alt. Erm...ich...mein Vater war gegen ein Studium...ich...ehm...lese sehr gerne. Und ich schreibe g-gerne. Lieblingsspeise? Eem...ich esse auch alles. Uhm...ich mag violett.", mit zittriger uns leiser Stimme kann sie sich vorstellen.
"Dein Vater war gegen ein Studium? Wieso das?", mit einem wütenden Unterton fragt er Amira doch ihre Antwort bringt in zum Beben.
"Er denkt Frauen sind es nicht wert Wissen zu sammeln sondern s-sollten heiraten.", erwidert sie monoton.
Iias reist sie Augen auf. "Was würdest du gerne studieren?"
Verwirrt schaut sie ihn an. "Ich?"
"Ja, du! Was ist falsch daran. Wenn du studieren willst dann melde ich dich an der Uni an. Du hast ja eh erst vor kurzem maturiert. Stimmts?"
Sie nickt.
"In welchem Fächern bist du angetreten?", fragt er sie weiter aus.
"M-mhm. Mathematik, Englisch, Deutsch schriftlich und mündlich Mathematik, Physik und Chemie.", ihre Stimme gewinnt an Selbstvertrauen. Iias lächelt und strahlt über das ganze Gesicht. "Das ist ja toll. Ich habe gehört du hattest ein Einserzeugnis. Maschaallah. Ich habe eine intelligente Frau geheiratet." Amira lächelt zum ersten Mal seit langem. Noch nie hat sie so ein Kompliment bekommen. Eine Stunde unterhalten sie sich darüber welches Studium sie beginnen könnte doch das ist schwieriger als gedacht. Amira sagt ihre eigene Meinung nicht. Es ist offensichtlich das sie eine hat aber sie behält sie für sich. Sie sagt sie nicht einmal wenn sie danach gefragt wird. Iias wird wütend bei dem Gedanken das ihr Vater daran schuld ist. Nicht nur ihr Maturazeugnis sondern auch ihr 8.Klasse Zeugnis ist ausgezeichnet. Nur Einser und Zweier.
"Du wirst doch wohl etwas haben das dir gefällt. Du kannst nicht alle Fächer mögen.", versucht Iias herauszufinden.
"I-ich weis nicht. Meine Lehrer-"
"Schau Amira.", ihr Herz schlägt schneller als er ihren Namen ausspricht, "was willst du? Du! Deine Lehrer sind mir egal. Genauso wie deine Eltern. Du hast gesagt du liest und schreibst gerne. Möchtest du Autorin werden?"
Amira überlegt. Was will sie? Sie hat sich irgendwann dieselbe Frage gestellt. Irgendwann. Viel Jahre ist das her. Es hat nie gut geendet wenn sie einen eigenen Vorschlag gebracht hat. Ihr Vater hat ihn nicht einmal hören wollen, er hat sie sofort ins Zimmer zurückgeschickt oder schlimmer. Was will sie? Will sie Autorin werden? Nein. Sie schreibt gerne aber nicht Bücher. Kurze Texte. Nein. Das fühlt sich nicht richtig an.
"Kannst du dich an irgendein Thema erinnern das dich in der Schule besonders interessiert hat?", möchte Iias ihr helfen.
Sie hebt den Kopf und schaut ihm direkt in die Augen.
"Psychologie."
"Psychologie?", fragt Iias nach.
Sie wendet die Blick kurz ab. "Die Biologie des Menschen.", erwidert sie.
"In Richtung Medizin?", erwidert er.
Sie ist sich nicht sicher. Will sie Medizin machen? Nein. Sie schüttelt den Kopf. Er lächelt sie süßlich an. "Klären wir das morgen. Ich denke wir sollten schlafen. Also wirklich schlafen.", mit diesen Worten steht er auf und geht ins Schlafzimmer. Er dreht sich um und streckt seine Hand aus. Amira kennt dieses Gefühl nicht. Es ist warm und durchströmt ihren ganzen Körper. Es hinterlässt ein komisches Kribbeln in ihrem Magen. Sie steht auf und nimmt langsam und zögernd seine Hand. Sie ist warm...und etwas feucht...und groß. Amira gefällt das Gefühl das von ihrer Hand in ihren Körper strömt. Kurz vergisst sie das sie Zwangsverheiratet wurde und genießt einfach nur das Gefühl von Haut an Haut. Auch er fühlt sich wohl und vergisst das sie sich erst seit einigen Stunden kennen.
"Erm deine Eltern haben deine Sachen heute morgen hergebracht. Du kannst das Schlafzimmer haben. Ich nehme die Couch.", erklärt er grinsend.
Da ist es wieder. Das Wissen das ihr Vater sie hierzu gezwungen hat. Er lässt ihre Hand los um sich aus dem Schrank einen Pyjama zu holen und ist gerade dabei das Zimmer zu verlassen als sie ihn zurückhält. "Ich kann sie nicht das Zimmer wegnehmen. Ich nehme die Couch.", sie versucht selbstbewusst zu klingen schafft es aber nicht. Er dreht sich zu ihr und nimmt wieder ihre Hand.
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Über Zwang und Liebe
RomanceKann aus Zwang Liebe werden? Zu Gehorsam gedrillt und in eine Form gepresst die der strengen Gesellschaft passt. Keine eigene Meinung, keine eigenen Entscheidungen. Nicht einmal den Ehemann darf Amira sich selbst aussuchen. Doch sie hat Glück...