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Iias stockt der Atem. Nur teilweise wegen Begeisterung.
Amira trägt ein rotes, ärmelloses Satinkleid welches eng an ihrem Oberkörper liegt und an der Tailie breiter wird. Ihre glatten Beine sehen atemberaubend aus in diesen schwarzen High-Heels. Doch was Iias am meisten schockiert sind Amiras schöne langen Haare die jetzt rot sind.
"Amira was...?! Wann?!", Iias kann nicht in Worte fassen was er da sieht. Das ist nicht seine geliebte Ehefrau, dass ist eine billige Kopie.
"Gefällt es dir?", fragt Amira mit einem verführerischem Lächeln.
"Amira. Eigentlich nicht."
Verwirrt bleibt Amira stehen und sieht Iias in seine glasigen, grünen Augen.
"Jasmine hat gesagt das..."
"Das ist mir egal. Amira. Gefällt dir was du im Spiegel siehst?"
Wortlos schaut Amira zu Boden doch Iias packt sie am Arm und zerrt sie zum Spiegel im Schlafzimmer.
"Gefällt dir...das?", fragt er erneut während er die Gestalt im Spiegel betrachtet.
Amira sieht wunderschön aus aber das tut sie in Iias Augen auch in einem Kartoffelsack.
"Die Haare...sind übertrieben.", gibt sie leise von sich.
Erleichtert legt Iias seine Stirn auf ihre Schulter.
"Das kann man abwaschen. Ist nur Kreide.", stellt sie fest. Verwirrt sieht Iias auf.
"Kreide?"
"Ja das ist ein neuer Trend. Für einen Abend eine andere Haarfarbe haben. Wäscht sich mit Wasser raus.", erklärt sie mit einem Lächeln.
"Amira schau. Du kannst dir ruhig die Haare färben wenn du das wirklich willst. Aber bitte. Sag mir vorher Bescheid und erschreck mich nicht so."
Amira lächelt einfach in den Spiegel hinein.
Gefällt ihr was sie sieht?
Sie sieht eine Frau in einem kurzen, roten Kleid mit unnatürlichen Haaren und Make-up im Gesicht das von einem Mann, mit besorgtem Gesicht, sanft an den Schultern gehalten wird. Ein mulmiges Gefühl überkommt sie. Haben ihre Freunde recht? Wird sie in Jasmins Bann gezogen anstatt ihr zu helfen. Amira gibt zu das diese Freiheit ihr gefällt. Doch ist sie die Opfer wert die sie bringt. Amira berührt ihre Lippen und wischt den Lippenstift weg. Iias lässt ihre Schultern los um ein Taschentuch zu holen.
Amira wischt sich die Farbe von den Lippen und lächelt in den Spiegel hinein. Liebevoll umarmt Iias sie von hinten während er zärtlich in ihr Ohr flüstert.
"Die Farbe stand dir aber du bist von Natur aus wunderschön."
Er streift ihre Haare zur Seite und sieht die aufgekratzte Stelle an ihrem Nacken. Zärtlich legt er seine Lippen auf ihren Nacken sodass sie kurz aufschreckt. Sie war in Gedanken versunken und musste sich erst wieder an ihre normale Lippenfarbe gewöhnen. Sie legt eine Hand auf seinen Kopf und fährt ihm dabei sanft durch die Haare. Kurz hebt er seinen Kopf und blickt lächelnd in den Spiegel welchen Amira keine Sekunde aus den Augen lässt.
Dieser Anblick gefällt ihr. Iias Arme um ihre Hüften geschlungen während er ihren Nacken mit Küssen übersät.
Sie atmet tief durch und schließt schlussendlich ihre Augen um sich komplett Iias hinzugeben. Doch ihre Gedanken lassen sie nicht los. Jasmine, ihre Mutter, ihr Studium, Iias, ihr Vater; alle machen es ihr unmöglich gedankenfrei zu bleiben. Wie gerne würde Amira wissen was dieses mulmiges Gefühl in ihrem Magen ist.
Angst. Wut. Hass.
Augenblick reist sie die Augen auf und schaut erneut in den Spiegel. In ihrem Kopf herrscht pures Chaos.
Noch bevor Amira etwas sagen kann geben ihre Beine nach sodass sie in Iias Armen zusammen sackt.
Ihr Blick ist leer und ihr Atem fällt schwer. Sie ist wie in Trance.
Immer und immer wieder ruft Iias ihren Namen doch sie hört nichts. Sie sieht nur diese vollständige leere wenn sie in den Spiegel blickt und diese Leere nimmt alle ihre Sinnesorgane ein. Es ist als wäre sie gelähmt.
Doch im nächsten Moment schreckt sie auf und sieht Iias verschrocken an.
"Amira! Geht es dir gut? Lass mich einen Arzt rufen.", doch sobald Iias aufstehen will zieht Amira ihn zu sich.
"Bleib bei mir.", bringt sie mit erstickter Stimme heraus.
Widerwillig setzt Iias sich neben Amira und zieht sie behutsam in seine Arme während er zärtlich beginnt ihre Wange zu streicheln.

Amira ist es gewohnt geführt zu werden. So schnell kann sie diese Art nicht ablegen. Doch wem will sie jetzt folgen? Dem Beispiel ihrer Mutter? Eine unglücklich verheiratete Frau die es nicht schafft ihre 16 jährige Tochter im Zaun zu halten.
Nein.
Jasmine? Ein Mädchen das tut wonach ihr ist und sich nicht um die Konsequenzen schert.
Oder doch Iias. Ein liebevoller Mann voller Verständnis aber ohne spektakuläre Persönlichkeit.
Die Idee das man selbst sein eigener Boss ist und immer nach den eigenen Regeln spielt klingt zwar verlockend ist aber eine einzige Lüge.
Kein Mensch ist völlig frei.
Dieser Gedanke beruhigt Amira. Sie schluckt ihren Kummer herunter und zwingt sich vorerst keine Entscheidungen zu treffen.

Sie löst sich aus Iias Armen und lächelt ihn zuversichtlich an. Mit überzeugender und ruhiger Stimme erzählt sie ihm sie habe Stress in der Uni und das ist sie nicht gewohnt, deshalb dieser Aussetzer.
So schlecht Amira sich auch dabei fühlt ihren Ehemann zu belügen aber im Moment fällt ihr keine bessere Idee ein. Ihm zu erzählen was sie von innen heraus aufrisst will Amira nicht. Stattdessen redet sie sich raus und gibt ihren Gefühlen und Gedanken eine Form.
Sie malt und zeichnet.
Die einzige Tätigkeit bei der sie ohne Hemmungen sie selbst sein kann. Den nur die wenigsten verstehen was in ihren Bildern gezeigt wird.
Unwissenheit ist im Endeffekt auch ein Schutzfaktor.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 21, 2016 ⏰

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Über Zwang und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt